Das Frauenkomplott
die Wände waren mit Efeu berankt, mit Knöterich, wildem Wein und Kletterhortensien. In Töpfen waren einjährige blühende Kaiserranken, die sich an Drähten hochwanden. Dazwischen standen Tomaten, angelehnt an die Wand, um die Wärmeabstrahlung der Mauer zu nutzen. Einige Palmen in Töpfen gaben dem Ganzen ein gewisses italienisches Flair. Da der frühere Querflügel des Gebäudes nicht mehr stand, hatte der Hof relativ viel Sonne und war deshalb gärtnerisch zu nutzen. Zwischen den Pflanzeninseln war der Hof gepflastert. Dort standen jetzt kleine Tische.
Vor dem rechten Seitenflügel war eine relativ große Fläche mit Steinen gepflastert, an dessen Seite, vor den Fenstern zur Erdgeschosswohnung, stand ein riesiger Tisch. Die Fenster waren allesamt geöffnet. Denn hier wohnte der Mann mit dem grünen Daumen. In Absprache mit der Hausverwaltung hatte er die Innenhofgestaltung und -pflege übernommen. Er war beurlaubter Landschaftsgärtner, angestellt beim Bezirksamt Charlottenburg und in Elternurlaub. Seine Frau war im Job geblieben und er kümmerte sich um Kind und Grünzeug.
Als ich den Hof betrat, schaute er interessiert aus dem Fenster und rief mir zu: »Hallo, wollen Sie zu unserem Fest?«
Ich nickte und kam ihm entgegen. Sein Blick zeigte, dass er ein bisschen irritiert war, schließlich war ich mehr als zwei Stunden zu früh.
»Keine Panik, ich will vorher noch zu Mari Rosenberg.«
Ich winkte ihm zu und ging die Treppen hoch. Mari wohnte in der obersten Etage. Das Haus hatte keinen Fahrstuhl, aber nach dem Fahrradtraining der letzten Wochen und meiner abgetanzten Fünferkarte und nicht zuletzt in Erwartung des Abends sprang ich fast die Treppe hoch.
Wir saßen zuerst einfach eine Weile auf dem Balkon, schauten nach unten auf den noch leeren Hof und tranken Orangensaft. Es war ein warmer Spätsommertag Anfang September, bald würde es Herbst werden, aber heute war davon nichts zu spüren. Ich war ruhig und Mari begann nach einer Weile von sich aus das Gespräch.
»Was meinst du, sollten wir besprechen?«
»Wir sollten grundsätzlich darüber reden, was du damit meintest, dass du Friedbert Hansen erst dann wiedersehen wolltest, wenn wir das besprochen hätten.« Ob ich es richtig deuten würde, dass sie den Unterhalt, den sie normalerweise von ihren Liebhabern bekomme, mittelbar erhalten wolle, also nicht direkt von Hansen selbst, dem das Geld moralisch nicht gehöre, sondern von Ruth.
»Das ist etwas kompliziert ausgedrückt, aber möglicherweise, ja.« Sie beugte sich ein wenig vor zu mir. »Dass du mich recht verstehst. Mir geht es nicht um Geld. Mir geht es in diesem Fall eher darum …«, sie neigte den Kopf einige Male hin und her, »meinen Charme, wenn du so willst, in eurem Interesse einzusetzen.«
Wir waren uns einig, dass das nur mit Ruths Einwilligung ginge. Und dass wir die Details, wie das Geld von Friedberts auf Ruths Konto gelangen könnte, gemeinsam diskutieren müssten. Am Mittwoch wollten wir zu Ruth fahren. Ich musste mir also, obwohl ich in acht Tagen meinen letzten Tag haben würde, doch noch einmal Urlaub nehmen.
Von unten stiegen Stimmen auf. Die ersten Gäste der anderen Hausbewohner trafen ein, und ein kleiner Blitz durchzuckte meinen Bauch und kickte gegen meinen Solarplexus. Gleich würde ich endlich den tanzenden Zimmermann wiedersehen. Ich war so aufgeregt, dass ich seinen Namen nicht denken konnte.
Gerade als wir an der Haustür waren, um runterzugehen, klingelte Maris Telefon.
»Hallo!« Pause. »Grüß dich, Manuel«.
Ich blieb im Türrahmen stehen und versuchte, alles mitzuhören.
Sprechen. »Nein!« Längeres Sprechen. »Das ist ja schade!« Längeres Sprechen. »Ja, versuch das!«
In diesem Moment hätte ich in Tränen ausbrechen können, meine Anspannung war so groß gewesen, dass die Enttäuschung mich unvermittelt traf. Fest lehnte ich meine Schultern gegen den Türrahmen, um die Fassung zu bewahren.
Mari legte auf. Sie hatte etwas sehr Mütterliches, als sie mir zärtlich über den Kopf streichelte. »Manuel muss in einem Formationstanz seines Vereins mitmachen. Es ist ein Showtermin, sie treten bei einer Hochzeit auf.« Sie sah mich tröstend an und strich mir mit ihren zarten Fingern über die Wange. »Eigentlich war er nicht dran, aber jemand hat sich den Fuß verstaucht und er musste einspringen.«
»Ach!«, wehrte ich ungehalten Maris Zärtlichkeiten ab. »Ist ja auch egal!« Ich drehte mich zum Treppenhaus und wollte runtergehen. Auf das Hoffest
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