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Das fremde Gesicht

Titel: Das fremde Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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festgestellt, daß er bei seinen Schulkameraden sehr beliebt war. Sogar damals schon erzählte er den Leuten, seine Mutter sei tot.«
    »Hat er sie je wiedergesehen?«
    »Sie kam nach Philadelphia zurück, als er sechzehn war.
    Diesmal ist sie dageblieben. Sie war endlich reifer geworden und hat sich eine Stelle in einer Anwaltskanzlei besorgt. Soweit ich weiß, hat sie versucht, Edwin zu sehen, aber es war zu spät. Er wollte nichts mehr mit ihr zu tun haben. Der Schmerz saß zu tief. Im Lauf der Jahre hat sie von Zeit zu Zeit Kontakt mit mir aufgenommen, um zu fragen, ob ich je etwas von Edwin gehört hätte. Ein Freund hatte mir einen Zeitungsausschnitt über seine Hochzeit mit deiner Mutter geschickt. Da standen der Name und die Adresse seiner Firma drauf. Ich hab’
    Aurelia den Ausschnitt gegeben. Soviel ich von ihr weiß, hat sie ihm jedes Jahr um seinen Geburtstag herum und zu Weihnachten geschrieben, erhielt aber nie eine Antwort.
    In einem unserer Gespräche hab’ ich ihr von der Begegnung in Scottsdale erzählt. Vielleicht hatte ich kein Recht, ihm die Todesnachricht zu schicken.«
    »Er war ein wunderbarer Vater für mich und ein wunderbarer Ehemann für meine Mutter«, sagte Meghan.
    Sie versuchte die Tränen wegzublinzeln, die ihr in die Augen stiegen. »Er war beruflich sehr viel unterwegs. Ich kann einfach nicht glauben, daß er ein zweites Leben geführt haben soll, eine andere Frau, die er womöglich als seine Frau bezeichnete, vielleicht eine andere Tochter, die er bestimmt auch geliebt hat. Aber allmählich glaube ich, daß es stimmen muß. Wie sonst kann man sich Annie und Frances erklären? Wie kann irgend jemand von meiner Mutter und mir erwarten, daß wir diese Täuschung verzeihen?«
    Es war eine Frage, die sie sich selbst stellte, nicht Cyrus Graham, doch er antwortete darauf. »Meghan, drehen Sie sich um.« Er deutete auf die Fenster hinter dem Sofa. »Das mittlere Fenster dort ist das, an dem ein kleiner Junge jeden Nachmittag Wache stand und nach seiner Mutter Ausschau hielt. So im Stich gelassen zu werden bleibt nicht ohne Auswirkung auf die Seele eines Kindes.«

    34
    Um vier Uhr rief Mac Catherine zu Hause an, um sich zu erkundigen, wie es ihr ging. Als sich niemand meldete, versuchte er es im Gasthof. Gerade als man ihn in der Zentrale zu ihrem Büro durchstellen wollte, ertönte die Sprechanlage auf seinem Schreibtisch. »Nein, ist schon gut«, sagte er schnell. »Ich versuch’s später noch mal.«
    In der folgenden Stunde gab es viel zu tun, und er kam nicht mehr dazu, sie anzurufen. Er war gerade im Randbezirk von Newtown, als er sie vom Auto aus zu Hause anrief. »Ich hab’ gedacht, wenn du da bist, komme ich für ein paar Minuten vorbei, Catherine«, sagte er.
    »Ich könnte gut etwas moralische Unterstützung gebrauchen, Mac.« Catherine setzte ihn rasch über die Hellseherin ins Bild und daß sie und der Polizeibeamte schon unterwegs seien.
    »Ich bin in fünf Minuten da.« Mac legte den Hörer auf und runzelte die Stirn. Er glaubte nicht an Spiritismus.
    Wer weiß, was Meg heute über Edwin in Chestnut Hill zu hören bekommt, dachte er. Catherine ist so ziemlich am Ende ihrer Kräfte, und sie können keinen Scharlatan – egal welchen Geschlechts – gebrauchen, der ihnen noch mehr Ärger macht.
    Er bog in die Einfahrt der Familie Collins ein, als gerade ein Mann und eine Frau vor dem Haus aus einem Wagen stiegen. Der Ermittler und das Medium, dachte Mac.
    Er holte die beiden auf der Veranda ein. Bob Marron stellte erst sich selbst und dann Mrs. Fiona Black vor, wobei er lediglich sagte, sie hoffe, zum Auffinden von Edwin Collins beitragen zu können.

    Mac war auf eine Darbietung von Hokuspokus und einstudierter Schwindelei gefaßt. Statt dessen ertappte er sich dabei, wie er widerstrebend die beherrschte und ausgeglichene Frau bewunderte, die Catherine mit warmer Anteilnahme begrüßte. »Sie haben eine schlimme Zeit durchgemacht«, sagte sie. »Ich weiß nicht, ob ich Ihnen helfen kann, aber ich weiß, daß ich es versuchen muß.«
    Catherines Gesicht wirkte angegriffen, aber Mac sah, wie ein Schimmer Hoffnung darin aufkam. »Ich bin überzeugt, daß mein Mann tot ist«, sagte sie zu Fiona Black. »Ich weiß, daß die Polizei anderer Meinung ist. Es wäre um so vieles leichter, wenn es irgendeinen Weg gäbe, Klarheit zu erlangen, irgendeinen Weg, es zu beweisen, es ein für allemal herauszufinden.«
    »Vielleicht gibt es ihn ja.« Fiona Black umschloß Catherines Hände

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