Das fremde Gesicht
mit ihren eigenen. Sie ging langsam und mit aufmerksamem Blick in das Wohnzimmer. Catherine stand neben Mac und Kommissar Marron und beobachtete sie.
Sie wandte sich an Catherine. »Mrs. Collins, haben Sie noch die Kleider und persönlichen Dinge ihres Mannes hier?«
»Ja. Kommen Sie mit nach oben«, entgegnete sie und ging voran.
Mac spürte, wie sein Herz schneller schlug, als sie ihr folgten. Da war etwas an Fiona Black. Sie war keine Hochstaplerin.
Catherine führte sie zum Schlafzimmer. Auf der Frisierkommode stand ein Doppelrahmen. Ein Bild zeigte Meghan. Das andere Catherine und Edwin in Festkleidung. Letztes Silvester im Gasthof, dachte Mac.
Es war eine rauschende Nacht gewesen.
Fiona Black betrachtete das Bild und sagte anschließend:
»Wo ist sein Kleiderschrank?«
Catherine öffnete die Tür zu einem begehbaren Schrank.
Mac erinnerte sich, daß sie und Edwin vor Jahren die Wand zu dem kleinen Nachbarschlafzimmer aufgerissen und sich zwei Garderobenräume geschaffen hatten. Dieser hier war der von Edwin. Reihenweise Jacketts, lange Hosen und Anzüge. Vom Boden bis zur Decke Fächer mit Sporthemden und Pullovern. Ein Schuhgestell.
Catherine sah sich in der Garderobe um. »Edwin hatte einen wunderbaren Geschmack, was Kleidung betrifft. Für meinen Vater mußte ich immer die Krawatten aussuchen«, sagte sie. Es war, als riefe sie sich selbst die Dinge ins Gedächtnis zurück.
Fiona Black betrat den Schrank, berührte dann hier ein Revers, dort ein Schulterstück. »Haben Sie Lieblingsmanschettenknöpfe oder einen Ring von ihm?«
Catherine öffnete eine Kommodenschublade, »Das war der Ehering, den ich ihm gegeben habe. Er hat ihn eines Tages verlegt. Wir dachten, er wäre verloren. Edwin war so unglücklich darüber, daß ich ihm einen neuen gab, und dann hab’ ich den hier wiedergefunden, dort, wo er hinter die Kommode gefallen war. Der war ein bißchen eng inzwischen, also hat er den neuen anbehalten.«
Fiona Black nahm den schmalen Goldring entgegen.
»Darf ich ihn für ein paar Tage behalten? Ich verspreche, daß ich ihn nicht verliere.«
Catherine zögerte und sagte dann: »Wenn Sie glauben, daß es was nutzt.«
Der Kameramann von dem PCD-Sender in Philadelphia traf sich mit Meghan um Viertel vor vier vor dem Franklin Center. »Tut mir leid, daß das so ein Schnellschuß ist«, entschuldigte sie sich.
Der schlaksige Kameramann, der sich als Len vorstellte, zuckte mit den Achseln. »Wir sind dran gewöhnt.«
Meghan war froh, daß es nötig war, sich auf das Interview zu konzentrieren. Die Stunde, die sie mit Cyrus Graham, dem Stiefbruder ihres Vaters, verbracht hatte, war so schmerzlich gewesen, daß sie alle Gedanken daran beiseite schieben mußte, bis sie es Stück für Stück akzeptieren konnte. Sie hatte ihrer Mutter versprochen, nichts vor ihr zu verbergen. Es würde schwierig werden, aber sie war entschlossen, das Versprechen zu halten.
Heute abend würden sie sich damit auseinandersetzen.
Sie sagte: »Len, zum Auftakt hätte ich gern eine Totale der Straße hier. Dieses Kopfsteinpflaster ist ganz anders, als sich die Leute Philadelphia vorstellen.«
»Sie hätten das erst mal vor der Renovierung sehen sollen«, sagte Len, während er die Kamera laufen ließ.
Innen im Center begrüßte sie die Dame am Empfang.
Drei Frauen saßen im Wartezimmer. Sie sahen alle sehr gepflegt und gut hergerichtet aus. Meghan zweifelte nicht, daß sie die Klientinnen waren, die Dr. Williams auf die Interviews angesprochen hatte.
Sie hatte recht. Die Empfangsdame stellte sie den Damen vor. Eine war schwanger. Vor der Kamera erklärte sie, daß dies ihr drittes Kind sein werde, das durch künstliche Befruchtung entstanden sei. Die anderen beiden hatten jeweils ein Kind und planten, eine weitere Schwangerschaft mit ihren kältekonservierten Embryos in die Wege zu leiten.
»Ich habe acht eingefrorene Embryos«, sagte eine der beiden mit einem glücklichen Lächeln ins Kameraobjektiv. »Sie werden drei davon einsetzen, in der Hoffnung, daß einer sich entwickelt. Falls nicht, warte ich ein paar Monate, dann lasse ich die übrigen auftauen und versuche es noch mal.«
»Wenn Sie sofort Erfolg damit haben, eine Schwangerschaft zu erzielen, kommen Sie dann nächstes Jahr wieder?« fragte Meghan.
»O nein. Mein Mann und ich möchten nur zwei Kinder.«
»Aber Sie haben dann noch immer tiefgekühlte Embryos im Labor hier in Aufbewahrung, oder?«
Die Frau pflichtete ihr bei. »Ja, das schon«, sagte
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