Das fremde Gesicht
Verbindung, und ich möchte Bescheid wissen, wenn Sie ins Krankenhaus gehen. Es ist hart, das erste Kind zu kriegen, ohne jemanden, der einem nahesteht.«
»Ich hab’ auch allmählich Angst davor«, gab Stephanie zu. »Meine Mutter hatte es schwer, als ich geboren wurde.
Ich will einfach, daß es vorbei ist.«
Der Anblick des bekümmerten jungen Gesichts ließ Meghan nicht los. Warum war Stephanie so hartnäckig gegen jeden Versuch, vom Vater Unterstützung für das Kind zu bekommen? Wenn sie natürlich fest dazu entschlossen war, das Baby zur Adoption freizugeben, dann erübrigte sich die Frage wohl.
Es gab noch etwas anderes, was Meghan erledigen wollte, bevor sie heimfuhr. Trenton lag nicht weit von Lawrenceville entfernt, und Helene Petrovic hatte dort als Sekretärin im Dowling Center gearbeitet, einem Institut für künstliche Fortpflanzung. Vielleicht erinnerte sich dort noch jemand an die Frau, obwohl sie vor sechs Jahren von dort weg und zur Manning Clinic gegangen war. Meghan wollte unbedingt mehr über sie herausfinden.
Das Dowling Assisted Reproduction Center war in einem kleinen Nebengebäude des Valley Memorial Hospital untergebracht. Im Empfangsraum standen nur ein Schreibtisch und ein Stuhl. Ganz offensichtlich ließ sich diese Einrichtung nicht mit der Manning Clinic vergleichen.
Meghan zeigte ihren PCD-Ausweis nicht vor. Sie war nicht als Reporterin hier. Als sie der Sprechstundenhilfe erklärte, sie wolle gern mit jemandem über Helene Petrovic sprechen, änderte sich die Miene der Frau. »Wir haben nichts mehr zu dieser Angelegenheit zu sagen.
Mrs. Petrovic hat hier drei Jahre lang als Sekretärin gearbeitet. Sie hatte nichts mit irgendwelchen medizinischen Abläufen zu tun.«
»Das glaube ich Ihnen«, sagte Meghan. »Aber man macht meinen Vater dafür verantwortlich, daß sie die Position in der Manning Clinic bekam. Ich muß mit jemandem reden, der sie gut gekannt hat. Ich muß herausfinden, ob die Firma meines Vaters je ein Empfehlungsschreiben angefordert hat.«
Die Frau schien zu zögern.
»Bitte«, sagte Meghan leise.
»Ich schau mal nach, ob die Direktorin Zeit hat.«
Die Direktorin war eine attraktive grauhaarige Frau von etwa fünfzig. Als Meghan in ihr Büro geleitet wurde, stellte sie sich als Dr. Keating vor. »Ich bin ein Dr. phil., keine Ärztin«, sagte sie flott. »Ich habe mit der geschäftlichen Seite des Instituts zu tun.«
Sie hatte Helene Petrovics Akte in ihrem Schubfach.
»Die Staatsanwaltschaft von Connecticut hat vor zwei Tagen eine Kopie davon angefordert«, erklärte sie.
»Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich mir Notizen mache?« fragte Meghan.
»Nicht im geringsten.«
Die Akte enthielt Informationen, wie sie in den Zeitungen gestanden hatten. In ihrem
Bewerbungsschreiben für das Dowling Center war Helene Petrovic bei der Wahrheit geblieben. Sie hatte sich um eine Sekretariatsstelle bemüht und dazu ihre Arbeitserfahrung als Kosmetikerin und ihren kürzlich erworbenen Abschluß an der Woods Secretarial School in New York angeführt.
»Ihre Angaben erwiesen sich als richtig«, sagte Dr. Keating. »Sie machte einen guten Eindruck und hatte eine angenehme Art. Ich habe sie eingestellt und war während der drei Jahre, die sie hier war, sehr zufrieden mit ihr.«
»Hat sie Ihnen gesagt, als sie wegging, daß sie zur Manning Clinic geht?«
»Nein. Sie gab an, sie wolle wieder eine Stelle als Kosmetikerin in New York annehmen. Sie hat gesagt, eine Freundin sei dabei, einen neuen Salon zu eröffnen.
Deshalb fanden wir es auch nicht merkwürdig, daß wir nie um ein Empfehlungsschreiben gebeten wurden.«
»Dann hatten Sie nichts mit Collins and Carter Executive Search zu tun?«
»Nein, in keiner Weise.«
»Frau Dr. Keating, Mrs. Petrovic hat es fertiggebracht, die medizinische Belegschaft in der Manning Clinic an der Nase herumzuführen. Woher, glauben Sie, hatte sie die Kenntnisse über den richtigen Umgang mit kältekonservierten Embryos?«
Dr. Keating machte ein nachdenkliches Gesicht. »Wie ich den Ermittlern aus Connecticut gesagt habe, war Helene von Medizin fasziniert und insbesondere von der Art, wie sie hier praktiziert wird, den Methoden der künstlichen Fortpflanzung. Sie las gern die medizinischen Bücher, wenn es nicht so viel Arbeit gab, und ist häufig ins Labor gegangen und hat sich angeschaut, was dort vor sich ging. Ich sollte wohl hinzufügen, daß sie das Labor nie hätte allein betreten dürfen. Um es genau zu sagen, lassen wir nie
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