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Das fremde Gesicht

Titel: Das fremde Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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keiner Weise äußern, genausowenig werden sie Aufnahmen zulassen.«
    Dr. Mannings silberweißes Haar war zerzaust, und sein gütiges Gesicht wirkte angegriffen, als er sich die Brille aufsetzte und mit heiserer Stimme zu lesen begann.
    »Ich kann nur um Entschuldigung bitten wegen des Kummers, den die Familie Anderson erleiden muß. Ich bin fest überzeugt, daß Mrs.
    Anderson heute ihr eigenes
    biologisches Kind zur Welt gebracht hat. Sie hatte zwei kältekonservierte Embryos im Labor unserer Klinik. Der eine war der eineiige Zwilling ihres Sohnes Jonathan; der andere ein genetisch unterschiedlicher Nachkomme.
    Letzten Montag gestand mir Helene Petrovic, daß sie einen Sturz im Labor gehabt hatte, als sie gerade mit den Petrischalen beschäftigt war, in denen die beiden Embryos waren. Sie rutschte aus und fiel hin. Sie schlug mit der Hand an eines der Laborgefäße und kippte es um, bevor die Embryos in die Reagenzgläser übertragen wurden. Sie war der Überzeugung, daß die erhalten gebliebene Petrischale den eineiigen Zwilling enthielt und gab ihn in das speziell etikettierte Reagenzglas. Der andere Embryo war nicht zu retten.«
    Dr. Manning nahm seine Brille ab und schaute auf.
    »Wenn Helene Petrovic die Wahrheit gesagt hat, und ich habe keinen Anlaß, daran zu zweifeln, dann, ich wiederhole es, hat Dina Anderson heute ihren biologischen Sohn geboren.«

    Er wurde mit Fragen überschüttet. »Warum hat die Petrovic Ihnen damals nicht gleich Bescheid gesagt?«
    »Warum haben Sie die Andersons nicht sofort gewarnt?«
    »Wie viele weitere Fehler, glauben Sie, hat sie begangen?«
    Dr. Manning ignorierte alle und ging unsicheren Schritts aus dem Raum.

    Victor Orsini rief Phillip Carter nach der Nachrichtensendung am Samstag abend an. »Sie denken wohl besser daran, Anwälte mit der Vertretung der Firma zu beauftragen«, sagte er zu Carter.
    Carter wollte gerade zum Abendessen im Drumdoe Inn aufbrechen. »Finde ich auch. Die Sache ist zu groß, als daß Leiber sie übernehmen könnte, aber er kann wahrscheinlich jemanden empfehlen.«
    Leiber war der Anwalt, mit dem die Firma einen Beratervertrag hatte.
    »Phillip, wenn Sie noch nichts für den Abend vorhaben, wie wär’s, wenn wir zusammen essen gingen? Um das Sprichwort abzuwandeln: Not und Not gesellt sich gern.«
    »Dann hab’ ich ja das Richtige vor. Ich treffe mich mit Catherine und Meg Collins.«
    »Herzliche Grüße von mir. Bis Montag dann.«
    Orsini legte auf und ging zum Fenster hinüber. Um Candlewood Lake herum war es friedlich heute abend. Die Lichter der Häuser am Seeufer waren heller als sonst.
    Einladungen zum Abendessen, dachte Orsini. Zweifellos würde sein Name dort überall fallen. Alle in der Gegend hier wußten, daß er bei Collins and Carter arbeitete.
    Sein Telefongespräch mit Phillip Carter hatte die Information erbracht, die er brauchte: Carter war für den Abend mit Sicherheit anderweitig beschäftigt. Jetzt konnte Victor ins Büro gehen. Er würde völlig allein sein und konnte sich ein paar Stunden lang die persönlichen Akten in Edwin Collins Büro ansehen. Ein Gedanke ließ ihm seit einiger Zeit keine Ruhe, und es war von entscheidender Bedeutung, daß er diese Akten ein letztes Mal überprüfte, bevor Meghan sie ausräumte.

    Meghan, Mac und Phillip trafen sich um halb acht im Drumdoe Inn zum Abendessen. Catherine war in der Küche, wo sie seit vier Uhr beschäftigt war.
    »Deine Mutter hat Mumm«, sagte Mac.
    »Aber klar doch«, stimmte Meg zu. »Hast du die Abendnachrichten mitgekriegt? Ich hab’ mir PCD
    angeschaut, und der wichtigste Beitrag hat die Verwechslung des Anderson-Babys, den Petrovic-Mordfall und meine Ähnlichkeit mit der Frau im Leichenschauhaus mit dem Haftbefehl gegen Dad kombiniert. Bestimmt haben alle Sender die Geschichte als erstes gebracht.«
    »Ich weiß«, sagte Mac ruhig.
    Phillip hob seine Hand in einer Geste der Hilflosigkeit.
    »Meg, ich würde alles tun, um dir und deiner Mutter zu helfen, wirklich alles, um irgendwie eine Erklärung dafür zu finden, warum Edwin die Petrovic zu Manning geschickt hat.«
    »Es gibt eine Erklärung«, sagte Meg. »Ich glaube daran, und Mutter tut’s auch, weshalb sie auch den Mut aufgebracht hat, hierherzukommen und sich die Schürze umzubinden.«
    »Sie hat doch nicht etwa vor, auf Dauer die Küche zu machen?« protestierte Phillip.

    »Nein. Tony, der Küchenchef, der letzten Sommer aufgehört hatte, hat heute angerufen und angeboten, zurückzukommen und für eine

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