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Das fremde Haus

Das fremde Haus

Titel: Das fremde Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Hannah
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können mir Ihre unwahrscheinlichen Theorien erzählen, und ich erzähl Ihnen meine. Die blödsinnigsten Sachen führen zu den besten Ideen, habe ich immer wieder festgestellt.«
    Simon fühlte sich nicht wohl, wenn er mit Leuten essen sollte, die er nicht gut kannte. Er und Grint waren keine Freunde. Warum mussten sie zusammen essen? Was sollte das bringen? »An Essen hatte ich eher weniger gedacht«, sagte er. Er dachte an die Pardoner Lane, die nicht allzu weit von ihrem gegenwärtigen Standort entfernt sein konnte. Er hatte genug Zeit, die Straße ausfindig zu machen und festzustellen, ob diese Schule nun neben Nummer 17 oder Nummer 18 lag. Eine kleine Diskrepanz, sicher, aber es gab keinen Grund zu der Annahme, dass es nicht wichtig sein könnte.
    Und es gab auch keinen Grund, Ian Grint gegenüber etwas von diesen Plänen und Gedanken zu erwähnen.
***
    »Erinnerst du dich an diesen Abend in der ›Brown Cow‹ vor ein paar Jahren, als du fast in eine Schlägerei geraten wärst?«, fragte Olivia. Sie und Gibbs lagen zusammen in ihrem Bett im Malmaison in London. Sie hatten diese Woche schon ein paar Hotels ausprobiert, aber diese war Olivias Lieblingsherberge. Wände und Fußböden waren dunkel gehalten – dunkelrot, braun, purpur, stellenweise schwarz. Es war, als würde man ins Innere eines Menschenherzens treten. Liv hatte Gibbs ihre Theorie schon mehrfach dargelegt, bei der Innenausstattung des Hotels musste man an heimliche Leidenschaften gedacht haben.
    »Ich wäre fast in viele Schlägereien geraten.«
    »Ein Mann behauptete, du hättest seinem Kumpel den Stuhl weggenommen, obwohl er dir gesagt hatte, dass er besetzt sei. Du hast geantwortet, zu dir hätte er gesagt, er sei nicht besetzt.«
    Gibbs schüttelte den Kopf. »Ich erinnere mich nicht.«
    »Aber du erinnerst dich an mich? Du hast mich in der ›Brown Cow‹ gesehen?«
    Er warf ihr einen seltsamen Blick zu. »Ständig.«
    »Was hast du gedacht?«
    »Gedacht?«
    »Wenn du mich gesehen hast.«
    »Ich weiß nicht. ›Da ist Charlies Schwester mit der vornehmen Stimme und den großen Titten.‹ Was hast du gedacht, wenn du mich gesehen hast?«
    »Ich hätte nie gedacht, dass so was passieren könnte, nicht in tausend Jahren. Du?«
    »Nein.«
    »Findest du das nicht seltsam?«
    »Was?«
    »Dass keiner von uns beiden eine Ahnung hatte, dass wir irgendwann … hier landen würden.«
    »Eigentlich nicht«, sagte Gibbs. »Woher sollten wir wissen, was passieren würde, bevor es passiert war?«
    »Nein, was ich meinte, war … wir haben uns nicht mal gewünscht, dass es passiert.«
    »Und? Es wäre trotzdem passiert.«
    »Was meinst du damit?« Olivia schob ihn von sich herunter. »Glaubst du, das ist wahr? Dass es auch passiert wäre , damals schon, obwohl wir keine Ahnung hatten?«
    Gibbs dachte darüber nach. »Es ist passiert«, sagte er. »Bevor es passierte, würde es passieren.«
    »Du glaubst, es war unvermeidlich, dass wir zusammenkommen?«
    »Jetzt ist das so«, sagte Gibbs.
    »Ja, aber ich meine …« Olivia überlegte, wie sie die Frage am besten formulieren sollte. »Vor Charlies und Simons Hochzeit hätten wir da auch zusammenkommen können oder nicht, oder bestand die Möglichkeit, dass wir nicht zusammenkommen würden, gar nicht?«
    »Letzteres«, sagte Gibbs.
    »Wirklich?« Liv versuchte, die Begeisterung aus ihrer Stimme zu verbannen. »Die Möglichkeit, dass wir keine Affäre miteinander haben könnten, bestand niemals – glaubst du das wirklich? Du glaubst also an Schicksal? Du glaubst, der freie Wille ist eine Illusion?«
    »Du machst es schon wieder.«
    »Was denn?«
    »Was ich auch sage, du machst irgendwas daraus, was ich nicht verstehe, und dann behauptest du, das hätte ich gesagt. Es hat überhaupt keinen Sinn, dass ich irgendwas sage. Schreib du ruhig meinen Text, mir ist es gleich.«
    »Ich bin diejenige, die nicht versteht«, stöhnte Liv. »Erkläre!«
    Gibbs starrte zur Decke hoch. »Wenn etwas geschieht, kann man zurückblicken und sagen, dass es geschehen musste – weil es passiert ist. Sobald es passiert ist, gibt es keine Alternativen.«
    »Ich kann nicht rauskriegen, ob du da etwas Romantisches gesagt hast oder nicht.«
    Er zuckte mit den Achseln. »Nicht bewusst. War nur eine Feststellung.«
    »Gut, dann also – wie denkst du dir die Zukunft?«
    »Voller Sex.«
    »Mit mir?«, fragte Olivia.
    »Nein, mit dem verfickten Dick und dem verfickten Doof. Natürlich mit dir.«
    »Ich glaube nicht, dass Debbie das so

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