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Das fremde Haus

Das fremde Haus

Titel: Das fremde Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Hannah
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zurückkommst. Er zählt die Tage, glaub mir.«
    »Sag das nicht«, meinte Simon. Die Vorstellung, sein direkter Vorgesetzter könne etwas anderes als Abscheu für ihn empfinden, war ihm ein Gräuel.
    »Wir haben Liv und Gibbs miteinander allein gelassen«, sagte Charlie. »Liv war ja sowieso schon ziemlich voll, und was ist, wenn sie noch mehr getrunken haben, und sie es Gibbs erzählt hat, und was ist, wenn …« Sie wollte es nicht aussprechen, weil sie befürchtete, dass es dann eher wahr werden könnte.
    »Gibbs?« Simon lachte. »Gibbs unternimmt noch nicht mal irgendwelche Anstrengungen, mit mir zu reden, wenn ich neben ihm sitze. Da wird er sich sicher nicht die Mühe machen, mich in Spanien aufzuspüren. Warum sollte er?«
    »Es braucht nur irgendwas zu geschehen, das ein wenig aus dem Rahmen fällt, und alle werden sich denken: ›Wenn nur Simon hier wäre, wenn wir ihn nur fragen könnten, was er davon hält …‹«
    »Nein, würden sie nicht. Sie würden denken: ›Gott sei Dank ist Waterhouse nicht hier, um alles unnötig kompliziert zu machen‹.«
    »Du weißt, dass das nicht wahr ist. Sam Kombothekra denkt nicht so. Und wenn Gibbs –«
    »Verdammt noch mal, Charlie! Olivia wird Gibbs nicht verraten, wo wir sind, Gibbs wird es Sam nicht sagen, und Sam wird in den nächsten vierzehn Tagen nicht über irgendein Problem stolpern, das er unbedingt mit mir besprechen muss. Okay? Entspann dich.«
    Er hatte recht. Es war unwahrscheinlich, dass jemand sie hier stören würde. Also warum konnte Charlie die Angst nicht unter Kontrolle bringen, die Raum in ihren Lungen einnahm, Platz, den sie zum Atmen brauchte?
    »Vierzehn Tage lang gehöre ich ganz dir – du kannst dich unglücklich schätzen«, sagte Simon. »Wie hieß noch mal das Zitat von Mark Twain? ›Ich habe mir in meinem Leben über tausend Dinge Sorgen gemacht, und ein paar davon sind tatsächlich eingetreten.‹ Schau.« Er wies auf eine Lücke zwischen zwei Bäumen, durch die man in der Ferne einen Berg sehen konnte.
    »Was soll ich mir ansehen?«, fragte Charlie.
    »Den Berg. Siehst du das Gesicht?«
    »Was für ein Gesicht?«
    »Es sieht aus, als hätte der Berg ein Gesicht.«
    »Ich sehe gar nichts. Was meinst du – Augen, Nase, Mund?«
    »Und Augenbrauen, und ich kann auch ein Ohr sehen, glaube ich. Erkennst du es nicht?«
    »Nein.« Charlie versuchte, nicht mürrisch zu klingen. »Für mich hat der Berg kein Gesicht. Ist es attraktiv?«
    »Es muss eine optische Täuschung sein, eine Wirkung des Lichts, aber … ich frage mich, ob es sich verändern wird, wenn die Sonne weiterwandert. Es muss etwas mit den Schatten zu tun haben, die die Felsklüfte werfen.«
    Charlie starrte lange Zeit auf den Berg, aber kein Gesicht zeigte sich ihr. Es war blöd von ihr, aber sie fühlte sich ausgeschlossen. Simon und sein Boot waren auf die andere Seite des Pools getrieben. Ich könnte ebenso gut ein paar Bahnen schwimmen, um mich fit zu halten, überlegte sie. Sie beschloss, nicht mehr in Panik zu geraten, wenn Domingo auf sie zusteuerte, auch wenn sie ein bemerkenswert klares Bild von dem Moment im Kopf hatte, in dem Domingo Simon und sie mit den Worten »Telefon, England« überfallen würde, wobei er sein Handy in der Luft schwenkte.
    »Charlie?«
    »Mm?«
    »Was würdest du tun, wenn ich …« Simon schüttelte den Kopf. »Nichts«, sagte er.
    »Was würde ich tun, wenn du was?«
    »Egal. Vergiss es.«
    »Ich kann es nicht vergessen, und das weißt du. Los, erzähl schon.«
    »Es gibt nichts zu erzählen.«
    »Sag’s mir!«
    Was würdest du tun, wenn ich die Scheidung wollte? Was würdest du tun, wenn ich dich fragte, was du von getrennten Schlafzimmern hältst?
    »Simon, ich male mir gerade furchtbare Dinge aus. Willst du mich nicht von meinen Qualen erlösen?«
    »Es ist nichts Schlimmes«, sagte er. »Es hat nichts mit dir und mir zu tun.«
    Sollte das heißen, wenn es mit ihnen beiden zu tun hätte, wäre es ganz sicher etwas Schlimmes?
    Hör auf, dir über Probleme den Kopf zu zerbrechen, wenn es gar keine gibt, Zailer.
    Charlie fluchte leise. Jetzt würde sie mindestens zwei Stunden lang versuchen, Simon dazu zu bringen, es ihr zu verraten, und sie wusste, sie würde scheitern.
***
    »Du musst jetzt gehen «, sagte Olivia zu Gibbs und stemmt ihre Hände gegen seinen Brustkorb. Seit einer Stunde versuchte sie, ihn aus ihrem Bett zu schieben, aber er war stärker als sie und leistete Widerstand.
    »Nein, muss ich nicht.« Er lag auf dem Rücken

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