Das fünfte Foto: Lila Zieglers fünfter Fall (German Edition)
Mann dahinter? Ein reicher Mann?
Sicher ein Arschloch. Der kauft sie. Mit einem schicken Auto. Vielleicht mit Schmuck. Und mit Blumen.
Das darf ihr niemand antun. Nicht der Elfe. Nicht meiner Elfe.
18.
»Sabine und Chantal waren einfach mal fällig.«
Amüsiert hielt Fiete Matthias Hesskamp und seinem Kollegen von der Tageswache das Gartentor auf.
Der Polizeibesuch erregte nun auch die Aufmerksamkeit von Schrauber-Ulli und Bodo. Neugierig näherten sich die Schreber Fietes ausnahmsweise unbewachtem Gartentor. Die Gelegenheit, einen Blick in die sonst abgeriegelte Parzelle zu werfen, wollte sich offenbar niemand entgehen lassen. Danner und ich selbstverständlich auch nicht.
Fietes Kleingarten war eine Mischung aus Hühnerparadies und Baustelle. Neben die obligatorische Gartenlaube hatte er drei garagengroße Schuppen an den Zaun zu Schrauber-Ulli gesetzt. Zwei Hühnerhäuser standen im Dickicht.
Unter einem Dach auf Holzpfosten stapelte sich ein Brennholzvorrat, mit dem man mühelos die nächsten drei Winter in der Schrebergartenhütte überstehen konnte. Neben einem Rasenmähertrecker gab es einen Haufen Pflastersteine, einen Berg aus Kies und einen aus Sand.
Dazwischen hockten Hennen in selbst gescharrten Kuhlen und Küken pickten Körner aus dem spärlichen Gras.
Fiete führte die Polizisten einen schicken Gartenweg aus naturbelassenen, gelben Sandsteinplatten entlang, direkt auf einen schwergewichtigen Holzklotz zu, der auf einer Terrasse aus Waschbetonplatten stand. Der Holzklotz war von hellrotem Blut überströmt, ein kleines Beil steckte darin. Und auf dem Tisch daneben lagen zwei Hühnerleichen. Ohne Kopf. Noch immer troff ein dünnes, rotes Rinnsal aus den zerhackten Hälsen.
Die Köpfe entdeckte ich auf dem Waschbeton, blutig, mit erstarrten Vogelaugen. Einen Augenblick lang hatte ich das Gefühl, mich übergeben zu müssen.
»Tut mir schon ein bisschen leid, dass die Sabine dran glauben musste. Aber die legte schon seit Wochen nicht mehr ordentlich. Und Chantal war einfach dran. Wenn die Viecher zu alt sind, werden sie zäh wie Leder.«
Sabine war der Name des Huhns? Fiete hatte mit dem Federvieh gesprochen?
»Tja, Matze«, grinste Fiete, »ich habe die Sabine gekillt und heute Abend werde ich sie grillen und mir schmecken lassen. Willst du mich jetzt verhaften?«
Matthias Hesskamp rümpfte den Schnurrbart. Offensichtlich ärgerte er sich über Fietes Schadenfreude, doch ihm fiel keine Antwort darauf ein. Sein jüngerer Kollege mit dem rosa Babygesicht hatte offensichtlich keine Ahnung, dass der Polizist und der Exhäftling sich kannten. Jedes Mal, wenn Fiete Hesskamp duzte, pustete er empört seine Pausbacken auf. Sah aus, als würde er in absehbarer Zeit platzen.
»Ist sonst noch was?«, erkundigte sich Fiete frech.
Hesskamp zuckte ratlos die Schultern.
»Ja«, platzte der jüngere Uniformierte dazwischen, wohl um zu verhindern, dass Fiete mit seiner Unverschämtheit ungestraft davonkam. »Wie viele Hühner laufen hier herum?«
Fietes buschige Brauen rückten zusammen. »Um die fünfundzwanzig. Schätze ich.«
Babyface trat einen Schritt dichter an Fiete heran. Einen Schritt zu dicht. Dank Danners Erläuterungen zum männlichen Territorialverhalten war mir klar, dass Fiete die Annäherung des Jüngeren auf knapp einen Meter als persönlichen Angriff werten würde.
Tatsächlich versteinerte Fietes Gesicht augenblicklich.
Noch mehr staunte ich aber fast darüber, dass Babyface den Schritt in Fietes Richtung durchaus als Angriff gemeint hatte.
»Ich habe bei sechsundfünfzig aufgehört zu zählen«, blaffte der Jüngere Fiete an.
Der Tätowierte ballte die Fäuste, als sein Blick den von Alwin Kopelski traf. Kopelski grinste schadenfroh.
»Hat sich über die Viecher etwa auch einer beschwert?«, schnauzte Fiete los. »Hast du gesehen, dass die Öko-Tusse am Eingang ein Lama hat?«
»Ihnen ist also bekannt, dass das Gesetz für den Eigenbedarf zwanzig Hühner vorsieht«, verbuchte Babyface den nächsten Punkt für sich. Von Fietes lautstarkem Ausbruch ließ er sich nicht einschüchtern. »Sind Ihre Tiere angemeldet?«
»Klar. Außerdem stören die hier hinten im Garten keinen, du Ei!« Fiete wurde immer wütender. Ich hielt es für durchaus denkbar, dass er Babyface eine reinhaute. Nach der Regel, Gewalt ist gleich Stärke.
»Vorsicht!«, warnte Hesskamp. Offenbar war ihm die brenzlige Situation nicht entgangen.
Kannten eigentlich alle Männer diese Regeln?, fragte ich mich
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