Das fünfte Foto: Lila Zieglers fünfter Fall (German Edition)
organisieren.
»Das zahl ich dir heim, Kopelski«, zischte Fiete den noch immer grinsenden Grizzly Adams an, als die Polizisten ihn in die Mitte nahmen.
Fiete glaubte, dass Alwin Kopelski ihm seinen alten Kumpel Matthias Hesskamp auf den Hals gehetzt hatte. Wieso? Wohl kaum wegen einer alten Feindschaft aus Kindertagen.
Die übrigen Schreber blieben ratlos zurück.
»Das war’s dann wohl mit unserem Grillabend«, murmelte Bodo enttäuscht, als die Uniformierten außer Sicht waren.
»Und was ist damit?« Sergej packte die toten Hühner. An den gelben Füßen, die waren noch dran. Die Leichname baumelten in der Luft. Sabine und Chantal. Kopflos, halb gerupft und mit einem klaffenden Längsschnitt in der Brust. »Die können wir doch nicht vergammeln lassen.«
»Wär schade drum«, fand auch Bodo.
»Was ist?«, wandte sich Kröte an Danner und mich. »Kommt ihr nachher zum Grillen rüber?«
»Fiete sehen wir so schnell nicht wieder«, vermutete Danner. »Die werden ihn in U-Haft behalten, weil sie Angst haben, dass er sonst die Fliege macht.«
Ich war heilfroh, dass ich kein gegrilltes Bein von Sabine auf dem Teller hatte, sondern Pommes mit Ketchup von Molle. Ein Schnitzel hatte ich dankend abgelehnt, woraufhin sich Danner hatte halb totlachen wollen.
Tatsächlich hatte ich aber den Weg eines halben Hähnchens auf den Teller noch nie so unmittelbar miterlebt wie heute. Plötzlich erschien mir der Gedanke, mich in Zukunft vegetarisch zu ernähren, durchaus verlockend.
»Du meinst, Fiete taucht überhaupt nicht wieder auf?«
Danner schob sich ein großes Stück Schnitzel in den Mund: »Bewährt hat er sich nicht gerade. Den Rest seiner Strafe kann er jetzt absitzen.«
»Selbst schuld«, meinte Molle. »Einem Bullen die Steine aus dem Garten zu klauen, grenzt ja an Geistesschwäche.«
Ich musste an die Knastträne denken. Das machen Menschen, die eher für das Leben hinter Gittern planen als für die Zeit draußen , hatte Danner gesagt.
»Fiete denkt, er hat die Verhaftung Alwin Kopelski zu verdanken«, bemerkte ich.
»Hab ich mitgekriegt«, brummte Danner kauend. »Wir brauchen also nicht zu befürchten, dass Fiete uns mit Spaten bewaffnete Schläger auf die Parzelle schickt.«
»Kopelski hat es gar nicht bestritten«, ließ ich nicht locker. »Ist das nicht komisch?«
Immerhin wussten wir sicher, dass Danner derjenige gewesen war, der die Polizei in die Kleingartenanlage bestellt hatte.
»Kopelski schien sogar erfreut über Fietes Ärger zu sein«, schilderte ich meine Beobachtungen. »Ich halte es immer noch für möglich, dass Fiete ein Verhältnis mit Bine hat. So dicke Freunde, wie es auf den ersten Blick scheint, sind Alwin und er jedenfalls nicht.«
Danner ließ die Gabel sinken. »Weil Fiete sich an seine Frau rangemacht hat?«
»Vielleicht kam es deshalb zum Krach zwischen den Kopelskis, in dessen Anschluss Bine spurlos verschwunden ist?« Ich steckte mir eine Pommes in den Mund. »Jedenfalls würde ich Fiete gern genauer nach seiner Beziehung zu Bine Kopelski befragen.«
Klick.
Sie ist neu hier. Aber die Gartenarbeit passt nicht zu ihr. Das Unkraut jätet sie nur für ihn. Sie hat blaue Augen in einem kleinen, spitzen Gesicht. Die blonden Haare eher kurz als lang, ungekämmt. Der schlabberige, lila Pulli verhüllt ihren mickrigen Körper. In ihren zerrissenen Jeans wirkt sie rebellisch. Wie junge Leute sein wollen.
Aber ihr Blick sagt etwas anderes. Ein Foto kann man nicht belügen. Ihre Augen sind groß, ernst und misstrauisch. Man sieht ihr an, dass ihre Seele verletzt wurde.
Anders ist nicht zu erklären, dass sie den notgeilen, alten Sack ranlässt. Schmuddliger Kerl. Glatze, unrasiert, dicke Oberarme. Dabei könnte er ihr Vater sein.
Jemand muss die Kleine beschützen.
20.
Um vier Uhr nachts hielt der winzige, feuerrote Wagen vor Hausnummer 68.
Pizza-Taxi – Wir liefern rund um die Uhr, stand in gelber Schrift auf dem knallroten Lack. Bestellten denn viele Menschen nach Mitternacht eine Pizza?
Zumindest für den Bewohner des Reiheneckhauses schien das nichts Ungewöhnliches zu sein. Hinter den dünnen Vorhängen flimmerte künstliches Licht. Fernsehen oder Computer, vermutete ich.
Eher Computer. Denn beim Fernsehen schliefen die meisten Leute doch irgendwann ein, während ein Computerfreak beim guten Lauf eines Onlinespiels locker eine Nacht durchzocken konnte. Und vielleicht sogar erst morgens um vier von seinem knurrenden Magen daran erinnert wurde, dass er das
Weitere Kostenlose Bücher