Das fünfte Foto: Lila Zieglers fünfter Fall (German Edition)
auf Anhieb als Schrottschüsselersatz in den Sinn gekommen.
Danner starrte Sergej an, als hätte der ihm eine Kloschüssel mit Rädern angeboten.
»Zu klein?«, begriff der Schreber. »Für zwei Riesen kann ich dir diesen hier besorgen.«
Nach kurzem Tippen zeigte der handliche Bildschirm einen dicken Audi in spießigem Silbergrau mit beängstigender PS-Zahl. »Ein dicker Schlitten. Da fahren die Muschis drauf ab.«
Sergej schlug sich grinsend die Faust auf die Brust.
Danner seufzte.
»Dann kann ich dir auch nicht helfen«, murrte Sergej. »Eine uralte Riesenkutsche wie deine hab ich nicht auf Lager. So was wird man ja nicht los.«
»Na ja, ein Wagen mit niedrigeren Steuern, der auf einen Parkplatz passt, wär auch okay«, mischte ich mich ein.
Danner tippte sich mit dem Zeigefinger gegen die Stirn. »Bevor ich die Kohle in einen Fiat Panda stecke, kaufe ich mir ’ne Bahncard.«
»Männer.« Chantal und Babsi verdrehten synchron die Augen.
»Ach, du suchst was Sportliches?«, rief Sergej. »Mit Chrom und Faltdach?«
»Klingt schon interessanter«, gab Danner zu.
»Der Ulli hat einen alten Triumph stehen«, mischte sich Kröte ein. »Ein Spitfire, Baujahr 1972.«
»Im Ernst?« Danner horchte auf. Für einen Moment meinte ich, die Begeisterung eines kleinen Jungen für den Sportwagen des reichen Onkels in seinem Gesicht zu erkennen. Irrationale Gefühlsduselei wegen eines Autos sah Danner gar nicht ähnlich.
»Wenn der auch noch laufen soll, legst du mindestens fünf Scheine dafür hin«, gab Kröte zu bedenken.
»Übersteigt mein Budget«, knurrte Danner. »Hat Ulli im Lotto gewonnen, oder was?«
Kröte zuckte die Schultern.
»Eigentlich wollte der sauber bleiben«, sagte Sergej. »Hat ja grad die kleine Nutte geheiratet, die er bei dem Türsteherjob im Bordell aufgerissen hat. Ich wette, wenn der einfährt, ist er die Braut los.«
»Wir sind keinen Schritt weiter als heute Morgen. Dafür haben wir zehn Kilo Kamerunschaf im Kühlschrank und ein kaputtes Auto.« Danner quetschte den letzten Beutel ins Eisfach. Weil in unserem Kühlschrank chronische Leere herrschte, fand Sergejs Grillware problemlos Platz.
»Na ja, wir wissen jetzt, was für ein Tier man mit toten Küken füttert«, widersprach ich.
»Ach ja?« Danner hatte von Krötes Haustier nichts mitbekommen.
»Eine Geierschildkröte«, klärte ich ihn auf.
»Eine Schildkröte frisst Küken?« Er runzelte skeptisch die Stirn.
»Eine große«, fügte ich hinzu. »Außerdem wissen wir mittlerweile, dass Bine vor ihrem Verschwinden mit Fiete geschlafen und mit der Sprack gestritten hat. Die Sprack glaubt, dass Alwin Kopelski ebenfalls nicht treu ist. Dann ist Bine anscheinend unerwartet zu Geld gekommen. Es gab Streit mit Alwin und Bine hat in der Küche Blut verloren. Seitdem sind sie und das Geld verschwunden. Kurz danach hat Alwin Kopelski Sergej und Kröte zum lustigen Schafeschlachten zu sich eingeladen.«
Danner ließ sich aufs Sofa fallen.
»Das alles klingt nicht besonders gut für Bine Kopelski«, stellte er fest. »Die Nachbarinnen könnten recht haben. Alwin Kopelski hat seine Frau beiseitegeschafft und ihre Kohle eingesteckt.«
»Genauso gut kann die Sprack Bine Kopelski im Suff aufgelauert haben«, wandte ich ein.
»Das Problem bleibt das Gleiche: Wo ist die Leiche?«, erinnerte Danner.
»Sie könnte auch mit ihrem Liebhaber und dem Geld durchgebrannt sein. Dagegen spricht allerdings, dass ihr Liebhaber hinter schwedischen Gardinen sitzt.« Ich schob den Wäscheberg in die Couchecke.
Danner runzelte die Stirn. »Fiete wusste von dem Geld. Sicher hätte er seinem alten Rivalen Kopelski zu gern nicht nur die Frau, sondern auch die Kohle abgejagt.«
Ich legte mich auf den Rücken, den Kopf auf Danners Schoß und die Füße auf die Wäsche. »Eigentlich komisch, dass Fiete nicht probiert hat, an das Geld zu kommen. Die Versuchung muss für so einen ehemaligen Kioskräuber doch riesig sein!«
Klick.
Die schöne Italienerin liefert einen ganzen Stapel Pizzakartons bei den Kindern im Eckhaus ab.
Sie wirkt unabhängig, erwachsen. Doch auch sie muss beschützt werden. Vor sich selbst.
30.
Während ich meinen Zeitungskarren rasch an den Schrebergärten vorbeizerrte, hielt Danner inne.
Ich sah mich nach ihm um. Er starrte ins Gebüsch.
Plötzlich hatte ich wieder das Gefühl, beobachtet zu werden. Was war Danner aufgefallen? Der Gehweg wurde vom Mondlicht und den Straßenlaternen beleuchtet. Ich konnte nichts
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