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Das Fünfte Geheimnis

Titel: Das Fünfte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Starhawk
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hatte; sie fühlte es, als sie umschaltete vom Fühlen zum Aussenden von Energie. Als hieße sie, einen Fluß in einen anderen einströmen, wie Licht zu Licht. Sie sah die Veränderungen als sanfte Schattierungen von Farben, Mustern. Ihre Hände tanzten durch das Ch'i der anderen Frau. Es war genug. »Ich schau morgen noch einmal nach«, sagte Madrone, die sich plötzlich sehr erschöpft fühlte. Sie schloß ihre Augen, während sie sich in die Kissen zurücklegte.
    Plötzlich fühlte sie Hände ihren Körper entlangwandern, von der Taille über ihre Brüste. Sie hinterließen einen Pfad starken Verlangens. Ich sollte widerstehen, dachte sie, ich kenne diese Frau überhaupt nicht.
    »Jetzt laß mich etwas für dich tun«, flüsterte Isis.
    Madrone versteifte sich. »Das brauchst du nicht. Es ist kein Tauschhandel.«
    »Ich möchte es aber.«
    Habe ich jemals eine Fremde geliebt? dachte Madrone. Alle ihre Liebhaber waren alte Freunde, die Kinder, mit denen sie aufgewachsen war, ihre Kollegen, die sie im Laufe der Zeit kennengelernt hatte. Die Tatsache ängstigte sie und erregte sie dennoch. Es ging einher mit diesem unerwarteten Geschenk der Freiheit, dem Loslassen jeder Art von Erwartungen. Nein, sie kannte diese Frau nicht, die ihr fremder war, als irgendjemand, dem sie je begegnet war. Und Isis kannte sie nicht, konnte nichts von dem erahnen, was sie vielleicht fühlen würde. Sie konnten tun und sein, was sie wollten.
    »Möchtest du nicht?« fragte Isis. Und nur für einen kurzen Moment konnte Madrone die Verletzlichkeit dieser anderen Frau spüren. Ich könnte sie verletzen, dachte Madrone, und dieses Erkennen ließ sie zärtlich empfinden.
    »Doch, ich möchte«, sagte Madrone. Sie ließ ihre Hände über Isis' Körper gleiten, den sie schon kannte, bis hin zu ihrer Zellstruktur. Isis zog Madrones Hemd aus und ließ ihre Hände zur Hose gleiten. Madrone fühlte Isis' festen Bauch, ihre runden Beine und ließ ihre Hände und Zunge und die Wärme ihres eigenen Fleisches ein Feuer in der gemeißelten Schönheit entfachen. Tief im Körper lag der Geist, das Herz, und sie suchte danach. Sie fand wütendenden Stolz und ohnmächtigen Zorn, der dem ihren gleichkam. Wie zwei Lavaströme flossen sie ineinander, vereinten sich.

    ✳✳✳

    Sie segelten die Küste entlang, vorbei an den leeren Stränden und Hügeln, die silbrig-grün schimmerten durch den frühen Winterregen. Sie segelten langsam, nachts, bewegten sich nur in den Stunden der Dunkelheit weiter, bis die Erschöpfung sie zur Ruhe zwang und sie während des Tages in versteckten kleinen Buchten ankerten. Jeden Nachmittag wurde Madrone durch die geübten Hände von Isis geweckt. Sie streichelte, verweilte an den sensibelsten Stellen. Sex war mit Isis reine Kunst; hier fand sich nichts von der süßen Verspieltheit, die sie mit Nita empfunden hate oder von der Tiefe, die sie mit Bird geteilt hatte oder auch von der einfachen, alltäglichen Partnerschaft, die sie mit Sandy verbunden hatte. Isis liebte so, wie sie ihr Boot segelte, mit großer Konzentration und im Bewußtsein jeder Strömung und jeder Änderung der Windrichtung. Ihre Finger manövrierten Madrone durch Gezeiten der Lust, die sich aufbäumten und zurückwichen wie ein riesiger Meeresschwall. Wieder und immer wieder brachte sie Madrone zu dem schwebenden, schwerelosen Ort kurz vor dem Gipfel, wurde dann weicher, um erneut die Spannung und das Vergnügen gleichzeitig aufzubauen und dann, nur durch eine kleine Veränderung des Rhythmus oder des Drucks, Madrone über den Rand hinaus fallen zu lassen und sie kommen und kommen und kommen zu fühlen. Selten ließ sie Madrone das gleiche für sie tun. Sie fühlte sich wohl im Geben der Freude, aber unwohl, wenn sie sie empfangen sollte.
    Sie wichen Feuerbaken und Suchlichtern aus, lenkten das Boot sicher durch den zunehmenden Schiffsverkehr, während sie sich der Bucht von Morro näherten. Am Strand sahen sie graue Baracken und Straßen und Industrie. In dieser Nacht passierten sie die geisterhafte, verfallene Kulisse eines stillgelegten Nuklear-Reaktors und segelten in den Hafen der Bucht von Avalon.

    ✳✳✳

    Bird hatte sie gut auf die Monster vorbereitet, und so war Madrone nicht überrascht über die Erscheinung der Leute, die herauskamen, um sie zu begrüßen. Jeder schien Isis zu kennen, und während die Männer eine respektvolle Distanz hielten, versammelte sich eine Schar junger Mädchen um sie herum, die eifrig plapperten. Eine ältere Frau,

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