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Das Fünfte Geheimnis

Titel: Das Fünfte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Starhawk
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schon eine ganze Weile keinen Sex mehr gehabt hast. Schäme dich! Er ist außerdem nicht eben das, was man attraktiv nennen würde. Er ist nur ganz einfach ein Mann, dachte sie weiter, ein ziemlich kräftiger allerdings.
    Sie rieb sich mit Sand ein, um den festsitzenden Schmutz von ihrer Haut zu lösen. Langsam fühlte sie sich sauberer. Wasser ist jetzt doch besser als ein Liebhaber, dachte sie. Wasser kommt viel besser an alle meine intimen Stellen, durchdringt alle meine Poren besser und läßt mich zum Schluß sauber zurück. Sie wusch sich auch die Haare so gut es ging und spülte sich ab. Dann kletterte sie zu Hijohn auf den Felsen.
    »Jetzt bist du dran«, lächelte sie ihm zu, »ich fürchte nur, daß das Wasser jetzt etwas schlammig ist.«
    »Macht nichts«, lächelte er zurück. Ja, dachte sie, er hat ein nettes Lächeln, ein gutes Lächeln. »Paß auf den Pfad auf, den wir gekommen sind. Wenn dir etwas verdächtig vorkommt, ruf' mich.« Bevor er in den Teich planschte, legte er das Gewehr sorgfältig in Griffweite ans Ufer.
    Madrone drehte sich gehorsam um, und ließ ihre Augen über den Canyon schweifen. Guck nur dorthin, wo du hingucken sollst, ermahnte sie sich selbst, im Bewußtsein, daß Hijohn hinter ihr nackt im Teich badete. Ringsherum das helle Grün von Eichenblättern, das Blaugrün von Salbeibüschen, das gelbliche Grün der Knospen von Sykamore-Bäumen über den weißlichen Stämmen, sie bildeten ein dichtgewobenes Muster zwischen den eher grauen Chapparal-Gebüschen. Wilder Flieder blühte in rosa und lilafarbenen Büscheln und kleine, sternförmige Blumen verströmten ihren Duft. Bienen summten geschäftig vorbei. Orangefarbene Schmetterlinge taumelten durch die Luft und über wilde Weinstöcke hinweg. Dazwischen blinkten Blumen, die sie nicht einmal dem Namen nach kannte.
    »Ich hoffe, daß es dir wirklich nichts macht, wenn wir nackt sind«, sagte plötzlich Hijohn dicht hinter ihr, »ich habe nämlich unsere Kleider gewaschen.« Sie kletterten hinunter und breiteten die Kleidungsstücke zum Trocknen aus. Dann lagen sie zusammen in der Sonne. Hijohn legte die Flinte wieder in Griffweite neben sich. Sie saßen jetzt dicht nebeneinander, und ein warmer Wind strich um ihre nackten Körper.
    Als Madrones Haar fast trocken war, begann sie, es zu zwei Zöpfen zu flechten.
    »Warum läßt du es nicht offen?« fragte Hijohn, »du siehst damit sehr hübsch aus.«
    »Möglich, aber es verfangen sich so viele Dinge in den offenen Haaren. Und beim Marschieren bleibe ich damit an den Zweigen hängen. Eigentlich sollte ich es abschneiden. Aber ich kann es nicht über mich bringen. Sandy liebte meine langen Haare auch.«
    »Wer ist Sandy?«
    »Mein compañero, mein Partner, mein Geliebter. Das heißt, jetzt nicht mehr. Er ist tot, er starb im vergangenen Sommer.«
    »Tut mir leid«, sagte Hijohn betreten.
    Sie saßen schweigend, doch die Stille wurde etwas peinlich.
    »Hast du immer auf diese Weise gelebt, wie jetzt, meine ich«, fragte Madrone, »wie bist du auf die Hügel gekommen?«
    »Du wirst es nicht glauben, wenn du mich so siehst«, gab Hijohn zurück, »aber meine Mutter und mein Vater waren beide Schauspieler. Wirklich gut aussehende Menschen. Als die Stewards uns überrollten, ließen sie die Millennialisten alles aufräumen. Sie wollten, daß jedermann das Glaubensbekenntnis der Millennialisten anerkenne. Mein Vater weigerte sich, meine Mutter ebenfalls. Viel Volk aus den Fabriken weigerte sich auch. Daraufhin wurden sie eines Tages zusammengetrieben. Die Frauen wurden in ein Lager geschickt. Meine Mutter habe ich seitdem niemals mehr gesehen. Mein Vater war gerade zu Filmaufnahmen unterwegs. Da hörten sie, was geschehen war. Sie versteckten sich in der Wüste, nicht ohne sich vorher Waffen zu besorgen. Mein Vater schaffte es, mich aus meiner Schule zu retten, wo wir Jugendlichen eingesperrt waren. Damals war ich neun Jahre alt. Wir begannen die Lager der Stewards zu überfallen, aber meine Mutter haben wir nie mehr gefunden.«
    Dann ist er vermutlich so alt wie ich selbst, dachte Madrone voller Mitgefühl.
    »Was sind das für Lager?« fragte sie.
    »Einige von ihnen sind nichts anderes als Hurenhäuser, wo die Frauen den Soldaten zur Verfügung stehen müssen. Andere sind geradezu Farmen, Zuchtanstalten, wo die Stewards Menschen für ihre Armee heranzüchten. Sie brauchen ja Soldaten, Kanonenfutter.«
    »Oh«, sagte Madrone betroffen. Die Antwort schien ihr unangemessen, aber was hätte

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