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Das Fünfte Geheimnis

Titel: Das Fünfte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Starhawk
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gefährlich. Die Millennialisten starteten damals gerade eine Kampagne gegen Abtreibung, kein Arzt hätte sich darauf eingelassen. So schickten wir meine Schwester aufs Land, und als das Kind kam, gab Mary Ellen es als ihres aus. Meine Schwester hätte genügend Verstand haben müssen, um mit dem Kind fortzugehen und die Affäre zu beenden, aber nein. Vermutlich hat einer unserer Diener sie dann denunziert. Charles verschwand in den Bergen, und Lisa, na ja, wir brauchen nicht länger von ihr zu sprechen.«
    Ein häßlicher Satz, dachte Madrone, doch sie sagte schlicht: »Tut mir leid für Sie.«
    »Ich habe meine Schwester sehr geliebt, so dumm sie auch war. Und nun möchte ich ihr Kind schützen.«
    »Ich kann Ihnen sagen, welche Medikamente und Drogen wir brauchen und wie sie einzusetzen sind.«
    »Viel zu gefährlich. Wir dürfen keinerlei Aufmerksamkeit erregen. Die Existenz des Mädchens darf gar nicht bekannt werden. Was, wenn mein Ehemann das Kind entdeckt? Wenn wir uns hier ruhig verhalten, haben wir auch Ruhe. Aber wenn ich einen Arzt rufe, ist es aus.«
    »Ihr Mann weiß nichts von dem Kind?«
    »Mein Mann ist ein ekelhafter Kerl. Ich erzähle ihm nie etwas.« Die Worte kamen ohne besondere Betonung. Doch Madrone hörte Entsetzen und Schmerz aus der gleichmütigen Stimme heraus. Sie wußte nicht, was sie antworten sollte.
    »Auf dich muß das alles wunderbar wirken, glaube ich«, fuhr Sara fort, »dieses Haus, der große Pool, das schöne Essen, ich...«
    »Nein«, wehrte Madrone ab, »ich sehe schon, es ist gar nichts wundervoll hier. Es kommt mir vor wie eine besondere Form der Hölle.« Sie blickte Sara an. Deren blaue Augen schimmerten eiskalt vor Wut und Haß, doch in ihrer Tiefe glomm ein Flehen, nach Rettung.
    Sara verzog ihr Gesicht zu einem schiefen Lächeln. »Welche Alternative gibt es?«
    »Ja«, sagte Madrone bestimmt, »ich kenne eine. Das Kind stöhnte und öffnete die Augen. Madrone las Schmerzen aus diesem Blick. Sara verstummte und legte der Kleinen ihre Hand auf die Stirn.
    »Angela, diese nette Frau ist hier, um dir zu helfen. Sie kennt geheime, magische Behandlungsmethoden. Aber sie kann dir nur helfen, wenn du niemandem von diesen Dingen erzählst. Niemandem, wirklich niemandem darfst du von ihr erzählen. Versprichst du das?«
    Die Kleine wälzte sich im Bett hin und her, aber dann nickte sie. Die Augen standen groß und dunkel in ihrem abgemagerten Gesicht. Madrone konnte es nicht mit ansehen. Das Kind war für eine wirklich erfolgversprechende Behandlung viel zu schwach. Sie brauchte zunächst einmal viel Ruhe und kräftige Nahrung. Und ich, dachte Madrone, wie lange ist es her, daß ich genügend gegessen und ausreichend ausgeruht habe?
    Aber sie konnte unmöglich die Pein des Kindes ignorieren. Sie schloß die Augen, sammelte ihre Energien und schickte sie durch die Blutbahn des Mädchens. Damit hoffte sie die Hitze im Körper des Kindes und den Druck in den geschwollenen Drüsen zu dämpfen. Gleichzeitig konzentrierte sie sich auf eine Regeneration des Ch'i-Musters. Sie fühlte, daß ihre eigene Energien nicht stark genug waren, noch hatte sie die tiefere Ursache der Krankheit nicht getroffen, und sie erkannte plötzlich hellsichtig, daß sie nicht die Kraft hatte, tiefer einzudringen. Widerstrebend zog sie ihre Hände zurück. Sie hatte getan, was sie im Moment tun konnte, sie hatte dem Kind gewiß Erleichterung verschafft. Vielleicht konnte sie später mehr tun. Später, wenn sie selbst sich etwas erholt hatte. Sie war schon viel zu lange hier geblieben, obwohl sie nicht wußte, wie sie unbemerkt von hier fortkommen sollte. Jedenfalls nicht, bevor es dunkel geworden war. Plötzlich überfiel sie so große Müdigkeit, daß sie sich vorsichtig gegen die Wand lehnte, um etwas auszuruhen. Sie schloß die Augen, ausruhen, Ruhe finden, nur für einen kleinen Moment, sagte sie sich.
    Als sie erwachte, sah sie Sara über sich gebeugt, einen unerklärlichen Ausdruck in den Augen.
    »Dem Kind geht es viel besser«, sagte Sara übergangslos.
    »Ja, aber es ist nicht geheilt«, gab Madrone zurück, »ich weiß nicht, ob ich das kann. Heute gewiß nicht mehr. Ich habe einfach nicht genug Kraft.«
    »Das sehe ich«, lächelte Sara, es war das gleiche spitzbübische Grinsen, das Madrone schon einmal beobachtet hatte, ein Grinsen, das die polierte Fassade von Saras Gesicht durchbrach und einen Blick in ihr Inneres preisgab. »Du brauchst mehr als nur zehn Minuten Halbschlaf.«
    »Sicher, viel

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