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Das Fünfte Geheimnis

Titel: Das Fünfte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Starhawk
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Was weißt du über ihn und mich?«
    »Ich weiß, wie der menschliche Körper reagiert.«
    »Jetzt wirst du unverschämt.«
    Noch einen Versuch, sagte sich Madrone, und dann ist Schluß. »Katy, hör das Lied, das wir im Norden unserem Liebhaber zu Beltane singen:

    Mein Liebster, du bist wie ein Fluß,
    Gespeist aus vielen Bächen.
    Ich segne alle, die dich formten,
    Verfloßne Lieben, deren Lust
    Noch Muster malt auf deinem Rücken,
    Jene, die dir mehr Tiefe gaben und mehr Weite,
    Lieben wie weißes Wasser oder schwarzes,
    Wie Sumpf, wie sonnenwarmes Delta.
    Geliebte mit Spannung,
    And're wie Fels, wie Eis, das entsteht und vergeht.
    Geliebte, die kommen und gehen, wie die Flut.
    Ich segne sie alle,
    Jene, die dich gelehrt haben
    Und jene, die dir Vergnügen gaben
    Und auch die dich verletzten,
    Alle, die dich formten,
    Daß du bist, wie du bist.

    »Also, jetzt weiß ich, daß ich froh bin, eine Christin zu sein«, sagte Katy nur.

    ✳✳✳

    Madrone erhob sich und begann mit ihrer Gruppe die nächste Phase der Übungen. »Nun versucht, einen Anker zu werfen, indem ihr den Zustand auf ein Wort oder eine bestimmte Vorstellung übertragt. Konzentriert euch darauf.« Zur Unterstützung ihrer Schützlinge begann sie leise und beschwörend zu singen, um sie in Trance zu versetzen und sie bis dorthin zu bringen, wo Emotionen sich in Bilder verwandelten, in Farben, Geräusche und Energien. Sie konnte Katy's Zorn als rotes Flackern sehen, unterlegt von dunkelbraunem Schmerz. Madrone konnte es hören, wie ein Vibrieren und dunkles Summen, das sie zu durchdringen suchte.
    Raffael war aus der Trance heraus, wach und sorgenvoll. Irgendetwas stimmte nicht.
    »Und nun langsam wieder zurückkommen«, sagte Madrone. »Den Anker benutzen. Schön konzentriert und langsam. Ja, langsam. Langsam wieder zurückfinden.«
    Ein Schatten fiel von hinten auf ihren Nacken. »Copter!« schrie irgend jemand gellend. Alle sprangen auf und rannten über den Hof. Ein Blutfleck auf der Brust eines der Kinder. Es öffnete den Mund, um zu schreien. Blut quoll hervor. Jetzt erst hörte Madrone den Schuß. Dann fielen pausenlos Schüsse. Ein Laser setzte die Sonnensegel in Brand. Querschläger jaulten über den Hof und die Blumentöpfe neben dem Eingang barsten. So viel Sorgfalt, so viel Arbeit. Alles zunichte! Jemand packte sie am Arm und riß sie mit sich. Es war Raffael.
    »Komm!« schrie er und zerrte sie brutal in eine entfernte Ecke des Hofes. Dort stieß er sie zu Boden und stellte sich vor sie. Madrone konnte die Bewaffneten an dem engen Hofeingang erkennen. Einer der Soldaten näherte sich ihnen, Raffael holte blitzschnell aus. Etwas flog durch die Luft, ein dumpfer Aufprall, und der Soldat sackte mit verblüfftem Gesichtsausdruck zu Boden. Ein Messer stak in seiner Brust. Genau in seinem Herzen. Geschockt vermochte Madrone keine Hand mehr zu rühren. Raffael stürzte vorwärts und riß dem Soldaten das Lasergewehr weg. Noch im Aufheben des Gewehrs begann er zu feuern. Zwei der ihnen am nächsten stehenden Soldaten sanken zu Boden. Raffael sprang vorwärts, riß ein zweites Lasergewehr an sich und warf es Littlejohn zu, der plötzlich neben ihnen stand. Littlejohn ging in die Knie und zielte auf den Tank des Hubschraubers, der dröhnend über ihnen kreiste.
    »Raus hier«, schrie Raffael ihr zu. Die Soldaten hatten sich vom Torweg zurückgezogen.
    »Katy!« schrie Madrone. Aber er riß sie am Arm hoch und zog sie mit sich.
    »Du kannst ihr nicht helfen. Und du bist es, die hier gesucht wird!«
    Hinter sich hörte sie einen erstickten Aufschrei und den dumpfen Fall eines Körpers. Sie drehte sich um und sah, wie Littlejohn zu Boden sackte. Schüsse hatten sein halbes Gesicht weggerissen. Blut spritzte auf die Mauer.
    »Los!« Raffael packte sie hart am Arm. Sie drückten sich in den schmalen Torweg. Raffael feuerte aus dem Lasergewehr. Die Soldaten hatten sich direkt hinter dem Ausgang postiert. Madrone fühlte, wie Angst ihre Eingeweide zerfraß. Nie würden sie hier herauskommen. Raffael hielt einen Moment inne. Wir sind in der Falle, dachte Madrone. Wir sind gefangen.
    Ein donnernder Knall, ein atemberaubender Luftzug, infernalisches Kreischen von Metall auf Stein. Der Hubschrauber war abgestürzt, mitten in den Hof, und ging in Flammen auf. Gluthitze raste über sie hinweg, Schreie ertönten und erstarben.
    »Raus hier! Weg!« schrie der Offizier seinen Männern zu. »Deckung! Der Treibstoff explodiert!« Die Soldaten zogen sich zurück.

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