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Das Fünfte Geheimnis

Titel: Das Fünfte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Starhawk
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Probleme sind jetzt so gleichgültig.
    „Still, denk' nicht mehr daran. Denk' nur noch daran, dich zu öffnen, so wie eine Blume sich in der Sonne öffnet.“
    „Sie haben unsere Blumen kaputt gemacht, Madrone. Sie haben Littlejohn getötet und ...“
    „Nicht, Liebling, denk jetzt nicht an so etwas! Ich weiß, was alles geschehen ist. Wir können morgen darüber sprechen. Aber jetzt brauchst du die Vorstellung von schönen Dingen, hoffnungsfrohen Dingen. Denk' an den Sonnenaufgang. Weißt du, auf spanisch gibt es zwei Möglichkeiten, von der Geburt zu sprechen. Estar de parto, das heißt soviel wie ankommen und dar a luz, das bedeutet, dem Licht gegeben. Und das ist es, was du tun sollst, alles gehen lassen, geben, hergeben. Auch wir sprechen ja davon, daß jemand das Licht der Welt erblickt.
    Katy schrie auf. Madrone untersuchte sie. Nun hatte sich der Muttermund endlich geöffnet. Die Geburt stand bevor.
    „Pressen, Liebling“, ermunterte sie Katy, „pressen, spürst du den Drang zu pressen? Mary Ellen, hole bitte Sara und Isis, es dauert jetzt nicht mehr lange.“ Und sie wandte sich wieder Katy zu. „Geh' mit den Wehen und dann atme tief aus, tief ein, hecheln, hörst du, und nun wieder pressen.“
    Madrone summte ein Lied, um Katy abzulenken. Sara und Isis kletterten durch die Decksluke.

    „Sei wie die Kraft,
    die Kraft der Mutter.
    Die erste Mutter
    ist die Mutter Erde.“

    „Das heißt soviel wie: Spüre deine Kraft als Frau... Unser aller Mutter ist die Erde.“
    Katy richtete sich auf, Mary Ellen stützte sie. Dann begann Katy zu pressen. Die Angst war verflogen. Ihr Gesicht drückte höchste Konzentration aus, und es glänzte vor Schweiß. Sara, die etwas schläfrig von Deck gekommen war, wurde nun hellwach und stützte Katy ebenfalls. Isis stand wachsam neben ihnen.
    „Gut so“, lobte Madrone. „Isis, Sara, haltet Katys Füße, damit sie mehr Kraft ausüben kann. Und du Katy: Pressen und nochmal pressen!“
    „Ich weiß“, sagte Katy, „ich weiß, was ich tun muß. Erzähl' mir nichts.“
    „Nein, Liebling. Ich weiß, daß ich dir nichts sagen muß. Alles was du wissen mußt, steckt in deinen Zellen, in deinem Bauch, und alle sind hier mit uns versammelt, die Mütter, die seit Jahrmillionen Kinder geboren haben, sind jetzt bei uns und helfen dir. Lehne dich an sie, lehne dich zurück, sie werden dich stützen.“
    Niemand bemerkte, wie die Zeit verging, alle konzentrierten sich auf Katy und ihre Bemühungen, einem Kind das Leben zu schenken. Wieder untersuchte Madrone Katys Leib. Da bemerkte sie zu ihrer Freude, daß das Baby mit dem Kopf heraus wollte.
    „Gute Arbeit, Katy“, sagte sie und lächelte Katy strahlend an. „Schade, daß wir keinen Spiegel haben, sonst könnte ich dir schon das schwarzgelockte Haar des Babys zeigen! Schenke es uns nun ganz! Pressen!“
    Katy grunzte nur, sie hielt den Atem an und preßte, während Mary Ellen ihr den Schweiß von der Stirn wischte. Der Kopf des Kindes schaute schon heraus. Ein neuer Mensch blickte ins Licht der Welt. Ein Mensch, dem viele Möglichkeiten offen stehen, dachte Madrone feierlich und der ein ganzes Leben Zeit hat, sie zu nutzen. Welch heiliges Wunder! Gesegnet sei die Eine, Mutter der Überraschungen, die dieses Wunder möglich machte.
    Doch mit der nächsten Wehe rutschte der Kopf zurück. Die Lippen liefen blau an.
    „Hände und Knie!“ schrie Madrone, „Mary Ellen, hilf ihr! Halte sie, Isis.“
    „Was stimmt denn nicht?“ fragte Sara überrascht.
    „Schulter-Dystochia. Hier, siehst du? Bleib ganz ruhig Katy, entspanne dich.“
    „Was soll das heißen?“ fragte Isis.
    „Die Schulter ist steckengeblieben. Das Baby muß etwas zurück in den Mutterleib und drinnen umgedreht werden.“
    Sie schob ihre Hand vorsichtig in die Vagina und unter den Körper des Babys. Sie wußte genau, was sie tun mußte, sie hatte es schon bei vielen Geburten getan. Und doch war es immer wieder aufregend. Es gab so viel, was dabei schiefgehen konnte. Wenn sie die Schulter des Babys verrenkte oder seinen Arm brach, oder wenn sie es diesmal nicht fertigbrachte...
    Weg mit diesen Gedanken! Nur den richtigen Moment abpassen. Jetzt!
    „Pressen, Katy, pressen!“ Sie fühlte, wie Katys Muskeln sich anspannten, während sie preßte. Und Madrone zog und drehte, bis das Baby ganz plötzlich herausglitt.
    Ihre Hände fingen den winzigen Körper auf. Ihre Augen registrierten, daß es ein Mädchen war. Sie legte das Neugeborene auf Katys Bauch. Es gab

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