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Das Fünfte Geheimnis

Titel: Das Fünfte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Starhawk
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wechselte unbehaglich von einem Bein aufs andere: „Ich habe gesagt, komm mir nicht zu nahe!“
    „Jorge machte immer gern Witze. Ich bin so traurig, weil ich ihn nie wieder lachen hören werde.“
    Der Soldat warf einen schnellen Blick in die Runde. „Sieh mal, Lady, ich wollte deinen Bruder nicht töten. Okay? Tut mir echt leid. Aber ich hatte keine Wahl.“
    „Aber du hast gewählt. Es waren deine Hände, die das Gewehr geschwungen haben. Du hast ihn getötet und kanntest ihn doch gar nicht, kanntest sein Lächeln nicht!“
    „Er oder ich, Lady. Beim nächsten Mal bin ich es vielleicht.“
    „Woher weißt du das? Vielleicht ist dein Gegner Mann genug und trifft seine eigene Wahl. Vielleicht entscheidet er sich, das Gewehr niederzulegen?“
    „Das wird er nicht.“
    „Wir haben immer die Wahl. Wir können etwas tun oder es auch lassen. Wir können unseren Mund aufmachen oder die Augen verschließen.“
    „Verpiss dich! Herrgott nochmal, hör endlich auf. Ich habe niemals die Wahl gehabt, verstehst du? Ich habe weder Brüder noch Schwestern! Für mich hat keiner Spielzeug gemacht. Ich wurde für die Armee gezüchtet, ich tue, was die Armee von mir verlangt.“
    „Das muß schrecklich gewesen sein, für dich als Kind. Du hast sicher gelitten. Und sicher leidest du jetzt noch, auf andere Weise. Weil du jetzt deine Wahl treffen mußt. Ich sehe an deinen Augen, daß du mich sehr gut verstehst. Es ist ein schreckliches Geschenk das du hier bekommen hast – und du wirst es nie wieder loswerden, wirst nie wieder frei davon sein.“

    ✳✳✳

    Der Soldat am Staudamm war ein khakifarbener Fleck, umgeben von vielen weißen Punkten. Zuerst versuchte er, den weißen Punkten mit geschwungenem Bajonett zu entkommen. Doch sie folgten ihm bis zur Plaza.
    „Mein Sohn war Gärtner“, sagte Mrs. Hernandez und hielt einen Korb voll reifer Tomaten hoch. „Nimm nur, iß die Früchte, die der Mann gehegt hat, den du getötet hast.“
    „Aus dem Weg, Lady.“ Er schubste sie zur Seite, drehte sich um. Doch ein junges Mädchen trat ihm in den Weg.
    „Mein Großvater erzählte immer schöne Geschichten“, sagte sie. „Etwa die Story von der Frau in den Bergen...“
    Der Soldat machte abrupt kehrt, doch nun stand er vor einem hochgewachsenen Mann. Der lächelte ihn an: „Mein Cousin spielte gern Baseball. Magst du Sport? Keiner konnte ihn beim Spiel stoppen, selbst in seinem Alter nicht...“
    „Himmel und Hölle, ich sagte, ihr sollt verschwinden!“
    „Kannst du dir vorstellen, wie ich mich gefühlt habe, als ich sehen mußte, wie mein Sohn niedergeschossen wurde? Die Kugel traf ihn ins Gesicht, in sein liebes Gesicht, das ich ihm so oft gewaschen habe, als er noch ein Kind war...“
    „Halt's Maul, Lady!“
    „Koste mal von diesen Tomaten, damit du schmeckst, was du getötet hast!“
    „Ich habe nur meinen Befehlen gehorcht.“
    „Es gibt immer eine Wahl. Du hast niederen Gehorsam gewählt. Und wir sind hier, dir zu sagen, was wir von deiner Wahl halten.“
    „Aus dem Weg!“
    „Sogar jetzt noch hast du die Wahl. Wir haben einen Platz für dich an unsere Tafel gedeckt, komm, iß mit uns gemeinsam!“
    „Verdammt. Aus dem Weg!“ Der Soldat schwang den Gewehrkolben und schlug ihn dem kleinen Mädchen auf den Kopf. Stöhnend brach das Kind zusammen. Jemand zog die blutüberströmte Kleine fort. Eine Frau stellte sich dem Soldaten in den Weg .
    „Das ist meine Tochter! Sie ist sechs Jahre alt. Sie singt so gern. Schon als Baby liebte sie Musik. Von dem Moment an, als sie laufen konnte, versuchte sie immer zur Musik zu tanzen...“
    „Ich warne euch. Verschwindet, oder ich töte noch mehr.“
    „Dann werden andere von uns kommen und euch die Konsequenzen eurer grausamen Taten zeigen. Und nun laß mich mehr von meinem Bruder erzählen...“
    Der Soldat drehte sich um und rannte davon.

    ✳✳✳

    War es nun der Aberglaube der Soldaten oder war es die unbeirrbare Art und Weise, wie die City-Bewohner Widerstand leisteten. Die Storys von Verhexten wurden Legion. Lan wurde gesehen, wie er durch die Kasernen wanderte, auf der Suche nach seinem Mörder. Unsichtbare Kinder schrien nächtens entsetzlich auf der Plaza. Lichter bewegten sich auf den gesprengten Brücken und übersprangen Lücken, die niemand überspringen konnte. Die Soldaten begannen miteinander zu tuscheln, es sei wahr, was Bird ihnen erzählt hatte? Eine Hexe zu töten, bedeute für immer verhext zu sein.
    Nach und nach, ganz langsam, desertierten

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