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Das Fünfte Geheimnis

Titel: Das Fünfte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Starhawk
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streifte ihre Schuhe ab und schlüpfte vorsichtig neben sie.
    „Wer ist das?“ murmelte Nita im Halbschlaf.
    „Madrone, ich bin zurück.“
    „Mmmh!“ Nita richtete sich schlaftrunken auf. Und dann, plötzlich hellwach: „Madrone!“
    „Ich bin's wirklich, Nita. Du träumst nicht.“
    Sie umarmten einander und lachten.
    „Ich kann's nicht glauben, daß du's wirklich bist!“
    „Ich weiß! Und ich kann's nicht glauben, daß ich zurück bin, in meiner Heimat. Irgendwie ist es unwirklich.“
    „Erzähl mir alles!“
    „Oh Nita, jetzt habe ich keine Kraft mehr. Ich bin zu müde. Aber ich wüßte gern, wie es dir gegangen ist.“
    „Da gibts nicht viel zu erzählen. Sage, Holy und ich hatten gut zu tun. Wir mußten unsere Zell-Kulturen schützen. Sonst wirft es uns um Jahrzehnte zurück, selbst, wenn wir gegen die Stewards gewinnen. So sind wir flußaufwärts gezogen, bevor die Stewards kamen. Jetzt haben wir dort ein Labor. Die Dinge sind einigermaßen unter Kontrolle, deshalb kam ich zurück, um unsere Vorräte zu ergänzen. Hast du von Bird gehört?“
    „Sam hat mir von ihm erzählt.“
    „Sie foltern ihre Gefangenen, habe ich gehört.“
    Sie saßen, hielten sich im Arm und redeten, bis Madrone zitterte.
    „Du frierst, Liebes“, sagte Nita, „komm unter die Decke.“
    „Ich bin nur müde“, murmelte Madrone leise, „so müde. Ich wünschte, ich könnte eine ganze Woche nur schlafen.“
    „Das wünschte ich dir auch. Aber ich fürchte, das wird nicht gehen. Ich stehe jetzt auf, dann hast du das Bett für dich. Diosa, ich bin so froh, daß du zurück bist!“

    ✳✳✳

    „Vier Tage keine Booster, oh Mann!“
    „Yeah, verdammte Scheiße! Scheiße auch, was uns noch blüht, sei denn, sie lassen die Züge durch.“
    „Selber Scheiße, Mann!“
    „Du auch!“
    Sie brachen in lautes Gelächter aus. Bird lag auf seiner Pritsche, lauschte auf die Wortfetzen um sich herum. Er hielt die Augen geschlossen. Ihm war, als schwebte er durch leere Räume. Zeitweise meinte er, jemanden zu jagen. Cleis, die sich plötzlich in Madrone verwandelte und dann ganz plötzlich zu Rosa wurde.
    „Ich liebe dich“, sagte er, aber sie entzog sich. Schneller, immer schneller und wurde immer kleiner, und er schien wieder zu fallen, zu fallen.
    „Eine Einheit ist nichts ohne ihren Kommandanten. Was tun wir nun, ohne Nullneun?“
    „Ein neuer Kommandant muß her.“
    „Wer denn? Du etwa? Kommandant Arschloch?“
    „Fuck you!“
    Bird wälzte sich auf seinem Lager hin und her. Das Dunkel, wie wohltuend es war. Er wünschte sehnsüchtig, er könnte tiefer und tiefer in dieses Dunkel kriechen, darin verschwinden.
    „Du kannst nicht verschwinden, du hast noch Aufgaben.“
    Das war Johannas Stimme, die in seinem Kopf tönte. Obwohl er ihr Gesicht nicht erkennen konnte, wußte er, daß sie mißbilligend auf ihn blickte.
    „Ich habe alle belogen“, stöhnte er, „ich glaube mir selbst nicht mehr.“
    „Gleichviel, dies ist etwas, was du von Anfang bis zum Ende durchstehen mußt“, hörte Bird.
    „Dann laß es zu Ende sein. Ich will, daß es zu Ende ist“, schrie Bird. Aber er fiel weiter, fiel und fiel, und nun war Johannas Stimme verstummt.
    „Vielleicht sollten wir Nullneun folgen. Er ist schließlich der Kommandant.“
    „Ihm folgen? Weg von der Armee?“
    „Mann, wenn du die Armee verläßt, bist du tot.“
    „Hier sterben wir auch, ohne die Booster.“
    „Wir kriegen die Booster schon noch, wart's mal ab.“
    „Die Einheit muß zusammenhalten. Wir müssen zu unserem Kommandanten halten.“
    Rio war ein älterer, bärtiger Mann, ganz wie der Gott der Millennialisten. Bird wollte ihm gern beichten.
    „Ich stand daneben und ließ es zu, daß sie getötetet wurden. Ich versuchte nicht, sie zu stoppen. Ich hätte meinen Körper dazwischen werfen müssen, um sie zu schützen oder selbst zu sterben. Nullneun hätte mich einfach erschossen.“
    „Da wette nicht drauf.“
    „Und wenn er es getan hätte? Das wäre besser gewesen?“
    „Oh, hör auf Bird! Hör auf, von mir Bestrafung zu verlangen!“
    „Was soll ich denn tun?“
    „Hör auf, dich mit Schuldgefühlen zu plagen. Denk lieber nach!“
    „Ich habe keine Schuldgefühle, ich habe Angst, Rio. Hast du nie Angst gehabt?“
    „Ich habe Angst gehabt“, gab Rio zu, und Bird meinte, so etwas wie Mitleid in seiner Stimme zu hören, „ich kenne Angst und Scham, Schuld und Erniedrigung. Glaub mir, ich habe das alles durchgemacht. Noch schlimmer als du. Ich

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