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Das Fünfte Geheimnis

Titel: Das Fünfte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Starhawk
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Tür. Aber ich fühle seine Schmerzen.“
    „Ich bin es, madrina, Madrone. Ich bin wieder hier.“
    Madrone kniete neben ihr nieder und griff nach Mayas Hand. Sie fühlte sich zart und gebrechlich an, ein leichtes Zittern durchlief Maya, als sie sich zu ihr umdrehte.
    „Madrone!“ Mayas Augen füllten sich mit Tränen. Madrone umarmte sie behutsam. Eine Weile blieben sie so. Dann zog sich Maya zurück und streichelte Madrones Gesicht. „Was haben sie mit dir gemacht, da unten in den Southlands? Du siehst aus wie eine alte Frau, und du hast eine Narbe.“
    „Das waren die Bienen“, lächelte Madrone. „Ich bin okay, wirklich, nur etwas wettergegerbt. Und du?“
    Maya schüttelte den Kopf, es wirkte eher wie ein leises Beben. „Ich halte dies alles nicht mehr aus, Madrone. Sie verwunden ihn, ich weiß, sie quälen ihn. Schlimmer als jemals zuvor. Und ich kann nichts tun. Ich kann ihm nicht helfen.“
    Madrone seufzte. „Kann ihm denn wirklich niemand helfen?“
    „Sie wollen nicht. Sie denken, er betrügt uns alle“, Mayas Stimme klang wie die eines hilflosen Kindes. Sie ist wirklich sehr alt, dachte Madrone voller Wehmut. Wie lange wird sie noch durchhalten?
    „Ich wollte den General verhexen“, das war wieder Mayas Stimme, „aber Sam läßt mich nicht.“ Sie richtete sich auf: „Weißt du eigentlich, wie lange es her ist, daß ein Mann mir sagen durfte, was ich zu tun habe?“
    Madrone lächelte. „Ich freue mich für euch beide, für Sam und für dich. Du brauchtest wirklich jemanden. Sam paßt prima zu dir. Aber was hast du damit gemeint: Den General verhexen?“
    „Das ist Teil unserer Strategie. Eine von Lilys Ideen. Wann immer ein Soldat irgendjemanden tötet, kleidet sich die Familie in Weiß und folgt ihm – dem Soldaten, meine ich. Sie erzählen ihm alles über den Getöteten, bis der Mörder sein Opfer praktisch vor sich stehen sieht. Sie lassen den Soldaten einfach nicht mehr in Ruhe.“
    „Und das hat Erfolg?“ fragte Madrone.
    „Du wärest überrascht. Wir haben hier unglaublich viele Stewards, die zu uns übergelaufen sind. Sie haben Angst vor den Geistern der Toten!“
    „Ja, dem Tod können wir vertrauen“, sagte Madrone. Sie stand auf. „Ich muß hier noch einiges erledigen, aber vorher wollte ich dich kurz sehen. Oh, madrina, ich bin glücklich, daß du gesund bist.“

    ✳✳✳

    Sam ließ einen Nachbarjungen gemeinsam mit Isis zum Boot zurückkehren. Sie sollten die anderen an Land bringen und dann das Boot auf die andere Seite der Bay schaffen. Sie würden einen guten Platz zum Ankern suchen. In der folgenden Nacht könnte sie mit dem Beiboot zurückkommen.
    „Wie müde bist du wirklich?“ fragte Sam.
    „Warum fragst du?“
    „Da gibt es einige Fälle, bei denen ich gern deinen Rat hätte.“
    „Sicher, Sam. Und ich muß dir auch ein paar Dinge zeigen.“
    „Was denn?“
    „Kopien von Computer-Aufzeichnungen, die ich gestohlen habe. Ich hoffe, wir können sie entziffern. Ich bin nicht sicher, aber ich glaube, sie enthalten wichtige Informationen über die Epidemien.“
    „Gut, ich sehe sie mir an, nachdem ich dich herumgeführt habe.“

    ✳✳✳

    „Bill, hier, war einer von den ersten – das war, warte mal, vor gut zwei Wochen“, sagte Sam, „es geht ihm nicht gut, wie du siehst.“
    Sechs Patienten lagen in Sages ehemaligem Zimmer. Madrone kniete neben dem Mann, dem es offensichtlich am schlechtesten ging.
    „Zwei Wochen? Mir scheint, sein Immunsystem fängt gerade an, sich zu erholen.“
    „Er hat die Grippe bekommen. Aber wir werden ihn hoffentlich durchbringen.“
    „Laß' mich mal sehen.“
    Sie holte tief Luft und versetzte sich in den Geist der Bienen. Würde es klappen? Hier, so fern von jedem Bienenstock? Sie beugte sich entschlossen vor und leckte etwas Schweiß von der Stirn des Kranken.
    „Was machst du da?“ fragte Sam nervös.
    Madrone lächelte. „Eine neue Technik. Eine Kurzanalyse ohne Chemie.“ Dann schloß sie die Augen und versetzte sich in Heilungs-Trance. Erst als sie begann, vor Erschöpfung zu zittern, hörte sie auf. Draußen war die Schwärze der Nacht schon der Morgenbläue gewichen. Sam hatte sich längst mit Maya schlafen gelegt. Erschöpft stieg Madrone die Treppe hinauf und warf einen flüchtigen Blick in ihr altes Zimmer. Auch hier war der Boden mit schnarchenden Männerkörpern bedeckt. Sie blickte in andere Zimmer: Jedes Bett in diesem Haus schien belegt. Aber in einem der Betten erkannte sie Nitas Gestalt. Madrone

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