Das Fünfte Geheimnis
Maschinen, alles gehört ihnen.«
»Ihnen gehören die Prediger der Millennialisten und das Fernsehen«, sagte Johnnycake, »ihnen gehören Verwaltung und Regierung – oder was davon noch übrig ist.«
»Und wie ich schon sagte, sie besitzen das Wasser«, fügte Apple hinzu.
»Und kassieren anständig dafür«, sagte Johnnycake.
»Du kannst aus zwanzig Meilen Entfernung erkennen, welches die reichen Stadtteile sind. Die sind grün. Sonst ist es überall braun, tot und durstig.«
»Wir haben dort Gruppen«, sagte Johnnycake. »Wir haben überall Gruppen. Unten im Tal und in den Bergen verborgen. Und sie sind durstig und krank.«
»Die Verwaltung kontrolliert die Gegenmittel und die immunstärkenden Drogen.«
»Gegenmittel?«
»Habt ihr im Norden Epidemien gehabt?« fragte Apple.
»Ja, klar.«
»Einige sind natürlich. Aber manche auch nicht.«
»Eine Menge Leute mögen die Verwaltung nicht, glauben nicht den Millennialisten-Scheiß,« sagte Johnnycake. »Sind viele da, die würden zu uns kommen, und die wer den zu uns kommen.«
»Aber sie sterben«, sagte Apple, »ohne die Abwehr-Drogen sterben die meisten. Darum brauchen wir dich. Wir brauchen einen Heiler.«
»Ich bin kein Heiler,« sagte Bird, »ich bin Musiker. Zumindest war ich mal einer.«
»Wenn du kein Heiler bist, so kommst du von allen, die wir je gesehen haben, einem Heiler doch am nächsten«, sagte Apple. »Littlejohn hat uns von dir erzählt. Und du brauchst uns. Wir wissen, daß du zu deinen Leuten zurück willst; wir verstehen das. Aber denk an das, was du heute Nacht gesehen hast. Was glaubst du, wo diese Armee einmarschieren will?«
»Du brauchst uns«, wiederholte Johnnycake, »du brauchst uns, damit wir hier die Stellung halten. Wir müssen zusammenarbeiten.«
»Aber warum?« fragte Bird. »Warum wollen sie uns ausgerechnet jetzt überfallen, nachdem sie uns zwanzig Jahre in Ruhe gelassen haben?«
»Wieviel weißt du über die Geschichte der Southlands in den letzten zwanzig Jahren?« fragte Apple.
»Nicht viel«, mußte Bird zugeben.
»Du weißt, daß nach dem Hunger, der ‘25 nach der Dürre kam, und nach dem Zusammenbruch ‘28 die Steward-Partei das Kriegsrecht ausgerufen hat und die Wahlen ausgesetzt hat.«
»Das war zu der Zeit, als wir sie im Norden rausgeschmissen hatten«, sagte Bird.
»Nun, hier unten war's nicht so einfach. Besonders in Panasia. Da haben sie fast den Krieg erklärt, aber sie haben es dann bei einem Handels-Embargo bewenden lassen. Dachten, das würde uns in die Knie zwingen. Tat es auch fast. Unsere Wirtschaft ist ruiniert. Wir überleben, indem wir Teile von alten Maschinen zu neuen zusammenflicken.«
»Wir tun auch eine Menge solcher Sachen«, sagte Bird. »Aber wir haben auch viele neue Technologien entwickelt. Wir machen Dinge mit Kristallen, die kaum zu glauben sind, und wir haben große Fortschritte bei Wind- und Sonnen-Energie gemacht.«
»Wir haben keinen Pfifferling bewegt, außer so weiterzumachen, daß die Reichen immer noch glauben können, daß sie reich und mächtig sind. Aber selbst das bröckelt allmählich. Wir können keine neuen Teile produzieren, weder für Computer noch für Bildgeräte oder sonst was, wir können nur die alten Geräte ausschlachten. Und jetzt geht's zu Ende. Früher konnte jeder arme Arsch sich ein TV-Gerät leisten und an die Steckdose anschließen. Dann wurden die Geräte aber immer teurer; einen Monats-Lohn, zwei Monats-Löhne, sechs Monats-Löhne. Dieses Jahr kannst du so'n Ding überhaupt nicht kaufen, um keinen Preis. Die Situation ist aussichtslos.«
Er sah Bird fast herausfordernd an: »Also hat Waggoner, er ist der Anführer der Steward-Partei, Diplomaten ausgesandt, mit Panasia zu verhandeln. Und es sieht so aus, als wollten sie wohl wieder Handel mit uns treiben, wenn wir bereit sind, unsere Schulden zu bezahlen.
Was haben wir schon, was die wollen könnten? Wie ich schon sagte, wir stellen nicht viel her. Früher haben wir eine Menge Videofilme, Großbildschirme und Audiodisks exportiert, aber seit die Millennialisten die Industrie sozusagen gesäubert haben, gibt's nicht mehr viel, was sich irgend jemand ansehen möchte. Wir verkaufen ein paar Drogen, und es gibt einen guten Porno-Handel, aber als Schwarzmarkt. Es gibt nur eins, was Panasia dringend braucht.«
»Und was?«
»Holz. Und da kommt ihr ins Spiel, mit den nördlichen Wäldern und dem Golden Gate als Hafen.«
»Niemals«, sagte Bird. »Jahre unseres Lebens investieren wir in diese
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