Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das fuenfte Imperium

Titel: Das fuenfte Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktor Pelewin
Vom Netzwerk:
augenblicklich ab.
    »Rama? Grüß dich. Was kann ich für dich tun?«
    »Sie haben mir vom Duell zwischen Vampiren erzählt, wissen Sie noch?«
    »Natürlich weiß ich das noch. Wieso fragst du? Willst du irgendwen herausfordern?«
    Der fröhliche Tonfall ließ erkennen, dass er die Möglichkeit nicht ernsthaft in Betracht zog.
    »Ja«, sagte ich. »Das will ich.«
    »Machst du Witze?«
    »Nein. Wie muss ich vorgehen?«
    »Es genügt, mir das zu sagen«, antwortete Loki. »Alles Weitere organisiere ich, das gehört zu meinen Verpflichtungen. Aber ich muss sicher sein, dass du es vollkommen ernst meinst.«
    »Ich meine es vollkommen ernst.«
    »Wen willst du denn fordern?«
    »Mitra.«
    Loki schwieg eine Weile.
    »Darf man fragen«, sagte er dann, »aus welchem Grund?«
    »Der ist privat.«
    »Hat es etwas mit... seinem Anteil an deinem Schicksal zu tun? Ich meine, mit Brahmas Tod?«
    »Nein.«
    »Und du hast es dir gut überlegt?«
    »Ja«, antwortete ich.
    »Ich muss dich warnen, Rama«, sagte Loki. »Das ist kein Spaß. Solltest du Mitra tatsächlich zum Duell fordern wollen, bringe ich die Sache in Gang. Aber solltest du es dir dann noch anders überlegen, entstünde eine peinliche Situation.«
    »Ich. Will. Mitra. Tatsächlich. Zum. Duell. Fordern«, wiederholte ich. »Und ich werde es mir keinesfalls anders überlegen.«
    »Na schön, wenn das so ist ... Welche Waffe würdest du bevorzugen? In der Regel bestimmt das der Herausgeforderte, aber manchmal lässt sich ein Konsens erzielen.«
    »Ganz nach Belieben.«
    »Gut«, sagte Loki. »Dann schick mir eine Mail mit der Duellorder. Aber nicht gleich. Du schreibst sie morgen früh, ausgeschlafen und mit klarem Kopf. Nachdem du noch einmal alles gut durchdacht hast. Dann beginne ich zu handeln.«
    »Gut. Muss ich irgendeine Form einhalten?«
    »Ich schicke dir ein Muster. Die Form ist im Grunde egal, aber die letzte Zeile muss lauten: Dafür bin ich bereit, Gott zu begegnen.«
    »Ist das Ihr Ernst?«
    »Was dachtest du? Ein Duell ist eine ernsthafte Angelegenheit. Du solltest dir im Klaren darüber sein, wie unerhört grausig das Ganze enden kann ...«

VILLA DEI MISTERI
    An Loki IV. von Rama II. Dienstlich!
    Duellorder
    Mitra VI. treibt Missbrauch mit den Obliegenheiten eines Kurators für junge Vampire. Anstatt ihnen zu helfen, ihren Platz im System zu finden, nutzt er ihre Unerfahrenheit aus und erschleicht ihr Zutrauen, um dieses dann auf zynischste Weise zu gebrauchen. Mich in Details zu ergehen untersagt mir die Diskretion. Doch meine Ehre gebietet es, den Schuft zu bestrafen. Sein Umgang mit den jungen Vampiren des letzten Jahrgangs muss kategorisch und ein für alle Mal unterbunden werden.
Dafür bin ich bereit, Gott zu begegnen. Rama II.
    Ich las den Brief noch einmal durch. Der Satz Doch meine Ehre gebietet es, den Schuft zu bestrafen kam mir nun reichlich aufgeblasen vor. Ich strich ihn und schrieb stattdessen: Doch ich kann nicht untätig bleiben. Dann überlas ich das Ganze ein weiteres Mal und kam darauf, dass der Eindruck entstehen könnte, ich selbst wäre Mitras Opfer. Also ergänzte ich Diskretion durch Mitgefühl. Nun schien mir alles richtig zu sein. Ich schickte die Mail ab (Lokis Adresse war passend: sadodesperado stand da als local-part) und harrte einer Antwort.
    Nach einer halben Stunde klingelte mein Telefon.
    »Ich hoffe, du hast dir wirklich alles gut überlegt«, fing Loki wieder an. »Die Maschine ist angelaufen.«
    »Hab ich. Vielen Dank.«
    »Keine Ursache. Jetzt schreibt Mitra seine Order. Er war übrigens gar nicht überrascht. Ich frage mich, was da zwischen euch vorgefallen ist.«
    Ich sagte nichts. Loki atmete eine Weile schweigend in den Hörer. Als er merkte, dass mit einer Antwort nicht zu rechnen war, fuhr er fort: »Es braucht ein paar Tage Vorbereitungszeit, bis wir wissen, wo und wie. Dann melde ich mich wieder bei dir ... Stell dich drauf ein, Junge, dass gewichtige Dinge auf dich zukommen. Denk an die Ewigkeit.«
    Und er legte auf.
    Das mit der Ewigkeit sollte vermutlich ein Scherz sein. Aber wie man so sagt: In jedem Scherz steckt auch ein Scherz. Ich blickte auf den Bildschirm, wo noch meine Duellorder stand. Alles an ihr war deutlich und klar. Bis auf die Begegnung mit Gott, auf der Loki beharrt hatte. Das zu unterschreiben, hatte ich klein beigegeben.
    Der Sinn dieses Satzes war mir immer noch vollkommen schleierhaft. Gott war ich selbst - das hatte meine gestrige Erfahrung hinreichend geklärt. Das Problem war nur,

Weitere Kostenlose Bücher