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Das fuenfte Maedchen

Das fuenfte Maedchen

Titel: Das fuenfte Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Philip
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von innen heraus kam, und ihr kreischendes Lachen war klirrend wie Eiskristalle. In ihrem hellen Haar glitzerte Eis, dort wo sie flach auf dem Rücken gelegen hatte, von einem Lachanfall geschüttelt, würdelos, aber wunderschön.
    Im Vergleich zu ihr sah Nathan, der auch lachte, fürchterlich aus. Fürchterlich. Das passte gar nicht zu ihm. Doch wie elend und verkatert er auch aussehen mochte, er lachte und war glücklich. Man konnte es einfach sehen: unglaublich glücklich. Innere Glitzersteine. Er musste sie sich von Jinn eingefangen haben. Wie Warzen.

Fünf
    Â»Hey, Ruby Red«, sagte Nathan Baird.
    Verdammt. Ich dachte ernsthaft darüber nach, meine Haarfarbe wieder zu ändern. Er stand in dem schmalen Gang des Mini-Markts, nahm träge Dosen und Packungen in die Hand, las die Zutatenlisten und versperrte den Weg. Er trug ein schwarzes T-Shirt mit einem verblichenen Batman-Logo. Ich hatte mir keinen Korb genommen und die Arme voll mit einem Brot, einer Zwei-Literflasche teilentrahmter Milch und einem Sechserpack Cola. Ich stand herum und sah ihn finster an. Er wusste, dass ich noch da war, wich aber nicht von der Stelle.
    Ich hatte keine Lust, mich an ihm vorbeizudrücken, denn ich wusste, dass er es mir schwermachen würde. Ich wich zurück und nahm den anderen Gang. Als ich zur Kasse kam, war Nathan schon dort. Er stützte sich darauf, nahm ein Päckchen Kaugummi, drehte es zwischen den Fingern und wartete darauf, dass die letzte Kundin in der Schlange ihre Kreditkartenquittung entgegennahm, damit er mit Jinn flirten konnte. Als sie sich nicht schnell genug bewegte, stieß er sie praktisch mit dem Ellbogen beiseite. Jinn machte ein böses Gesicht, aber nicht böse genug, als dass man es ihr hätte abnehmen können. Er beugte sich mit diesem breiten, zufriedenen Lächeln über den Ladentisch.
    Das Lächeln war immer noch gut, aber ich fand, dass er zurzeit nicht so gut aussah. Seine Haut wirkte verschwitzt und das Weiß seiner Augen war nicht so weiß. Ich hoffte, Jinn würde aufhören, ihn zu mögen, jetzt wo er nicht mehr so sexy aussah, aber Nathan Baird war einer von diesen Typen, der, so heruntergekommen er auch sein mochte, immer noch gut aussah.
    Draußen, im Sonnenlicht, war er längst nicht mehr das, was er einmal gewesen war, doch an einem so begrenzten Ort wie dem Mini-Markt strahlte er eine Präsenz aus, die dein Herz höher und deinen Magen Purzelbäume schlagen lässt. Eine Mischung aus unfreiwilliger magnetischer Anziehung und Angst. Charisma nannte Jinn es. Ich traute weder seinem Charisma noch ihm. Er war auch wegen irgendetwas nervös; seine Hände zitterten.
    Ich mochte auch nicht, dass er immer bei uns zu Hause war.
    Ich weiß nicht genau, wie es dazu kam. Ich weiß nur, dass ich eines Tages aus meinem Zimmer kam, weil ich in der Küche die Musik vom CD -Player hörte und dachte, Jinn habe mit dem Kochen angefangen. Da wollte ich ihr helfen, wie immer. Good Vibrations bedeutete in der Regel Tacos oder Pasta mit Chili: etwas Sommerliches und Scharfes.
    Aber als ich zur Küche ging, sah Jinn mich nicht. Sie kochte auch nicht. Sie hatte lediglich den Holzlöffel in die Hand genommen, mit dem sie herumwedelte wie eine Lady mit einem Fächer. Nathan Baird tanzte mit ihr, tanzte diesen schillernden Boogie in meinem Haus, und sie schlang ihm die Arme um den Hals und klopfte mit dem Löffel im Takt der Musik leicht auf seinen knackigen Hintern.
    Sie lachte.
    Kalte Angst sickerte von meinem Brustbein hinab in meine Eingeweide. Ich dachte daran, was die Dicke Bertha gesagt hatte, dass Nathan Baird ein Nichtsnutz sei. Ich dachte daran, was er die ganze Zeit getan hatte, als er weg war; was ihn ins Gefängnis gebracht hatte, wonach ich aber nicht fragen wollte. Ich hoffte, er würde bald gehen, damit Jinn und ich wieder Jinn und ich sein könnten.
    Er legte die Arme locker um Jinns Schultern und tanzte mit ihr in einem Halbkreis, sodass er mich direkt ansah. Es dauerte einige Sekunden, bis er lächelte, und es gefiel mir nicht, als er es tat. Er blinzelte mir langsam zu.
    Â»Ich habe Hunger«, sagte ich.
    Er nahm den Blick nicht von mir, aber ich sah, wie er die Augen noch weiter aufriss, als Jinn ihm mit dem Löffel auf den Hintern schlug.
    Â»Die Kinder haben Hunger, Mr Baird.«
    Dadurch von mir abgelenkt, wurde er menschlicher. Seine Augen verloren dieses Feindselige, sein Lächeln wurde

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