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Das fünfte Paar

Das fünfte Paar

Titel: Das fünfte Paar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Tritt.«
    »Erinnern Sie sich, ob Sie ihr erzählt haben, daß die jungen Frauen barfuß waren? Haben Sie ihr Szenenfotos gezeigt?«
    Abby hätte dieses wichtige Detail niemals vergessen. Hatte sie mich absichtlich nicht darauf hingewiesen?
    »Ich habe ihr diese Fotos nicht gezeigt - und ich war auch sehr vorsichtig mit dem, was ich ihr sagte. Nein - die Sache mit den Schuhen und Strümpfen habe ich ihr gegenüber nicht erwähnt. Haben Sie die Zeitungsberichte über den Fall gelesen?«
    »Einige.«
    »Da war nirgends beschrieben, was die Mädchen anhatten, daß Dills Bluse zerrissen war und die Schuhe und Strümpfe fehlten.« Also wußte Abby das nicht, dachte ich erleichtert - sie hatte es mir nicht verschwiegen.
    »Auf den Autopsiefotos sah ich, daß beide Frauen Fesselmale an den Handgelenken hatten«, sagte ich. »Haben Sie die Fesseln gefunden?«
    »Nein, Ma'am.«
    »Also hat der Mörder sie entfernt, nachdem er die beiden umgebracht hatte.«
    »Er war überhaupt sehr darauf bedacht, keine Spuren zu hinterlassen. Wir haben keine Patronenhülse gefunden, keine Waffe, nichts, womit er sie gefesselt haben könnte. Keine Samenflüssigkeit. Entweder kam es nicht zu einer Vergewaltigung, oder er traf Vorkehrungen. Beide waren voll angezogen. Was die zerrissene Bluse betrifft«, er deutete auf eine Fotografie von Jill, »das kann passiert sein, als er mit ihr kämpfte.«
    »Haben Sie Knöpfe am Fundort sichergestellt?«
    »Nur die von ihr: Sie lagen neben ihr im Gras.«
    »Wie steht es mit Zigarettenstummeln?« Montana blätterte mit entnervender Ruhe seine Unterlagen durch.«
    »Keine.« Er zog einen Bericht heraus. »Aber ein Feuerzeug haben wir gefunden.«
    Marino horchte auf. »Wo?«
    »Etwa viereinhalb Meter von den Leichen entfernt. Wie Sie sehen, läuft um den Friedhof ein Eisenzaun. Man kommt durch dieses Tor rein.« Er zeigte uns ein anderes Foto. »Das Feuerzeug lag so anderthalb, zwei Meter dahinter. Eins von diesen schmalen, teuren Dingern aus Silber. Es funktionierte einwandfrei und sah aus wie frisch geputzt. Ich bin ziemlich sicher, daß es keiner der beiden Frauen gehörte: Sie rauchten nicht, und niemand, den ich fragte, hatte je ein Feuerzeug bei ihnen gesehen. Vielleicht ist es dem Mörder aus der Tasche gefallen - aber genausogut kann es jemand verloren haben, der ein, zwei Tage zuvor den Friedhof besucht hat. Es gibt viele Leute, die gern auf Friedhöfen spazierengehen - vor allem auf so alten: Sie finden die altmodischen Grabsteine romantisch.«
    »Wurde das Feuerzeug auf Fingerabdrücke untersucht?« fragte Marino.
    »Das brachte nichts: Es hatte eine geriffelte Oberfläche.« Er schaute nachdenklich vor sich hin. »Muß mindestens hundert Dollar gekostet haben.«
    »Haben Sie die Knöpfe und das Feuerzeug noch?« wollte ich wissen.
    »Ist alles da - ich habe die Hoffnung nie aufgegeben, daß der Fall eines Tages doch noch aufgeklärt wird.«
    Ich hoffte das bestimmt noch viel inständiger als er. Als ich die Haustür hinter ihm geschlossen hatte und zu Marino in die Küche zurückkehrte, fluchte der: »Verdammt noch mal! Es war derselbe Mistkerl! Ist doch nicht zu fassen: Der Bastard zwang sie, Schuhe und Strümpfe auszuziehen wie die anderen Pärchen, damit sie nicht schnell vorwärtskämen, wenn er sie zu dem Platz brächte, wo er sie umbringen wollte.«
    »Der sicher nicht der Friedhof war«, meinte ich. »Ich glaube nicht, daß er den als Tatort vorgesehen hatte.«
    »Ich auch nicht. Wahrscheinlich konnte er die beiden nicht in Schach halten - hatte sich überschätzt. Vielleicht machten sie Rabatz - daher könnte das Blut im Fond des Volkswagens kommen. Also ließ er sie so bald wie möglich anhalten, und sie landeten aus reinem Zufall bei der Kirche. Haben Sie eine Karte von Virginia da?«
    »Im Arbeitszimmer.« Ich ging sie holen.
    Marino breitete sie auf dem Küchentisch aus und studierte sie eine Weile aufmerksam. »Schauen Sie her«, forderte er mich schließlich auf. »Die Abzweigung von der Route Sixty zu dem Friedhof ist hier - etwa drei Kilometer vor der zu der Straße, die zu dem Waldgebiet führt, in dem Jim Freeman und Bonnie Smyth mehr als fünf Jahre später tot aufgefunden wurden. Als wir neulich zu Mr. Joyce fuhren, sind wir ganz in der Nähe der Stelle vorbeigekommen, wo die beiden Frauen getötet wurden.«
    »Mein Gott!« murmelte ich. »Ich frage mich...«
    »Ich frage mich auch«, unterbrach er mich. »Vielleicht war unser Großer Unbekannter seinerzeit tatsächlich da

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