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Das fünfte Paar

Das fünfte Paar

Titel: Das fünfte Paar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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regelmäßig - aber nicht immer gemeinsam.«
    »Wo?«
    »In dem Park in der Nähe der Wohnanlage, wenn ich mich recht erinnere.«
    »Wissen Sie von Theatern, Geschäften oder Einkaufszentren, die sie häufig besuchten?«
    »Nein - tut mir leid.«
    »Was sagt Ihnen Ihre Intuition? Was hat sie Ihnen unmittelbar nach den Morden gesagt?
    »Ich ging davon aus, daß Jill und Elizabeth in der Bar eine heftige Diskussion hatten und eine Unterbrechung nicht geduldet hätten.
    »Und weiter?«
    »Folgerichtig nahm ich an, daß sie ihren Mörder irgendwann nach dem Verlassen des Lokals trafen.«
    »Haben Sie eine Idee, wie sich das abgespielt haben könnte!«
    »Ich war von Anfang an der Meinung, daß es sich um jemanden handelte, den sie kannten - oder mit dem sie jedenfalls gut genug bekannt waren, um ihm nicht zu mißtrauen. Falls sie nicht mit Waffengewalt vom Parkplatz der Bar entführt wurden, oder von woanders, wo sie möglicherweise noch hinfuhren.«
    »Wäre es denkbar, daß sich auf dem Parkplatz der Bar jemand an sie heranmachte und sie bat, ihn ein Stück mitzunehmen - vielleicht behauptete, er habe Ärger mit seinem Wagen...«
    Sie schüttelte bereits den Kopf. »Das paßte nicht zu dem Eindruck, den ich von den beiden habe - außer, sie kannten ihn.«
    »Und wenn der Täter sich als Polizist ausgab, sie vielleicht wegen einer angeblichen Verkehrskontrolle irgendwo stoppte?«
    »Auf die Idee bin ich noch gar nicht gekommen. Ja - darauf würden wohl sogar Sie oder ich hereinfallen.«
    Sie sah müde aus - das Gespräch hatte sie sichtlich mitgenommen. Ich fragte mich, was ich wohl an ihrer Stelle empfinden würde. Ich bedankte mich für das Abendessen und die Zeit, die sie mir gewidmet hatte und ging.
    Ich kam gerade zur Haustür herein, als das Telefon klingelte. »Mir ist noch etwas eingefallen«, sagte Anna. »Es ist vielleicht ohne Bedeutung, aber ich wollte es Ihnen trotzdem erzählen: Jill erwähnte einmal, daß Elizabeth und sie oft Kreuzworträtsel lösten, wenn sie zusammen zu Hause waren - sonntags morgens, zum Beispiel. Es war eine Gewohnheit, etwas, das sie gemeinsam taten.«
    »Hatten Sie Kreuzworträtselhefte, oder lösten sie die Rätsel in den Zeitungen?«
    »Das weiß ich nicht - aber Jill las regelmäßig eine ganze Reihe von Zeitungen. Wenn sie zu früh dran war und warten mußte, hatte sie meistens eine dabei. Das WaU Street Journal, die Post...«
    Ich dankte ihr noch einmal und sagte, das nächste Mal sei ich an der Reihe mit Kochen. Dann rief ich Marino an.
    »Vor acht Jahren wurden in James City County zwei Frauen ermordet«, begann ich ohne Einleitung. »Es besteht die Möglichkeit, daß es da eine Verbindung gibt. Kennen Sie Detective Montana?«
    »Flüchtig.«
    »Wir müssen uns mit ihm treffen, die Fälle nochmal durchgehen. Kann er den Mund halten?«
    »Sie können Sachen fragen«, sagte Marino.
    Montanas Name paßte zu seinem Träger: Er war groß und grobknochig, mit einer eisgrauen Mähne und lichtblauen Augen, die in einer zerklüfteten Gesichtslandschaft leuchteten wie zwei Bergseen - aber er sprach mit dem Akzent eines geborenen Virginiers, und seine Rede häufig mit »ja, Ma'am« durchsetzt. Er, Marino und ich trafen uns am folgenden Nachmittag bei mir zu Hause, wo wir vor Störungen sicher sein konnten.
    Montana mußte damals sein jährliches Filmbudget verknipst haben - mein Küchentisch war mit Fotos übersät: Die Leichen am Fundort, der Volkswagen auf dem Parkplatz des Palm Leaf Motel, das Anchor Bar and Grill und jeder Winkel der beiden Wohnungen - einschließlich Kochnischen und Wäschekammern. Seine alte Aktentasche war zum Platzen voll mit Notizen, Karten, Interviewabschriften, Zeichnungen, Listen von Beweisstücken, Aufzeichnungen von telefonischen Hinweisen. Detectives, in deren Wirkungsbereich sich nur selten Morde ereigneten, hatten etwas für sich: Wenn ihnen alle heiligen Zeiten ein solcher Fall unterkam, bearbeiteten sie ihn ausgesprochen gründlich.
    »Der Friedhof liegt direkt bei der Kirche.« Er schob mir ein Foto näher hin.
    »Sie sieht ziemlich alt aus.« Ich bewunderte die alten Ziegel und Schindeln.
    »Ist sie - und auch wieder nicht: Wurde im achtzehnten Jahrhundert gebaut und hielt sich wacker - bis ihr vor ungefähr zwanzig Jahren ein Kurzschluß übel mitspielte. Ich erinnere mich noch, wie ich den Rauch sah: Ich war auf Streife und dachte, eines der benachbarten Farmhäuser brenne. Irgendeine historisch interessierte Gesellschaft übernahm die

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