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Das fünfte Paar

Das fünfte Paar

Titel: Das fünfte Paar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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draußen, um einen Tatort zu finden, der ihm gefiel, und Dammit kam ihm in die Quere. Er erschießt den Hund. Einen Monat später entführt er seine ersten Opfer - Jill und Elizabeth. Er will sie zwingen, zudem besagten Wald zu fahren, aber sie spielen nicht mit. Deshalb beendet er die Fahrt vorzeitig - oder er nennt Elizabeth vor lauter Panik die falsche Ausfahrt und stellt dann voller Entsetzen fest, daß sie nicht da gelandet sind, wo er hinwollte.« Ich versuchte es mir vorzustellen: Elizabeth saß am Steuer, Jill neben ihr, der Mörder auf dem Rücksitz, die Waffe im Anschlag. Was hatte dazu geführt, daß er soviel Blut verlor? Hatte er sich aus Versehen selbst angeschossen? Unwahrscheinlich. Hatte er sich mit seinem Messer geschnitten? Möglich, aber ebenfalls unwahrscheinlich. Anhand Montanas ausführlicher Fotoreportage hatte ich festgestellt, daß die Blutung mit Tropfen auf der Rückseite der Kopfstütze des Beifahrersitzes zu beginnen schien. Auch an der Rückseite der Lehne befand sich Blut - und eine regelrechte Lache auf der Fußmatte. Demnach mußte der Mörder hinter dem Beifahrersitz gesessen und sich vorgebeugt haben. Blutete er aus einer Wunde am Kopf oder im Gesicht?
    »Hatte er vielleicht Nasenbluten?« offerierte ich. »Das müßte aber ganz schön massiv gewesen sein, wenn man bedenkt, wieviel Blut da war.«
    Er überlegte. »Vielleicht rammte eine der Frauen ihm den Ellbogen ins Gesicht und traf seine Nase.« »Wie hätten Sie in diesem Fall an seiner Stelle reagiert?«
    »Ich hätte dafür gesorgt, daß sie es nicht noch mal tut. Vermutlich hätte ich sie nicht im Auto erschossen, aber ich hätte ihr mit meiner Waffe auf den Kopf geschlagen.«
    »Vom war aber kein Blut«, gab ich zu bedenken. »Es gibt keinerlei Hinweise darauf, daß eine der beiden im Wagen verletzt wurde.«
    »Hmmm.« Er runzelte die Stirn. »Er sitzt hinten, beugt sich vor und fängt plötzlich an zu bluten. Verdammt merkwürdig.«
    Ich setzte frischen Kaffee auf, und während er durchlief, stellten wir weitere Mutmaßungen an. Nach wie vor war die Ausgangsfrage offen, wie ein einzelner zwei Menschen gleichzeitig wehrlos macht.
    »Der Wagen gehörte Elizabeth«, sagte ich. »Nehmen wir also an, daß sie am Steuer saß - dann können ihre Hände zu diesem Zeitpunkt nicht gefesselt gewesen sein.«
    »Aber Jills. Vielleicht hat er sie ihr auf der Fahrt zusammengebunden - sie gezwungen, sie hochzuhalten, so daß er sie vom Rücksitz aus zusammenbinden konnte.«
    »Oder sie mußte sich umdrehen und die Arme über die Kopfstütze strecken. Und dabei hat sie ihn dann ins Gesicht geboxt.«
    »Kann sein.«
    »Auf jeden Fall«, fuhr ich fort, »können wir wohl davon ausgehen, daß Jill bei der Ankunft am Friedhof bereits gefesselt und barfuß ist. Als nächstes befiehlt er Elizabeth, Schuhe und Strümpfe auszuziehen, und fesselt sie ebenfalls. Dann treibt er die beiden vor sich her auf den Friedhof.«
    »Jill hatte jede Menge Schnitte an den Unterarmen und Händen«, sagte Marino. »Könnte das heißen, daß sie versuchte, ein Messer abzuwehren, obwohl sie gefesselt war?«
    »Falls ihre Hände vom zusammengebunden waren und nicht auf dem Rücken.«
    »Es wäre klüger gewesen, sie hinten zusammenzubinden.«
    »Wahrscheinlich lernte der Mörder das auf die harte Tour und machte es beim nächsten Mal besser«, vermutete ich.
    »Bei Elizabeth gab es keine solchen Verletzungen?«
    »Nein.«
    »Der Killer hat sich sie zuerst vorgenommen., entschied Marino.
    »Wie wären Sie vorgegangen?« versetzte ich ihn wieder in die Position des Täters. »Vergessen Sie nicht: Sie mußten zwei Opfer in Schach halten..
    »Ich hätte ihnen befohlen, sich mit dem Gesicht nach unten ins Gras zu legen. Dann hätte ich Elizabeth die Waffe an den Hinterkopf gehalten, damit sie nicht auf dumme Gedanken käme, während ich mein Messer zog. Wenn sie trotzdem Zicken gemacht hätte, hätte ich geschossen - obwohl ich das eigentlich gar nicht wollte.
    »Das würde erklären, warum sie in den Nacken getroffen wurde«, dachte ich laut. »Wenn die Mündung der Waffe auf ihren Hinterkopf gedrückt wurde und sie plötzlich Widerstand leistete, kann der Lauf verrutscht sein. Das Szenario erinnert mich an Deborah - allerdings glaube ich nicht, daß sie lag, als er auf sie schoß.«
    »Der Bursche steht auf Messer«, sagte Marino. »Die Schußwaffe benutzt er nur, wenn die Dinge nicht so laufen, wie er es geplant hat - und das ist, soviel wir wissen, nur zweimal

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