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Das fünfte Paar

Das fünfte Paar

Titel: Das fünfte Paar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Schnelligkeit und Gelenkigkeit nicht einkalkuliert? Entsprach der Schuß in den Rücken der Vorgehensweise eines eiskalten Profikillers?
    In den Rücken geschossen.
    Als Hilda Ozimek die Fotos der toten Teenager mit den Fingerspitzen berührte, hatte sie jedesmal Furcht gespürt - aber bisher war mir nie der Gedanke gekommen, daß sich der Mörder vielleicht ebenfalls gefürchtet hatte. Jemanden in den Rücken zu schießen ist feige. Als Deborah ihrem Angreifer Widerstand leistete, geriet er in Panik. Je länger ich darüber nachdachte, um so überzeugter wurde ich, daß Wesley sich in bezug auf den Charakter des Täters irrte. Gefesselte, barfüßige Jugendliche in den Wald zu treiben, wenn man selbst mit dem Gelände vertraut und möglicherweise mit einem Nachtsichtgerät ausgerüstet und bewaffnet ist, kommt der "Heldentat" gleich, Fische in einem Faß zu erschießen. Es ist zu einfach. Keine Handlungsweise, die ich von einem Mann erwartete, der auf gefährliche Aktionen gedrillt war.
    Und dann war da noch die Sache mit der Waffe. Wenn ich CIA-Agent wäre und auf Menschenjagd-was für eine würde ich wählen? Eine Uzi? Vielleicht - aber wahrscheinlicher eine Pistole: Etwas, das seinen Zweck erfüllte - nicht mehr und nicht weniger. Und ich würde gängige Munition verwenden - Hohlspitzenpatronen, beispielsweise. Auf keinen Fall etwas so Ungewöhnliches wie Explosionsgeschosse oder Hydra-Shoks.
    Die Munition.
    Denk nach, Kay! Ich konnte mich nicht erinnern, jemals vorher Hydra-Shok-Kugeln aus einer Leiche entfernt zu haben. Sie waren ursprünglich zum Gebrauch für Gesetzeshüter entwickelt worden. Sie haben beim Einschlag eine größere Ausdehnung als alle anderen Patronen, die aus einem Fünf Zentimeter Lauf abgefeuert werden. Wenn das Bleiprojektil in den Körper eindringt, biegen sich die Wundränder nach außen wie die Blütenblätter einer sich öffnenden Blume. Es gibt nur einen schwachen Rückstoß, was eine schnelle Schußfolge ermöglicht. Diese Kugeln treten nur selten wieder aus dem Körper aus und haben verheerende Auswirkungen auf Gewebe und Organe. Unser Killer hatte sich für diese Spezialmunition entschieden - und für eine entsprechende Waffe. Beides stärkte möglicherweise sein Selbstbewußtsein, vermittelte ihm ein Gefühl von Macht und Bedeutung.
    Ich nahm den Telefonhörer ab und teilte Linda mit, was ich brauchte.
    »Kommen Sie rauf«, sagte sie.
    Als ich das Waffenlabor betrat, saß sie am Computer-Terminal. »Keine Fälle bisher in diesem Jahr - außer Deborah Harvey natürlich.« Sie ließ den Cursor den Bildschirm hinunterlaufen. »Einer im letzten Jahr - und einer im Jahr davor. Sonst nichts von Federal. Aber zweimal wurden Scorpions verwendet.«
    »Scorpions?«
    »Eine frühere Version«, erklärte sie. »Zehn Jahre bevor Federal das Patent kaufte, stellte die Hydra-Shok-Corporation im Grunde dasselbe Geschoß her. Spezielle Achtunddreißiger Scorpions und Dreifünfundsiebziger Copperhead.« Sie drückte auf mehrere Tasten und ließ ausdrucken, was sie gefunden hatte. »Vor acht Jahren gab es einen Fall, bei dem Achtunddreißiger Scorpions benutzt wurden - aber nicht, um auf einen Menschen zu schießen. Die Ausdrucke prüfend schaute ich sie verblüfft an. »Worauf denn dann?«
    »Auf einen Hund. Es wurde... hier hab' ich's... dreimal auf ihn geschossen.«
    »Im Zusammenhang mit einem Mord, einem Selbstmord oder einem Raubüberfall?«
    »Kann ich aus meinem Material nicht ersehen«, bedauerte Linda. »Hieraus geht nur hervor, daß aus einem toten Hund drei Scorpion-Geschosse entfernt wurden.« Sie riß den Ausdruck ab und gab ihn mir.
    In Ausnahmefällen obduzierte OCME auch Tiere. Manchmal schickten Wildhüter uns Rehe, die außerhalb der Jagdzeit geschossen worden waren - und wenn ein Haustier bei einem Verbrechen erschossen oder tot neben seinem Besitzergefunden wurde, untersuchten wir es, entfernten gegebenenfalls Kugeln oder testeten auf Gift oder Betäubungsmittel. Aber wir stellten in solchen Fällen keine Totenscheine aus und schrieben auch keine Autopsieprotokolle. Es war unwahrscheinlich, daß ich Angaben über diesen Hund finden würde, der vor acht Jahren erschossen worden war.
    Dann fiel mir etwas ein.
    »Sie machen Witze«, sagte Marino, als ich ihm mein Anliegen mitteilte.
    »Können Sie der Sache ganz unauffällig nachgehen? Ich möchte auf keinen Fall, daß jemand seine Antenne ausfährt. Es kann ja sein, daß nichts dahintersteckt - aber der Hund ist in der Nähe von

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