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Das fünfte Paar

Das fünfte Paar

Titel: Das fünfte Paar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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wirst sicher die richtige Entscheidung treffen. Aber wenn du mich im Sommer einbauen könntest, fände ich das schön. Wir könnten irgendwohin fahren. Ans Meer oder in die Berge - wie du willst. Oder wie wär's mit England? Da warst du doch noch nie.«
    »Meinst du das ernst?« fragte sie mißtrauisch.
    »Und ob. Ich war seit Jahren nicht mehr dort«, erwärmte ich mich für die Idee. »Ich finde, es ist an der Zeit, daß du Oxford und Cambridge siehst - und die Londoner Museen. Wenn du magst, arrangiere ich eine Führung durch Scotland Yard - und wenn du schon im Juni wegkämst, könnten wir vielleicht Karten für Wimbledon bekommen.«
    Schweigen.
    Dann sagte sie fröhlich: »Ich habe dich nur aufgezogen, Tante Kay: In Wirklichkeit will ich gar keinen Sportwagen.«
    Am nächsten Morgen warteten keine Autopsien auf mich, und so ließ ich mich an meinem Schreibtisch nieder, um die Papierberge endlich einmal zu reduzieren. Schließlich hatte ich auch noch andere Todesfälle zu bearbeiten. Aber ich konnte mich nicht konzentrieren. Immer wieder wanderten meine Gedanken zu den Pärchen zurück - und ich wurde das Gefühl nicht Ios, daß ich etwas Wichtiges übersah. Etwas, das ich direkt vor der Nase hatte. Es mußte mit Deborah Harveys Ermordung zu tun haben. Sie war Sportlerin gewesen, eine Leichtathletin mit hervorragender Körperbeherrschung. Vielleicht nicht so kräftig wie Fred, doch dafür sicher schneller und beweglicher. Ich vermutete, daß der Mörder ihre Fähigkeiten unterschätzt und deshalb im Wald vorübergehend die Kontrolle über sie verloren hatte. Als ich blicklos auf die Unterlagen hinunterstarrte, die ich mir eigentlich hatte ansehen wollen, kamen mir wieder Marks Worte in den Sinn: Er hatte von »Mordzonen« gesprochen, davon, daß Agenten in Camp Peary dort den Umgang mit automatischen Waffen und Granaten lernten und gegebenenfalls mit Nachtsichtgeräten ausgestattet wurden, um einander bei Dunkelheit im Wald stellen zu können. Ich begann ein Szenario zu entwickeln.
    Der Mörder hatte ein grausames Spiel mit Deborah und Fred vor. Auf dem Holzweg befahl er ihnen, Schuhe und Strümpfe auszuziehen, und fesselte ihnen die Hände auf dem Rücken. Er trug eine Nachtsichtbrille, die das Mondlicht verstärkte und es ihm ermöglichte, leidlich gut zu sehen, als er die beiden in den Wald trieb, wo er sie nacheinander umbringen wollte. Ich glaubte, daß Marino recht hatte. Bestimmt war Fred das erste Opfer gewesen. Vielleicht hatte der Killer ihm befohlen, loszurennen, ihm angeblich eine Chance zur Flucht gegeben - und während der junge in wilder Panik vorwärts stolperte, folgte der Mann ihm mit dem Messer in der Hand, packte ihn schließlich von hinten, hakte ihm den Arm unter das Kinn, riß den Kopf zurück und schnitt ihm die Kehle durch. Diese oft geübte Aktion verlief schnell und lautlos. Wenn die Leichen eine Zeitlang nicht gefunden würden, könnte der Medical Examiner die Todesursache nicht mehr feststellen, da das entsprechende Gewebe verwest wäre. Ich spann das Szenario weiter. Vielleicht befriedigte es die sadistische Neigung des Killers, Deborah mit ansehen zu lassen, wie er ihren Freund umbrachte. Ich hielt es für denkbar, daß er ihr vorher die Knöchel zusammenband, um sie am Weglaufen zu hindern, jedoch nicht mit ihrer Gelenkigkeit rechnete. Es war möglich, daß es ihr, während er mit Fred beschäftigt war, gelang, ihre Hände nach vom zu bringen, indem sie ihre Arme unter den Beinen durchzog. Dann hätte sie die Fußfesseln lösen und sich verteidigen können.
    Ich hielt die Hände vor mich, als seien sie gefesselt. Hätte Deborah die Finger verschränkt und wäre damit auf den Killer losgegangen, und hätte er instinktiv reagiert und schützend die Hände hochgerissen, in deren einer er das Messer hielt, mit dem er gerade Fred getötet hatte, wäre die Hackwunde an Deborahs Finger erklärbar. Sie rannte los, und der Mörder schoß sie in den Rücken, um sie aufzuhalten.
    Hatte es sich tatsächlich so abgespielt? Wie sollte ich das wissen? Das Szenario war vor meinem inneren Auge abgelaufen wie ein Film - aber ich mußte zugeben, daß das Drehbuch einige Schwächen aufwies. Wenn der Mord an Deborah von einem bezahlten Killer oder einem psychopathischen Agenten begangen worden war, der sie als Opfer auswählte, weil sie Pat Harveys Tochter war - hätte der Täter dann nicht gewußt, daß das Mädchen eine Leichtathletin von olympischem Format war? Hätte er ihre ungewöhnliche

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