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Das fünfte Verfahren

Das fünfte Verfahren

Titel: Das fünfte Verfahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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heiß, daß man sich die Finger verbrennen kann“,
ergänzte ich.
    „Und Ihre Meinung dazu?“
    „Lassen Sie mich erst mal Luft holen,
und erzählen Sie mir in der Zwischenzeit, wieweit Sie mit Ihren Ermittlungen
sind.“
    „Ach, wir...“ begann mein Freund mit
falscher Bescheidenheit. „Mit dem Foto des Kroaten in der Hand und ein paar
dürftigen Informationen über seine Person im Kopf haben wir versucht, die
Spuren seines Aufenthalts in Marseille zurückzuverfolgen. Dabei sind wir über
diese Tänzerin gestolpert, mit der er in Verbindung gestanden hatte. Wir sind
in ihre Villa gekommen, um zu sehen, was es hier zu sehen gibt. Das ist alles.“
    „Und? Haben Sie was gesehen?“
    „Nein, nichts“, mischte sich Inspektor
Grégoire enttäuscht ein. „Nur daß die Fenster mit einem Schloß gesichert sind.
Das kam uns verdächtig vor.“
    „Jetzt kennen Sie ja den Grund dafür.
Aber sagen Sie, waren alle Fenster so gründlich gesichert?“
    „Ja, aber nicht alle Schlösser waren
auch abgeschlossen. Scheint wohl nicht mehr nötig zu sein.“
    „Klar! Briefe weg, Schlösser weg...“
    „Also dreht sich alles um diese
verdammten Briefe“, stellte Faroux fest.
    „Sieht so aus.“
    „Es wäre interessant zu wissen, wer
sie im Moment besitzt.“
    „Ich würde gerne meinen gesamten
Vorrat an Vitaminkeksen hergeben, um rauszukriegen, was drinsteht!“ sagte ich.
„Ich hab sie gelesen, es sind banale Liebesbriefe. Vielleicht etwas gesalzener
als üblich... und noch blöder.“
    „Wir sollten also in Erfahrung
bringen, wer sie besitzt und was drinsteht“, schloß Faroux.
    „Das wollte ich so ungefähr damit
sagen.“
    „Wird nicht einfach sein.“
    „Vor allem, wenn es sie gar nicht mehr
geben sollte.“ Kommissar Faroux hob die Augenbrauen.
    „Was wollen Sie damit andeuten?“
    „War nur so ‘ne Idee. Monsieur
Bonvalet wird uns sagen, ob die Idee gut oder schlecht ist.“
    Der einheimische Flic sah mich
verständnislos an.
    „Sie kennen doch das Haus am Alten
Hafen“, sagte ich zu ihm, „das bei dem Einmarsch der deutschen Truppen
abgebrannt ist. Dort habe ich Dreifach-B zum letzten Mal gesehen. Vielleicht
ist das kein Zufall. Wissen Sie etwas Näheres darüber, Monsieur Bonvalet?“
    „Ja. Das Haus stand in dem Ruf, die
Überfahrt nach Algerien zu... äh... erleichtern. Die Deutschen wußten davon und
wollten es stürmen. Die Bewohner haben allerdings nicht darauf gewartet, bis
man sie abknallt. Sie haben das Feuer eröffnet. Dabei ist ein Offizier getötet
worden. Zur Strafe haben die Deutschen das Haus kurzentschlossen ausgeräuchert.
Einige Leute konnten sich jedoch retten. Von ihnen fehlt immer noch jede Spur.“
    „Vielleicht hat die Landung der
Amerikaner in Nordafrika die Überfahrt nach Algerien erschwert...“ dachte ich
laut nach.
    „Könnte sein.“
    „Vielleicht hatte Dreifach-B die
Absicht, mit den Briefen im Gepäck nach Afrika auszuwandern, was sich durch die
Landung verzögerte. Das würde seine schlechte Laune und Nervosität erklären,
die ich an ihm bemerkt habe. Vielleicht hatte er die Briefe bis zu seiner
Abfahrt in dem mysteriösen Haus versteckt oder der Wasserstoffblonden
anvertraut. Und vielleicht hatte er mit ihr noch einige Kleinigkeiten zu
besprechen und wollte deshalb nicht mit mir das Haus verlassen... Was ist
übrigens aus der Frau geworden?“
    „Sie ist in den Flammen umgekommen.“
    „Und mit ihr die Briefe. Dreifach-B
hatte sie jedenfalls nicht bei sich, sonst hätten die lieben Freunde von Jackie
Lamour keinen Posten vor seinem Haus in Saint-Barnabé aufgestellt... Großer
Gott!“
    „Wieso ,Großer Gott’?“
    „Diese verflixte Pfeife!“ fluchte ich
und zog sie heftig aus meinem Mund, um sie mir näher anzusehen. „Sie sabbert.“
In Wirklichkeit sabberte es in meinem Kopf. Mir war soeben eine gar nicht so
dumme Idee gekommen. Möglicherweise war das die Erklärung für Victor Fernèses
Entführung! „Übrigens, wer ist dieser Maillard?“ wollte Faroux wissen. „Er
spielt die Rolle des unschuldigen Opfers. Als besessener Leser von
Kriminalromanen besaß er natürlich auch eine oder mehrere Ausgaben von Luchsauge. Bernard muß er ungefähr so kennengelernt haben, wie er’s mir geschildert hat.
Sein Komplize war er wohl kaum. An Ihnen, Monsieur Bonvalet, ist es, das
festzustellen! Bernard hat nur die Gelegenheit am Schopf ergriffen, sich die
Wohnung ,auszuleihen’ und mich dort zu empfangen. Ich bin fast sicher, daß
Maillard annahm, er brauche

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