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Das fünfte Verfahren

Das fünfte Verfahren

Titel: Das fünfte Verfahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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nicht...“
    „Petrus?“ echote der Flic plötzlich
mit nachdenklicher Miene und aufgestellten Schnurrbarthaaren. „Sind Sie sicher,
Petrus gelesen zu haben?“
    „Nicht ganz, nur die ersten
Buchstaben: Petr. P,e,t,r... Dabei fällt mir nur Petrus ein... oder
Petronella.“
    Florimond Faroux wechselte einen
kurzen, aber bedeutungsvollen Blick mit seinen Untergebenen. Triumph blitzte in
seinen Augen auf.
    „Oder... Petrol ! Wie gefällt
Ihnen das, Burma?“ fragte er einschmeichelnd.
     
    * * *
     
    Es ist schon in Ordnung, daß
Polizisten, die vom Staat beschäftigt und vom Bürger bezahlt werden, von Zeit
zu Zeit ein Geheimnis knacken. Dennoch guckte ich in diesem Augenblick ziemlich
dumm aus der Wäsche.
    „Das schwarze Seidenband!“ rief ich,
als ich wieder zu mir kam.
    „Welches Seidenband?“
    „Die Briefe waren mit einem schwarzen
Seidenband umwickelt. Ich habe die Symbolik nicht verstanden: schwarzes Gold!
Und dann Petr... Das hätte mir in die Augen springen müssen. Stattdessen
ist mir nur Petrus eingefallen.“
    „Die Gewohnheit, Burma! Sie denken
immer gleich an etwas Kompliziertes. Jetzt jammern Sie hier nicht so rum! Wenn
Ihnen ein Detail aus Matitchs Leben bekannt gewesen wäre, hätten Sie wie ich
auf Erdöl gesetzt.“
    „Ein Detail?“
    „Seit meiner Ankunft hier in Marseille
habe ich kein Auge zugetan. Unter den vielen Informationen, die auf den ersten
Blick ziemlich unsinnig erschienen, befanden sich einige, die sich als höchst
interessant erwiesen. Ein Glück, daß Monsieur Bonvalet mir zur Seite steht. Vor
dem Krieg war er in Toulouse. Als er den Namen des Kroaten hörte, hat’s bei ihm
geklingelt und er hat sich mit seinen früheren Kollegen kurzgeschlossen.
Dadurch haben wir erfahren... Erinnern Sie sich an unser Gespräch in Paris,
Burma? Ich habe Ihnen erzählt, daß Matitch was mit Erdöl zu tun hatte. Damals
nur eine Randbemerkung! Nun, jetzt wissen wir, daß Matitch vor dem Krieg an den
Bohranlagen von Saint-Gaudens gearbeitet hat, hundert Kilometer von Toulouse
entfernt. Als Ausländer wurde er von unserem Freund hier unauffällig
betreut...“
    „Ich darf hinzufügen“, fiel ihm
Bonvalet ins Wort, „daß bis zur Kriegserklärung nichts gegen ihn vorlag. Dann
jedoch ist er spurlos verschwunden. Gut möglich, daß er in eine Sache
verwickelt war, bei der es um die geheimnisvollen Briefe mit der Unterzeichnung Petr oder Petrol ging.“
    Mir wurde schwindlig. Mein Herz hüpfte
vor Aufregung. Gleich würde es sich selbständig machen und vor uns auf dem
Teppich tanzen. Saint-Gaudens! Äußerlich ließ ich mir nichts anmerken und
stellte ganz ruhig fest:
    „Schlußfolgerung: Die Briefe beziehen
sich auf Erdöl. Ich habe sie gelesen, würde aber nicht behaupten, daß sich mir
der Gedanke aufdrängte. Wenn wirklich was über Erdöl drinstand, dann war es
verdammt gut verschlüsselt!“
    „Es gibt bestimmt einen Schlüssel.“
    „Muß wohl. Aber ob wir ihn finden oder
nicht, es nützt uns nichts. Ich bin fest davon überzeugt, daß die öligen Briefe
in dem Haus am Alten Hafen versteckt waren und verbrannt sind.“
    „Wie dem auch sei“, entschied Faroux,
„ich setze meine Ermittlungen fort. Das heißt: Spurensuche bei Bernard,
Maillard, Clément & Co. So ganz nebenbei entdecken wir vielleicht
einen Knüppel, den wir den Deutschen zwischen die Beine werfen können. Die
Herren interessieren sich für den Mörder des Kroaten, und wir wollen der Sache
auf den Grund gehen. Je näher wir an den Deutschen dranbleiben, desto besser.“
    „Ich möchte bloß mal wissen, aus welchem
kühlen Grunde Sie sich um das heiße Eisen kümmern!“
    „Und Sie?“
    „Ach, ich... Ich liebe das Abenteuer.“
    „Und ich habe meine Anweisungen...
Aber jetzt, nichts wie weg! Bringt alles in Ordnung, schließt die Fensterläden
usw. Wollen Sie mit uns im Wagen zurückfahren, Burma? Dann holen Sie Ihren
Drahtesel. Wir haben Platz für fünf.“

13

Das fünfte Verfahren
     
     
    Sehr aufgeregt kehrte ich in die Vielfrucht zurück. Hier war die Stimmung aber auch nicht gelassener.
    „Was ist los?“ fragte ich.
    „Wir sind wieder mal durchsucht
worden“, informierte mich Rouget. „So langsam gewöhnen wir uns dran; aber
jetzt, mit den Deutschen, wird es für die Juden unter uns gefährlich. Bisher
hatten wir nur französische Flics zu Besuch. Eben waren aber die Deutschen
hier. Na ja, zum Glück sind sie weniger wütend als vorher wieder abgezogen.
Haben wohl nicht das gefunden, was sie

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