Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das fünfte Verfahren

Das fünfte Verfahren

Titel: Das fünfte Verfahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
Vom Netzwerk:
die Wohnung als Liebesnest. Und in mir hat er wohl
den betrogenen Ehemann gesehen. Sie wissen ja, mein Siegelring spielt meistens
verrückt und sieht aus wie ein Ehering. Sofort läßt sich Maillard von seiner
Leidenschaft für Kriminalromane hinreißen. Er saust zu Bernard, um ihn zu
warnen. Ihr Trottel war bei mir, stand auf dem Zettel, den er ihm in den
Briefkasten geworfen hat. Er unterschreibt mit Luchsauge. Wie gesagt,
seine Leidenschaft für Kriminalromane... Von diesem Moment an spielte dieser
Unglücksrabe eine undankbare Nebenrolle in der Geschichte: die Rolle der
Leiche. Und das durch meine Schuld!“
    „Nun weinen Sie nicht gleich“,
tröstete Faroux mich ironisch.
    „Ich weine nicht, aber es trifft mich
persönlich in meiner Ehre. Der Junge ist durch meine Schuld umgekommen.“
    „Deshalb verfolgen Sie den Fall
weiter?“
    „Ja. Zuerst haben mich die Briefe
gelockt, aber die können wir uns wohl von der Backe schmieren.“
    „Tja“, brummte Faroux und strich
seinen Schnurrbart glatt. „Und trotzdem bleibt die Truppe der Tänzerin in
Bewegung.“
    „Vielleicht geht es ja um etwas
anderes als um die Briefe“, vermutete Grégoire.
    „Verdammt und zugenäht, ich muß es
rauskriegen!“ rief Faroux wütend. „Ihre Tips haben uns weitergeholfen, Burma.
Ich war schon nahe daran zu verzweifeln. Mit der Tänzerin und ihrer Villa
hatten wir uns vergaloppiert. Los, an die Arbeit! Wir werden Bernards Leiche
abholen lassen und ein wenig in seiner Vergangenheit rumschnüffeln, soweit das
möglich ist. Und bei Paul Clément ist eine Hausdurchsuchung fällig! Maillard
ist zwar tot, aber nicht uninteressant. Sie haben uns eine Erklärung für sein
Verhalten geliefert. Möglicherweise gibt es aber eine andere.“
    „Suchen Sie, Kommissar!“ stimmte ich
ihm zu. „Und sei es nur, um meine Theorie zu bestätigen. Die Hausdurchsuchung
bei Clément erübrigt sich meiner Meinung nach. Der ist über alle Berge, und in
seiner Wohnung dürfte außer den Möbeln nichts mehr zu finden sein.“
    „Manchmal helfen auch Möbel weiter“,
sagte Faroux lebhaft, was nicht sehr überzeugend klang.
    „Wenn Clément Besuch hatte“, meldete
sich Bonvalet zu Wort, „werden wir’s von den Nachbarinnen erfahren. Die wissen
alles. Außerdem haben wir ihn bestimmt in der Kartei. Sollte mich wundern, wenn
so einer noch nichts mit der Polizei zu tun hatte.“
    „Gibt es eigentlich auch eine Akte
über Jackie Lamour?“ erkundigte ich mich. „Die Königin der Nacht wird sich wohl
kaum damit begnügen, ihren Sex-Appeal an den Mann zu bringen. Und vor allen
Dingen wird sie nicht Jackie Lamour heißen, vermute ich mal.“
    „Ihr wirklicher Name lautet Jacqueline
Barre“, klärte mich Faroux auf.
    „Sie hat nicht zufällig einen zweiten
Vornamen, zum Beispiel Laurence?“
    „Nein. Warum?“
    „Nur so. Aber erzählen Sie weiter.“
    „Sie ist 1940 nach Marseille gekommen.
Tänzerin ist sie allerdings tatsächlich. Hat ihre Kunst sowohl in Frankreich
als auch im Ausland an den Mann gebracht, wie Sie’s nennen. Früher war sie mal
mit der Justiz in Konflikt geraten, wegen Devisenschmuggel. Sie ist sehr
wählerisch, was ihre Bekannten betrifft, und steht in dem Ruf, höchst
exzentrisch zu sein.“
    „Am Arm hat sie eine noch gut
sichtbare Narbe von einer Schußwunde“, ergänzte ich die Personenbeschreibung.
„Ein seltsames Früchtchen, finden Sie nicht auch?“
    „Kann man wohl sagen.“
    „Und der Kroate?“
    „Ist in einem Hotel abgestiegen, wo
man sehr diskret ist... oder nachlässig, ganz wie Sie wollen. Dort hat er
angegeben, aus Nizza gekommen zu sein. Eine glatte Lüge, wie wir festgestellt
haben. Er war nicht das erste Mal in Marseille. Zwei Monate zuvor hatte er sich
bereits für kurze Zeit hier aufgehalten. Damals war er in demselben Hotel
abgestiegen, weil das sehr praktisch ist, wie gesagt.“
    „Und damals hatte er Jackie Lamour
kennengelernt?“ fragte ich.
    „Das rauszukriegen, wird schwierig
sein. Aber wir werden’s versuchen.“
    „In Richtung Oustachis?“
    Florimond Faroux verneinte
entschieden.
    „Daran hatten wir zuerst auch gedacht.
Aber als das Attentat verübt wurde, war Matitch nicht in Frankreich.“
    „Trotzdem“, beharrte ich, „die Briefe
sind mit Petrus unterzeichnet. Das war der Vorname von Kalemen, dem
Attentäter.“
    „Ja und?“ Faroux wurde ungeduldig. „In
den Briefen geht es um Liebe, wie Sie sagen. Glauben Sie wirklich, daß es darum
geht?“
    „Nein, wirklich

Weitere Kostenlose Bücher