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Das fünfte Verfahren

Das fünfte Verfahren

Titel: Das fünfte Verfahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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mich eine Weile warten, um mir dann mitzuteilen,
er sei nicht im Hotel.
    „Können Sie mich denn wenigstens mit
Monsieur Korb verbinden?“ fragte ich.
    „Monsieur Korb?“
    „Ja, Zimmer 109.“
    „Ach ja, Monsieur Korb! Er wohnt nicht
mehr bei uns, Monsieur. Er hat heute abend die Rechnung verlangt und ist sofort
abgereist.“
    „Vielen Dank“, sagte ich, weil das nun
mal zu unseren zivilisierten Umgangsformen gehört.
    Man bedankt sich sogar bei Menschen,
die einem eine mittlere Katastrophe verkünden.
     
    * * *
     
    Ich ging hinunter zu den Flics und
erstattete Bericht.
    „Verdammt nochmal!“ schimpfte
Kommissar Faroux. „Der Kerl muß geahnt haben, daß wir über den Bruder zu ihm
vorstoßen wollten. Aber wir wollen wenigstens einen Blick nach oben werfen, wie
Sie. Sperrstunde und Durchsuchungsbefehl hin oder her...“
    Ich führte sie in die leere Wohnung,
und wir schnüffelten eine Weile in allen Ecken herum. Natürlich ohne Erfolg.
Beim Hinausgehen rannten wir beinahe eine Frau älteren Datums um. Sie musterte
uns mißtrauisch und fragte mit schwerer Zunge und belegter Stimme nach den
Gründen für unseren Besuch. Es war die Concierge. Kam gerade aus dem Kino oder
von einem Kaffee mit Rum bei einer Kollegin.
    „Polizei“, sagte Faroux. „Wir suchen
einen Ihrer Mieter, André Clément.“
    „Polizei oder nicht“, knurrte sie,
„der kriegt nur nachts Besuch, nich’ wahr...“
    „Was wollen Sie damit sagen?“
    „Hörense, in meinem Käfig plaudert’s
sich gemütlicher, nich’ wahr. Der Flur ist tödlich bei dem Sauwetter.“
    Da hatte sie recht. Wir folgten ihr in
die Conciergeloge. Das Loch war schon seit geraumer Zeit nicht mehr
durchgelüftet worden und stank nach Zwiebeln. Die Concierge knipste das Licht
an. Die Szene bekam einen rötlichen, ziemlich düsteren Anstrich. Ich setzte
mich auf einen Stuhl mit kaputtem Strohgeflecht. Genau über mir hing das Bild
eines Mannes. Wohl der Ehegatte dieser Frau. Vielleicht war er gestorben, oder
aber er war verschwunden, einfach so, eines schönen oder weniger schönen Tages.
    „Habense ‘ne Zichte?“ fragte die Frau
als Einleitung des Gesprächs.
    Kommissar Faroux gab ihr die
gewünschte Zigarette und verlangte als Gegenleistung alles zu hören, was sie
über ihren Mieter wußte. Klatsch und Tratsch waren die Spezialität der Dame.
Nicht mal vor Flics nahm sie ein Blatt vor den Mund.
    Von ihrem Gequatsche war zweierlei
hörenswert:
    Vor zwei oder drei Tagen hatte André
Clément Besuch bekommen, spätabends. Jemand hatte überall geklopft, da er im
Dunkeln verloren war und den Lichtschalter nicht finden konnte. Sie war
aufgestanden, um nachzusehen, was da los war, und der Kerl hatte sie gefragt,
wo André Clément wohne. Wir baten die Concierge, den nächtlichen Besucher zu
beschreiben. Faroux konnte mit ihrer mehr oder weniger geglückten Beschreibung
nichts anfangen. Ich schon.. Ich erkannte einwandfrei meinen alten Freund
Rotkartoffel wieder.
    Das zweite betraf ebenfalls den
Deutschen. Er war heute abend wieder hier gewesen, diesmal in einem Wagen. Oder
André Clément hatte ihn im Wagen irgendwo abgeholt. Das konnte die Frau nicht
mit Bestimmtheit sagen. Jedenfalls hatte ein Wagen vor der Tür gestanden, und
darin hatten Clément und der Besucher von neulich gesessen und waren zusammen
weggefahren. Clément hatte der Concierge mitgeteilt, er werde für zwei oder
drei Tage verreisen, und sie solle sich nicht um die Briefe kümmern. Der
Witzbold! Er bekam doch sozusagen keine Briefe. Da war es leicht, sich nicht
darum zu kümmern... André Clément hatte einen Koffer in der Hand, und
vielleicht lag ein weiterer auf dem Rücksitz des Wagens. Wann das ungefähr
gewesen sei? So gegen halb acht. Ja, halb acht, so ungefähr. Danach sei sie
weggegangen.
    Diese Informationen bestätigten zwar
meine Annahmen, führten uns aber keinen Schritt weiter. Am Ende des
freiwilligen Verhörs stellte Kommissar Faroux so etwas wie einen Schlachtplan
auf: Überwachung der Post, des Hauses, des Telefons sowie aller Cafés und
anderer Orte, an denen André zu verkehren pflegte. Doch ich machte mir keine
großen Illusionen.
    Für mich war alles im Eimer, das Kartenhaus
war in sich zusammengefallen und die Spur im Sande verlaufen. Mit anderen
Worten, ich mußte wieder von vorn anfangen. Und das, was Marc Covet passiert
war... Daran wollte ich lieber nicht denken!
     
    * * *
     
    Das Schlimmste war ihm aber nicht
passiert. Nur ein wenig Prügel hatte er bezogen, wie

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