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Das fünfte Zeichen

Titel: Das fünfte Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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gefährlich war.
    Aber sie dachte schon seit Wochen nach, und jetzt war sie das Denken leid.

 
    KAPITEL 33
Nacht auf Montag. Josephs Segnung
    A uf dem Parkplatz vor dem Untersuchungsgefängnis waren fast keine Autos und schon gar keine Menschen mehr.
    Harry drehte den Zündschlüssel herum, und der Motor erstarb mit einem Röcheln.
    Er warf einen Blick auf die Uhr. 23.10 Uhr. Er hatte noch fünfzig Minuten. Seine Schritte hallten zwischen den Wänden des Telje-Torp-Aasen-Denkmals wider.
    Harry holte zweimal tief Luft, ehe er hineinging.
    Der Empfang war verwaist. Es war vollkommen still. Zu seiner Rechten nahm er eine Bewegung wahr. Im Wachraum schwang langsam eine Stuhllehne herum. Harry sah ein halbes Gesicht mit einer leberfarbigen Narbe, die sich wie eine Träne von einem ausdruckslosen Auge nach unten zog. Dann drehte sich der Stuhl zurück, wandte ihm die Lehne zu.
    Groth. Er war allein. Merkwürdig. Oder auch nicht.
    Harry fand den Schlüssel für Zelle neun am linken Empfang s tisch. Dann bog er in den Zellentrakt. Aus dem Raum für die Verteidiger drangen Stimmen, doch Zelle neun war so günstig gelegen, dass er dort nicht vorbeimusste.
    Harry steckte den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn herum. Wartete eine Sekunde. Drinnen bewegte sich etwas. Mit einem Ruck zog er die Tür auf.
    Der Mann, der ihn von der Pritsche aus anstarrte, sah nicht wie ein Mörder aus. Harry wusste, dass das nichts zu bedeuten hatte. Manchmal sahen sie so aus, manchmal nicht.
    Jedenfalls sah dieser Mann gut aus. Klare Züge, kräftig gebaut. Kurze, dunkle Haare. Und ein Paar blaue Augen , die vielleicht einmal wie die seiner Mutter in die Welt geschaut hatten, mit den Jahren jedoch einen eigenen Ausdruck bekommen hatten. Harry war bald vierzig, Sven Sivertsen über fünfzig. Harry ging durch den Kopf, dass die meisten das genau umgekehrt g e schätzt hätten.
    Sivertsen trug aus irgendeinem Grund die rote Anstaltskle i dung.
    » Guten Abend, Herr Sivertsen. Ich bin Hauptkommissar Hole. Würden Sie bitte aufstehen und sich umdrehen? «
    Sivertsen zog eine Augenbraue hoch.
    Harry klimperte mit den Handschellen. » So sind die Vorschri f ten. «
    Sivertsen stand ohne ein Wort auf, Harry legte ihm die Han d schellen an und drückte ihn wieder auf die Pritsche.
    Es gab in der Zelle keinen Stuhl, auf dem man hätte sitzen können, keinen Vorsprung, an dem man sich oder andere hätte verletzen können. Hier verfügte allein der Rechtsstaat über das Monopol der Bestrafung. Harry lehnte sich an die Wand und fischte sein zerknülltes Zigarettenpäckchen aus der Tasche.
    » Sie werden den Rauchalarm auslösen «, sagte Sivertsen. » Die sind ziemlich empfindlich, diese Sensoren. «
    Seine Stimme war überraschend hoch.
    » Stimmt, Sie waren früher ja schon mal hier drin. «
    Harry zündete sich die Zigarette an, stellte sich auf die Zehe n spitzen, klappte den Deckel vom Rauchmelder auf und nahm die Batterie heraus.
    » Und was sagen die Vorschriften dazu? «, fragte Sivertsen säuerlich.
    » Kann mich nicht erinnern. Eine Zigarette? «
    » Was soll das? Wollen Sie › Guter Bulle ‹ spielen? «
    » Nein. « Harry lächelte. » Wir haben so viel gegen Sie in der Hand, dass wir keine Spielchen nötig haben, Sivertsen. Wir brauchen keine Details mehr zu klären, brauchen die Leiche von Lisbeth Barli nicht, brauchen kein Geständnis. Ganz einfach: Wir brauchen Ihre Hilfe nicht. «
    » Warum sind Sie dann hier? «
    » Neugierde. Wir haben ein bisschen Tiefseefischerei betri e ben. Wollte mal sehen, was für ein Wesen dieses Mal an mei nem Haken baumelt. «
    Sivertsen lachte trocken. » Fantasievolles Bild, aber Sie werden enttäuscht sein, Hauptkommissar Hole. Es mag Ihnen wie ein großer Fang vorkommen, aber ich fürchte, es wird sich als etwas anderes entpuppen. «
    » Sprechen Sie bitte leiser. «
    » Haben Sie Angst, uns könnte jemand hören? «
    » Tun Sie einfach, was ich Ihnen sage. Sie wirken sehr ruhig für einen Mann, der gerade wegen vierfachen Mordes festg e nommen worden ist. «
    » Ich bin unschuldig. «
    » Hmm. Lassen Sie mich mal kurz zusammenfassen, in we l cher Situation Sie sind, Sivertsen. In Ihrem Koffer finden wir einen roten Diamanten, nicht gerade Dutzendware, sondern exakt den Stein, den wir bei allen Mordopfern gefunden haben. Dazu eine Èeská zbrojovka. Eine in Norwegen ziemlich seltene Waffe, aber die gleiche Marke, die beim Mord an Barbara Svendsen verwendet wurde. Sie behaupten in Ihrer Aussage, zum

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