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Das fünfte Zeichen

Titel: Das fünfte Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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anders, legte die verpackten Steaks zurück und schob ihren Wagen in Rich tung Fischtheke, aus der sie zwei Packungen Kabeljau holte.
    Harry zog das T-Shirt wieder runter und schloss die Glastür. Er wollte keine Milch. Und auch kein Fleisch und keinen Fisch. Er wollte eigentlich nur irgendwas zu essen. Nicht, weil er Hunger hatte, sondern um den Magen zu beruhigen, der sich ihm am Abend zuvor umgedreht hatte. Und er wusste aus Erfahrung, dass er nicht einen Tropfen Alkohol bei sich behalten würde, wenn er nicht erst ein wenig feste Nahrung zu sich nahm. In seinem Einkaufswagen lagen ein Vollkornbrot und die Tragetasche vom Weinmonopol auf der anderen Straßenseite. Er legte ein halbes Hähnchen dazu, ein Sixpack Bier und ging ziellos in Richtung Obstregal, ehe er direkt hinter Vibeke Knutsen an de r K asse landete. Nicht geplant, aber vielleicht nicht ganz zufällig.
    Sie drehte sich zur Seite, ohne ihn anzusehen, und rümpfte ein wenig die Nase, als habe sie einen strengen Geruch wahrg e nommen, was Harry nicht ausschließen konnte. Sie bat die Kassiererin um zwei Päckchen Prince Mild.
    » Ich dachte, bei euch wäre rauchfreie Zone? «
    Vibeke drehte sich überrascht um und starrte ihn an. Dann gönnte sie ihm drei verschiedene Lächeln. Erst ein rasches, automatisches. Dann ein wiedererkennendes, und zu guter Letzt, nachdem sie bezahlt hatte, ein neugieriges.
    » Und du willst ein Fest feiern? « Sie stopfte ihren Einkauf in eine Plastiktüte.
    » Etwas in der Art «, murmelte Harry und erwiderte ihr L ä cheln.
    Sie legte den Kopf schief. Die Zebrastreifen bewegten sich. » Viele Gäste? «
    » Ein paar. Alle uneingeladen. «
    Die Kassiererin wollte Harry das Wechselgeld geben, doch er machte nur eine Kopfbewegung Richtung Heilsarmee -S ammel box.
    » Du kannst sie doch rausschmeißen? « Vibekes Lächeln hatte jetzt ihre Augen erreicht.
    » Tja. Diese Gäste lassen sich nicht so einfach rausschmeißen. « Die Jim-Beam-Flaschen stießen lustig klirrend gegen das Six pack, als er die Tüten anhob.
    » Ach? Alte Saufkumpane? «
    Harry musterte sie nachdenklich. Sie schien zu wissen, wovon sie sprach. Umso erstaunlicher, dass sie mit einem solchen Strebertyp zusammen war. Oder besser gesagt, dass er mit ihr zusammen war.
    » Ich habe keine Kumpane «, sagte er.
    » Damenbesuch also. Von der aufdringlichen Sorte? «
    Er wollte ihr gerade die Ausgangstür aufhalten, als diese sich automatisch öffnete. Dabei hatte er hier erst ein paar hundert Mal eingekauft …
    Auf dem Bürgersteig blieben sie voreinander stehen. Harry wusste nicht, was er sagen sollte. Wahrscheinlich sprudelte er deshalb heraus: » Drei Frauen. Manchmal gehen sie, wenn ich genug trinke. «
    » Häh? « Sie hielt sich die Hand über die Augen und sah ihn an.
    » Ach nichts, sorry. Ich hab nur laut gedacht. Das heißt, ich denke nicht … das aber laut. Schwätzen nennt man das wohl. Ich … « Er wusste nicht, warum sie noch immer vor ihm stand.
    » Die sind das ganze Wochenende über bei uns rauf-und runtergerannt «, sagte sie.
    » Wer? «
    » Na, die Polizei. «
    Harry verdaute langsam die Information. Ein Wochenende war vergangen, seit er in Camilla Loens Wohnung gewesen war. Er versuchte, im Fenster des Ladens einen Blick auf sich zu erhaschen. Ein ganzes Wochenende? Wie er wohl aussah?
    » Ihr wollt uns ja nichts sagen «, fuhr sie fort. » Und in den Zeitungen steht nur, dass ihr keine Spur habt. Stimmt das? «
    » Das ist nicht mein Fall. «
    » Ah, ja. « Vibeke Knutsen nickte. Dann begann sie zu lächeln. » Und weißt du was? «
    » Was? «
    » Das ist eigentlich ganz in Ordnung so. «
    Es vergingen ein paar Sekunden, bis Harry klar wurde, was sie meinte. Er lachte. Bis das Lachen in ein übles Husten mündete. » Komisch, dass ich dich hier noch nie gesehen habe «, sagte er, als er wieder Luft bekam.
    Vibeke zuckte mit den Schultern. » Wer weiß, vielleicht sehen wir uns bald wieder? « Sie warf ihm ein strahlendes Lächeln zu und ging. Die Plastiktüten und ihr Hinterteil schaukelten hin und her.
    Du und ich und ein Tier in Afrika. Harry dachte das so laut, dass er einen Moment lang fürchtete, er könne es tatsächlich gesagt haben.
    In der Sofies Gate saß ein Mann auf der Treppe vor seiner Haustür, die Jacke über der Schulter und eine Hand auf den Bauch gepresst. Sein Hemd hatte dunkle Schweißflecken auf der Brust und unter den Armen. Als er Harry erblickte, erhob er sich.
    Harry hielt den Atem an und wappnete sich. Es war

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