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Das fünfte Zeichen

Titel: Das fünfte Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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Bjarne Møller.
    » Mein Gott, Harry. «
    » Mein Gott, Chef. «
    » Weißt du, wie du aussiehst? «
    Harry nahm die Schlüssel heraus. » Bin schlecht in Form, was? «
    » Du hattest den Auftrag, bei dem Mordfall am Wochenende zu helfen, aber kein Mensch hat dich zu Gesicht bekommen. Und heute bist du noch nicht mal zum Dienst erschienen. «
    » Hab verschlafen, Chef. Und das ist so gut wie die Wahrheit. «
    » Und in den Wochen vor dem letzten Freitag hast du vermu t lich auch verschlafen, oder? «
    » Tja. Der Nebel hat sich nach der ersten Woche etwas gelic h tet, und dann habe ich im Präsidium angerufen und erfahren, dass mich jemand auf die Urlaubsliste gesetzt hat. Ich hab gedacht, du seist das gewesen, Chef. «
    Harry stampfte ins Treppenhaus, und Møller hastete hinter ihm her.
    » Was blieb mir denn übrig «, sagte Møller, stöhnte und presste sich wieder die Hand auf den Bauch. » Vier Wochen, Harry! «
    » Nun, das sind Nanosekunden im Universum … «
    » Und kein Wort von dir, wo du warst! «
    Harry schob den Schlüssel mit einiger Mühe ins Schlüsselloch. » Das kommt jetzt, Chef! «
    » Was? «
    » Wo ich gewesen bin. In einem Wort: Hier. « Harry drückte die Wohnungstür auf, und ein säuerlicher Gestank nac h M üll, Bier und Zigarettenkippen schlug ihnen entgegen. » Hättest du dich besser gefühlt, wenn du das gewusst hättest? «
    Harry trat ein, und Møller folgte ihm zögernd.
    » Du brauchst dir die Schuhe nicht auszuziehen, Chef «, rief Harry aus der Küche.
    Møller verdrehte die Augen und versuchte, nicht auf eine der leeren Flaschen, Teller, Zigarettenkippen und Schallplatten zu treten, die im ganzen Wohnzimmer verstreut lagen.
    » Du hast vier Wochen hier gehockt und gesoffen, Harry? «
    » Mit Pausen, Chef! Langen Pausen. Schließlich habe ich Ur laub, oder? In der letzten Woche habe ich kaum noch was runtergekriegt. «
    » Ich habe schlechte Nachrichten, Harry «, rief Møller, löste die Haken am Fenster und drückte mit aller Kraft gegen den Rahmen. Beim dritten Versuch schwang das Fenster endlich auf. Er stöhnte leise, machte den Gürtel und den obersten Hose n knopf auf. Als er sich umdrehte, stand Harry mit einer geöffneten Whiskeyflasche in der Wohnzimmertür.
    » Wie schlimm? « Harry blickte auf den Gürtel seines Chefs. » Soll ich vermöbelt oder vergewaltigt werden? «
    » Träge Verdauung «, erklärte Møller.
    » Hmm. « Harry drehte den Schraubverschluss zu. » Ist eigen t lich ein komischer Ausdruck. Ich hatte selbst ein paar Magen probleme und hab was darüber gelesen. Zur Verdauung von Nahrung braucht man in etwa zwölf bis vierundzwanzig Stunden. Jeder. Egal, was man isst. Dein Darm benötigt auch nicht länger, es schmerzt nur mehr. «
    » Harry … «
    » Ein Glas, Chef? Nur, wenn es nicht sauber sein muss. «
    » Ich bin gekommen, um dir zu sagen, dass jetzt Schluss ist, Harry. «
    » Gehst du in Rente? «
    » Hör auf! « Møller schlug mit der Faust auf den Tisch , dass die leeren Flaschen klirrten. Dann ließ er sich in einen grünen Sessel fallen und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht.
    » Ich habe schon zu oft meinen eigenen Job riskiert, nur um deinen zu retten, Harry. Es gibt Menschen in meinem Leben, die mir näher stehen als du. Die von mir abhängig sind. Jetzt reicht es mir, Harry. Ich kann dir nicht mehr helfen. «
    » Nun, dann … « Harry setzte sich aufs Sofa und goss eines der Gläser voll, die auf dem Tisch standen. » Es hat dich niemand gebeten, mir zu helfen, Chef. Aber trotzdem, danke. Solange es dauerte. Prost. «
    Møller holte tief Luft und schloss die Augen. » Weißt du was, Harry? Manchmal bist du der arroganteste, egoistischste Arsch, den ich kenne. «
    Harry zuckte mit den Schultern und leerte das Glas in einem Zug.
    » Ich habe deine Kündigung geschrieben «, sagte Møller.
    Harry stellte das Glas ab und schenkte sich nach.
    » Sie liegt auf dem Tisch des Kriminaldirektors. Es fehlt nur noch seine Unterschrift. Du weißt, was das bedeutet, Harry? «
    Harry nickte. » Bist du sicher, dass du nicht doch ’ nen kleinen Schluck willst, bevor du gehst? «
    Møller stand auf. In der Wohnzimmertür drehte er sich noch einmal um. » Du hast ja keine Ahnung, wie weh mir das tut, dich in diesem Zustand zu sehen, Harry. Rakel und die Arbeit waren alles, was du hattest. Und jetzt lässt du erst Rakel gehen und dann den Job. «
    Ich habe beides bereits vor vier Wochen gehen lassen, dachte Harry so laut, dass es in seinem Kopf

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