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Das fünfte Zeichen

Titel: Das fünfte Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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und Øystein fing sie auf.
    » Was ich über › Under My Thumb ‹ gesagt hab, meinte ich nicht so. «
    Øystein stellte die Dose auf den äußersten Rand des Tisches, während er sich die abgelatschten Puma-Joggingschuhe aus der Zeit vor der Retrowelle zuband. » Ich weiß. Siehst du Rakel manchmal? «
    Harry schüttelte den Kopf.
    » Du bist es, der dich quält, nicht wahr? «
    » Vielleicht «, sagte Harry. » Ich habe ein Jobangebot beko m men. Von dem ich nicht weiß, ob ich es ablehnen kann. «
    » Dann redest du jedenfalls nicht von dem Angebot eines Taxiunternehmers. Schon gar nicht von dem, für den ich arbeite. «
    Harry lächelte.
    » Sorry, aber ich bin nicht der Richtige für ’ ne Berufsber a tung «, sagte Øystein und stand auf. » Ich lass die Dose hier. Mach, was du willst. «

 
    KAPITEL 21
Donnerstag. Pygmalion
    D er Oberkellner musterte den Mann vor sich von Kopf bis Fuß. Mit dreißig Jahren Berufserfahrung hatte er einen Riecher für Schwierigkeiten, und dieser Mann roch schon von weitem. Nicht, dass Schwierigkeiten in jedem Fall schlecht sein mussten. Ab und an ein guter Skandal war das, was die Gäste des The a tercafés erwarteten. Dann aber musste es die richtige Art Skandal sein. Etwa ein junger neuer Stern am Künstlerhimmel, der auf die Galerie des Wiener Cafés kletterte und von der Brüstung herab verkündete, er sei das Maß aller Dinge. Oder ein angetrunkener Theatergigolo a. D., der lauthals herausposaunte, er könne nur ein Gutes über den prominenten Finanzheini neben sich sagen. Und zwar, dass der homosexuell sei und somit keine Gefahr der Vermehrung bestehe. Doch die Person vor ihm sah für den Oberkellner nicht so aus, als werde sie etwas unerhört Geistreiches von sich geben, sondern eher nach der langweiligen Art Schwierigkeit: unbezahlte Rechnung, Trunksucht, Handg e menge. Das Äußere –die schwarze Jeans, die rote Nase und der kahl geschorene Schädel –hatte ihn zuerst glauben lassen, es handele sich um einen der ewig besoffenen Bühnenarbeiter, die sich immer im Keller des Burns trafen. Doch als der Mann nach Willy Barli fragte, hatte er verstanden, dass es sich um eine der Kanalratten aus der Journalistenkneipe Tostrupkeller handeln musste, die bekanntlich unter der Terrasse des Straßencafés mit dem passenden Namen Klodeckel zu finden war. Er hatte keinen Respekt vor diesen Geiern, die sich hemmungslos a n d en Resten des armen Barli weideten, nachdem dessen charmante Frau auf so tragische Weise verschwunden war.
    » Sind Sie sicher, dass der Betreffende hier ist? «, fragte der Oberkellner mit einem Blick in sein Reservierungsbuch. Dabei wusste er sehr wohl, dass Barli wie gewöhnlich um Punkt zehn Uhr eingetroffen war und an seinem üblichen Tisch auf der Glasveranda zur Stortinggata saß. Das Ungewöhnliche war –und deshalb machte sich der Oberkellner Sorgen um Barlis geistige Verfassung –, dass er sich im Tag geirrt und an einem Donnerstag statt wie üblich am Mittwoch gekommen war.
    » Vergessen Sie ’ s, ich sehe ihn «, sagte der Mann vor ihm. Und war verschwunden. Der Oberkellner seufzte und blickte zur anderen Straßenseite hinüber. Es gab viele Gründe, sich Sorgen um Barlis Geisteszustand zu machen. Ein Musical in den Sommerferien. Am ehrwürdigen Nationaltheater. Mein Gott.
     
    H arry hatte Willy Barli an der Frisur erkannt, doch als er näher kam, begann er sich zu fragen, ob er sich nicht doch geirrt hatte.
    » Herr Barli? «
    » Harry! «
    Die Augen leuchteten auf, erloschen aber ebenso schnell wieder. Die Wangen waren eingesunken, und die frische, sonnengebräunte Haut, die er noch vor wenigen Tagen zur Schau gestellt hatte, schien unter einer Schicht weißen, toten Puders begraben. Der ganze Willy Barli schien geschrumpft zu sein, sogar die breiten Schultern wirkten schmaler.
    » Hering? « Barli deutete auf den Teller vor sich. » Der beste der Stadt. Ich esse ihn jeden Mittwoch. Es heißt, das sei gut fürs Herz. Was voraussetzt, dass man eins hat, und wer hier im Café rumläuft … « Barli wischte mit einer Geste das fast leere Café fort.
    » Nein, danke «, sagte Harry und setzte sich.
    » Nehmen Sie wenigstens einen Happen Brot. « Barli hiel t i hm den Brotkorb unter die Nase. » Das ist der einzige Ort in ganz Norwegen, wo man echtes Fenchelbrot bekommt. Mit ganzen Fenchelkörnern. Perfekt zu Hering. «
    » Nur einen Kaffee, bitte. «
    Barli machte dem Kellner ein Zeichen. » Wie haben Sie mich hier gefunden? «
    » Ich war im

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