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Das fünfte Zeichen

Titel: Das fünfte Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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Und da … «
    » Sie fragen sich, ob wir Postillioning machen? «
    » Hä? «
    » Ob sie mich mit dem Finger in den Hintern fickt? So oft sie kann. Aber vorsichtig. In Übereinstimmung mit sechzig Prozent aller norwegischen Männer meines Alters habe ich Hämorrho i den, deshalb hatte Lisbeth stets kurz geschnittene Nägel. Haben Sie das schon mal ausprobiert, Harry? «
    Harry geriet der Kaffee in die falsche Röhre.
    » Bei sich selbst oder bei anderen? «, fragte Barli.
    Harry schüttelte den Kopf.
    » Das sollten Sie, Harry. Gerade weil Sie ein Mann sind. Sich penetrieren zu lassen gehört zu den fundamentalen Erfahrungen. Wagen Sie es. Sie werden entdecken, dass Ihr Gefühlsregister viel größer ist, als Sie es jemals für möglic h g ehalten haben. Wenn sie alles zukneifen, sperren Sie andere aus und sich selbst ein. Aber indem man sich öffnet, indem man sich selbst ve r wundbar macht und Vertrauen zeigt, gibt man anderen die Möglichkeit, buchstäblich in einen einzudringen. «
    Barli fuchtelte mit der Gabel herum. » Das ist natürlich nicht ohne Risiko. Sie können sich selbst innerlich verletzen. Doch Sie beginnen auch, sich selbst zu lieben. Und damit verfügen Sie erst über die Fähigkeit zu lieben, Harry. Die Liebe gehört Ihnen. Es heißt, beim Geschlechtsverkehr besitzt der Mann die Frau, aber stimmt das? Wer nimmt das Geschlechtsteil des anderen in Besitz? Denken Sie mal darüber nach, Harry. «
    Harry dachte darüber nach.
    » Mit uns Künstlern ist es genauso. Wir müssen uns öffnen, uns verwundbar machen, andere an uns heranlassen. Um der Chance willen, geliebt zu werden, müssen wir das Risiko eingehen, dass man uns in unserem Innern verletzt. Wir spr e chen da von einem wirklichen Risikosport, Harry. Ich bin froh, dass ich nicht mehr tanze. «
    Während Barli gedankenverloren lächelte, kullerten ihm zwei Tränen –erst eine aus dem einen, dann eine aus dem anderen Auge –in einer kurvigen Bahn über die Wangen und ve r schwanden im Bart.
    » Ich vermisse sie, Harry. «
    Harry starrte auf die Tischdecke. Er sollte besser gehen, blieb aber sitzen.
    Barli fischte nach einem Taschentuch und schnäuzte sich laut trompetend die Nase, ehe er sich den Rest der Flasche ins Glas goss.
    » Ich will mich nicht aufdrängen, Harry. Als ich sagte, Sie sähen angeschlagen aus, meinte ich eigentlich, dass Sie das immer tun. Ist eine Frau der Grund? «
    Harry fingerte an der Kaffeetasse herum.
    » Oder mehrere? «
    Harry wollte ihm eine Antwort geben, die alle weitere n F ragen im Keim erstickte. Doch etwas brachte ihn zur Besinnung. Er nickte.
    Barli hob sein Glas. » Es sind immer die Frauen, ist Ihnen das schon aufgefallen? Wen haben Sie verloren? «
    Harry sah Barli an. In dem Blick dieses bärtigen Produzenten lag eine verwundbare Aufrichtigkeit, eine verteidigungslose Of fenheit, die er wiedererkannte und die Harry verriet, dass er ihm trauen konnte. » Meine Mutter wurde krank und starb, als ich noch ein Junge war «, sagte Harry.
    » Und Sie vermissen sie? «
    »Ja.«
    » Aber es gibt noch andere, nicht wahr? «
    Harry zuckte mit den Schultern. » Eine Kollegin wurde vor anderthalb Jahren getötet, und Rakel, meine … «
    Harry hielt inne.
    » Ja? «
    » Das ist nicht wichtig. «
    » Da sind wir wohl beim Kern der Sache «, seufzte Willy. » Ihr wollt euch trennen? «
    » Nicht wir. Sie. Ich versuche sie umzustimmen. «
    » Ah ja, und warum will sie gehen? «
    » Weil ich bin, wie ich bin. Das ist eine lange Geschichte. Die Kurzversion läuft darauf hinaus, dass ich das Problem bin. Und dass sie mich anders haben will. «
    » Wissen Sie was, ich habe eine Idee. Nehmen Sie diese Rakel mal mit in mein Stück. «
    » Warum das? «
    » Weil My Fair Lady auf einer griechischen Sage beruht. Der vom Bildhauer Pygmalion, der sich in eine seiner eigenen Skulpturen verliebt, die hübsche Galatea. Er fleht Aphrodite an, die Statue zum Leben zu erwecken, damit er sie heiraten kann, und wird erhört. Das Stück wird ihrer Rakel vielleicht zeigen, was passieren kann, wenn man einen anderen Menschen verändern will. «
    » Dass es schief geht? «
    » Im Gegenteil. Pygmalion in Gestalt von Professor Hig gins in My Fair Lady gelingt sein Vorhaben voll und ganz. Ich inszeni e re nur Stücke mit Happy End. Das ist mein Lebensmotto. Hat das Stück kein Happy End, dann denke ich mir eins aus. «
    Harry schüttelte den Kopf und lächelte schief. » Rakel versucht nicht, mich zu ändern. Sie ist eine kluge Frau. Sie geht

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