Das Fulcanelli-Komplott (German Edition)
vollkommen gerade Linie verband Peyrolles mit Blanchefort – mit Lavaldieu im Zentrum – und bildete die südliche Spitze des Pentagramms genau dort, wo sie den Kreis berührte. Und schließlich verband eine weitere perfekte Gerade Lavaldieu mit der weiter entfernten Burg von Arques, welche die östliche Spitze des Sterns bildete.
Ben lehnte sich zurück und betrachtete die vollgemalte Karte nachdenklich. Er konnte kaum glauben, was er dort vor sich sah. Die zwei Kreise mit den Sternen waren vollständig. Das Gebilde war in seiner Geometrie perfekt. Das war er, der virtuelle Tempel, gleich hier auf einer billigen Straßenkarte von einer Tankstelle.
Welche Zivilisation auch immer dies vor langer, langer Zeit erschaffen hatte – viele Jahrhunderte bevor Fulcanelli darüber gestolpert war –, sie musste atemberaubende Fähigkeiten in Vermessung, Geometrie und Mathematik besessen haben. Die erforderliche Logistik, dieses kunstvolle Gebilde über die raue, zerklüftete und gebirgige Landschaft zu legen, war allein schon unglaublich, ganz zu schweigen von den unglaublichen Mühen, die sie auf sich genommen hatten, um Kirchen, Burgen und ganze Siedlungen genau an den Punkten dieses unsichtbaren Kreises oder auf den Schnittpunkten imaginärer Geraden zu bauen. Und all das nur, um einen verborgenen Ort für ein obskures Geheimnis zu erschaffen? Welches Geheimnis war derartige Mühen wert?
Vielleicht würde er es herausfinden. Er wandelte schließlich auf Fulcanellis historischen Spuren. Er musste im Grunde nichts weiter tun als das Zentrum finden, und das sollte ihm den genauen Ort dessen verraten, was der alte Alchemist entdeckt hatte. Er zog zwei zusätzliche Linien, die diagonal und symmetrisch wie ein X durch das gesamte Gebilde verliefen und das genaue Zentrum markierten.
«X markiert den Punkt», murmelte er. Der Punkt befand sich ganz in der Nähe von Rennes-le-Château. Die Stelle konnte nur wenige Kilometer entfernt sein und lag ungefähr in nordwestlicher Richtung.
Aber was erwartete ihn, wenn er dort ankam? Es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden. Er kam der Sache immer näher.
Kapitel 59
Ben marschierte querfeldein durch die Landschaft. Am Westrand der Ortschaft hatte er einen gewundenen Pfad entdeckt, der sich den Hang hinunterzog. Immer wieder lösten sich unter seinen Stiefeln Steine und rollten davon. Hin und wieder gab der staubtrockene Untergrund ganz nach, und er rutschte ein paar Meter, während er nur mit Mühe das Gleichgewicht halten konnte. Als er die Baumgrenze einhundert Meter tiefer erreicht hatte, ging es leichter voran; Zweige boten ihm auf dem letzten Stück des Hanges Halt. Die Bäume wuchsen zuerst nur vereinzelt, doch je ebener der Untergrund wurde, desto näher rückten sie zusammen, bis sie am Ende einen dichten Wald bildeten.
Der gewundene Pfad führte zwischen den eng beieinanderstehenden Eichen, Birken, Tannen und anderen Koniferengewächsen hindurch. In den Zweigen sangen Vögel, und durch Lücken im grünen und goldenen Blätterdach blitzten die milchigen Strahlen der Herbstsonne. Zum ersten Mal seit Tagen gelang es ihm fast, den Verstand frei zu machen von aufwühlenden Gedanken. Auch wenn er Roberta sehr vermisste, war das Wissen, dass sie in Sicherheit und weit fort war, eine große Erleichterung. Was auch immer passieren mochte, ihr würde kein Leid geschehen.
Hinter dem bewaldeten Tal stieg das Gelände wieder an. Einen Kilometer voraus erhob sich über einem felsigen Plateau eine steile Felswand. Er sah, dass sein Weg ihn genau dort über die Kante führen würde. Trotzdem marschierte er weiter, umrundete Felsbrocken und ignorierte Dornbüsche, die seine Knöchel zerschrammten. Der zerklüftete Steilhang kam immer näher.
In weiter Entfernung verfolgte Franco Bozza durch sein starkes Fernglas die winzige Gestalt auf dem Weg durch die Wildnis. Er war Ben Hope seit Palavas gefolgt und hatte sorgfältig darauf geachtet, außer Sichtweite zu bleiben. Er hatte Hope beobachtet, wie er den Hügel von Rennes-le-Château hinuntergestiegen und auf geradem Weg querfeldein losmarschiert war. Offensichtlich wusste er, wohin er wollte. Was auch immer der Engländer suchte, Bozza würde dabei sein. Und diesmal würde er Hope nicht entwischen lassen.
Er war in einem Halbkreis an Hope vorbeigeschlichen. Ein Wildwechsel durch ein kleines Wäldchen hatte ihm Deckung gegeben. Während er sich geduckt durch das zunehmend felsiger werdende Terrain vorangearbeitet hatte und
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