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Das Fulcanelli-Komplott (German Edition)

Das Fulcanelli-Komplott (German Edition)

Titel: Das Fulcanelli-Komplott (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Mariani
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vorsichtig darauf bedacht, Ben aus dem Weg zu gehen. In der einen Minute stand er in einer abgelegenen Ecke und blickte über die Schulter zu Ben, in der nächsten saß er auf einer Bank und versuchte sich hinter einem Gebetbuch zu verstecken. Er wäre weniger auffällig gewesen, wenn er Ben angelächelt und nach dem Weg gefragt hätte.
    Bens Augen waren auf das Dekor der Kathedrale gerichtet. Er bewegte sich entspannt und wie ein gewöhnlicher Tourist, doch in Wirklichkeit studierte er seinen Beschatter aufmerksam. Wer war dieser Kerl? Was hatte das zu bedeuten? Was wollte er von Ben?
    In Fällen wie diesem neigte Ben zu Direktheit und schnellem Handeln. Wenn er herausfinden wollte, warum jemand ihm folgte, dann stellte er die betreffende Person in der Regel zur Rede. Zwei Dinge waren vorher wichtig: Er musste den Mann an einen ruhigen Ort locken und dafür sorgen, dass er keine Chance zur Flucht hatte. Anschließend konnte Ben ihn ausquetschen wie eine Zitrone. Wie höflich er dabei blieb, hing ganz davon ab, wie der Kerl reagierte. Ein Amateur wie der hier würde wahrscheinlich beim geringsten Druck zusammenbrechen.
    Ben ging zu einer Stelle in der Nähe des Altars, wo eine Wendeltreppe nach oben zu den Türmen führte. Er begann die Treppe hinaufzusteigen. Kurz bevor er außer Sicht verschwand, bemerkte er, wie sein Beschatter ihm nervös hinterhersah. Ben stieg ohne Eile weiter nach oben bis zur zweiten Galerie. Er kam zu einem schmalen Laufsteg, der ins Freie führte. Hier befand er sich hoch über den Dächern von Paris, inmitten von albtraumhaften Wasserspeiern, steinernen Dämonen und Kobolden, die mittelalterliche Steinmetze zur Abwehr böser Geister erschaffen hatten.
    Der Laufsteg verband die beiden Türme der Kathedrale und verlief über der riesigen Fensterrose in der Eingangsfassade. Lediglich eine niedrige Balustrade, ein zierliches Steingitter, das Ben kaum bis zum Oberschenkel reichte, befand sich zwischen ihm und dem sechzig Meter tiefen Abgrund. Ben ging in Deckung und wartete.
    Ein oder zwei Minuten später tauchte sein Beschatter auf. Er trat auf den Steg hinaus und sah sich vorsichtig um. Ben wartete, bis er sich weit genug von der Tür zum Treppenhaus entfernt hatte, bevor er hinter einer grinsenden Teufelsstatue hervortrat und sich dem anderen in den Weg stellte. «Hallo», sagte er. «Wen haben wir denn da? Warum verfolgen Sie mich?»
    Der Mann sah aus, als würde er im nächsten Augenblick in Panik verfallen. Seine Augen zuckten hierhin und dorthin, doch es gab keinen Ausweg. Ben drängte ihn in eine Ecke und versperrte ihm so jede Fluchtmöglichkeit.
    Ben hatte viele Männer unter Stress gesehen und wusste, dass in einer Situation wie dieser jeder anders reagierte. Manche brachen zusammen, manche flüchteten, manche wehrten sich.
    Dieser hier gehörte zur dritten Gruppe. Seine Antwort war sofortige mörderische Gewalt. Ben bemerkte das Zucken in seiner rechten Hand, einen Sekundenbruchteil bevor sie in der Jackentasche verschwand und mit einem Messer wieder zum Vorschein kam. Es war ein Militärdolch mit einer schwarzen, zweischneidigen Klinge – eine billige Kopie des Fairbairn-Sykes-Kampfmessers, das Ben von früher kannte.
    Er wich dem Stoß aus, packte die Faust mit dem Messer und rammte den Arm des Mannes von oben gegen das hochgerissene Knie. Die Klinge polterte zu Boden. Ben hielt die Faust gepackt und bog sie nach hinten in einem Handhebel, von dem er aus Erfahrung wusste, dass er extrem schmerzhaft war. «Warum verfolgen Sie mich?», wiederholte er leise seine Frage. «Ich möchte Ihnen nicht wehtun, aber ich will eine Antwort.»
    Er war nicht vorbereitet auf das, was als Nächstes geschah.
    Es gab keine Möglichkeit, sich aus einem ordentlichen Polizeigriff zu befreien, es sei denn, der Betroffene riskierte vorsätzlich den Bruch seines Handgelenks. Niemand bei klarem Verstand tat so etwas. Bens Gegenüber hingegen schon.
    Er drehte sich gegen Bens Griff. Zuerst dachte Ben, er würde nur versuchen, sich zu befreien, und verstärkte seinen Griff. Doch dann spürte er, wie die Knochen im Handgelenk des anderen brachen. Die Hand erschlaffte und bot keinen Widerstand mehr. Plötzlich war der andere frei. Er wimmerte vor Schmerz angesichts seiner schlaff aus dem Ärmel baumelnden Hand. Die Augen drohten ihm aus den Höhlen zu quellen, und dicke Schweißperlen standen ihm auf der Stirn. Und dann, bevor Ben ihn aufhalten konnte, wandte er sich ab, rannte los und sprang mit einem Satz

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