Das ganze gleich nochmal
der ideale Vorwand, dass Houston sie wieder in den Armen hielt.
Die nächste Stunde dämpfte ihre freudige Erregung und kostete sie eine Menge Nerven.
Cami hatte nicht richtig geschlafen, sie quengelte und wollte nicht essen. Außerdem entdeckte Carley einen Riss in dem Kleid, das sie anziehen wollte. Und ihr Haar war noch feucht, als ihr Föhn plötzlich streikte.
Zu allem Überfluss traf Manny Sanchez ein, als Carley unter der Dusche stand, und wollte die Unterlagen nur ihr und sonst niemandem übergeben. Darum musste sie sich morgen auf die Suche nach ihm machen und die dringend benötigten Papiere persönlich in Empfang nehmen.
Als sie endlich leicht verspätet in die Küche stürmte, überlegte sie bereits, ob sie nicht vielleicht doch lieber die Verabredung mit Houston absagen sollte. Es wäre besser gewesen, alles auf morgen zu verschieben.
Wäre Houston bloß nicht so …
Sie blieb in der Tür stehen. Houston unterhielt sich mit Doc Luisa an der Fliegengittertür. Carley schluckte heftig. Wäre Houston bloß nicht so unglaublich attraktiv gewesen!
Im Moment trug er keinen Hut. Das blonde Haar war feucht vom Duschen. Das weiche Baumwollhemd schmiegte sich um den muskulösen Oberkörper. Langsam ließ Carley den Blick tiefer wandern zu der schon oft gewaschenen Jeans, die an ihm saß wie eine zweite Haut. Die schmalen Hüften und breiten Schultern erinnerten sie an die vielen Nächte, in denen sie sich in heißer Leidenschaft aneinander geklammert und hinterher tiefe Zärtlichkeit genossen hatten.
Houston und Luisa wandten sich ihr zu. Carley nahm sich zusammen und holte tief Luft. “Tut mir leid, ich habe mich verspätet.”
Jetzt hätte sie gern gewusst, welchen Anblick sie bot. Von den sinnlichen Erinnerungen glühte sie innerlich. Ob man ihr das anmerkte? Nervös zupfte sie am Kleid und strich mit den feuchten Händen darüber.
Doc Luisa musterte sie gründlich. “Geht ihr zwei heute Abend aus?”
Houston wollte schon antworten, doch Carley kam ihm zuvor.
“Wir sind zum Abendessen und zum Tanzen verabredet”, erklärte sie und warf vorsichtshalber einen Blick hinter sich. “Sie haben nichts gegen das Tanzen, oder? Ich weiß, dass Gabe es nicht möchte …”
“Miss Mills?” Rosie tauchte mit Cami in der Tür auf. “Können Sie Cami ins Bett bringen? Wenn ich sie hinlege, schreit und strampelt sie.”
Carley eilte zu ihr. “Ich komme gleich wieder, Houston. Warten Sie auf mich!” Hastig griff sie nach Cami. Rosie folgte ihr.
Houston war von den Empfindungen, die Carley in ihm ausgelöst hatte, wie gelähmt. Erst nach einer Weile erinnerte er sich an Doc Luisa und wandte sich gereizt an sie.
“Wir sind nicht verabredet. Ich habe lediglich angeboten, ihr den Twostepp beizubringen.” Er bemühte sich, etwas freundlicher zu sprechen. Luisa traf schließlich keine Schuld. “Sie wissen, dass ich nie ausgehe, Doc. Ich kann es nicht. Was ist denn, wenn ich verheiratet oder verlobt bin? Solange ich mich an nichts erinnere, nehme ich nicht das Risiko auf mich, einen anderen Menschen zu verletzen.”
Luisa legte ihm die Hand auf den Arm, damit er sie ansah. In ihren Augen fand er heute Abend einen sanfteren, weicheren Ausdruck als sonst. Seit er vor langer Zeit in ihrem Gästezimmer aufgewacht war, hatte sie ihn stets sehr vorsichtig betrachtet, als müsste sie sich bei ihm etwas zurückhalten. Das war jetzt nicht mehr so.
“Sie empfinden etwas für Carley. Das merkt man deutlich daran, wie Sie sie ansehen. Geben Sie ihr doch eine Chance, mein Sohn.”
“Aber …” Er strich sich durchs Haar.
“Sehen Sie”, fuhr Luisa fort, “sie ist Psychologin, nicht wahr? Erzählen Sie ihr alles über den Gedächtnisverlust. Vielleicht kann sie Ihnen helfen. Zumindest ist sie bestimmt eine gute Zuhörerin.”
“Nun ja … Wenn Sie denken, dass man ihr vertrauen kann, würde es nicht schaden, sich ihre Meinung anzuhören.”
“Oh ja, Sie können ihr bestimmt vertrauen. Ich spüre, dass sie ein gutes Herz hat und Ihnen niemals schaden würde. Versuchen Sie es. Was haben Sie schon zu verlieren?”
Houston wusste nicht, ob Carley ein gutes Herz hatte, aber sie hatte eindeutig einen fantastischen Körper.
Schweigend fuhren sie zum
Wrangler Café
am Stadtrand von McAllen. Das Lokal hatte er ausgesucht, weil man dort anständig essen konnte und die Band für ihren Twostepp bekannt war. Sie kamen früher als erwartet an. Houston hielt Carley die Tür auf, und sobald sie die schummerig erleuchtete
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