Das ganze gleich nochmal
nichts verraten! Was erwartete er von ihr? Sie hätte ihm alles gegeben, doch er musste es verlangen. Sie durfte von sich aus nichts sagen.
Houston zog sie in die Arme, und sie schob ihm eine Hand auf die Schulter, während er die andere Hand festhielt. Den rechten Arm legte er ihr um die Taille und drückte die Hand auf ihren Rücken.
Sie schloss die Augen und atmete tief seinen Duft ein, den sie nie vergessen und der sie bis in ihre Träume verfolgt hatte. Sachte schmiegte sie sich enger an ihn. Sie passten perfekt zusammen. Nichts hatte sich geändert. Allerdings tanzte sie mit Houston Smith und nicht mit Witt Davidson, ihrem verschollenen Liebhaber.
Er zog sie noch enger an sich und schob das Bein zwischen ihre Schenkel, um sie über die schwach erleuchtete Tanzfläche zu führen. Schon nach wenigen Sekunden verlor Carley sich in der Musik und in ihren Träumen. Sie fühlte seinen Herzschlag. Genau so war es richtig. Hier wollte sie sein, hier in seinen Armen. Und hier wollte sie auch bleiben.
Einige Worte des Textes sickerten in ihr Bewusstsein, Worte wie ‘Erinnerung an ein Liebeslied … unerfüllte Träume … Sehnsucht’. Sie bekam kaum noch Luft, und der Druck, der auf ihrem Herzen lastete, wurde fast unerträglich.
Houston drückte ihre miteinander verschlungenen Hände an die Brust und senkte den Kopf. Mit den Lippen berührte er fast ihr Ohr. Als seine Zungenspitze ihr Ohrläppchen streifte, rang Carley nach Luft, hielt ihn jedoch nicht zurück, sondern schmiegte sich eng an ihn und fühlte, wie sich jeder Muskel seines Körpers anspannte.
Houston knabberte an ihrem Ohrläppchen und löste ein Prickeln aus, das sich in ihre Brüste zog, deren Spitzen sich aufrichteten. Verlangen stieg in ihr auf, so intensiv, dass es kaum zu ertragen war und nach Erfüllung verlangte.
Im Tanzen verschmolzen sie miteinander, nur noch von der Kleidung getrennt. Carley fühlte, wie erregt Houston war, und als er Küsse auf ihre Wange drückte, drehte sie den Kopf und kam ihm entgegen. Seine Lippen strichen sachte über ihren Mund.
Es genügte ihr nicht. Sie wollte mehr von ihm, wollte seine Haut auf ihrer spüren und …
“Charleston, Schatz”, flüsterte er, als sie leise stöhnte.
Carley bekam Herzklopfen. Sie hatte es stets gemocht, wenn Witt ihren richtigen Vornamen benutzte. Nur wenige Menschen taten das.
Plötzlich öffnete sie die Augen. Charleston? Sie legte ihm die Hände an die Brust, bog sich zurück und sah ihm ins Gesicht. “Wie haben Sie mich genannt?”
Houstons Augen wirkten verträumt. “Was? Ich weiß es nicht.”
“Sie haben mich Charleston genannt. Woher kennen Sie meinen richtigen Namen?”
Er schüttelte leicht den Kopf. “Wahrscheinlich habe ich gehört, wie jemand Sie so genannt hat.”
“Nein, Houston, das stimmt nicht. In Ihrer Gegenwart haben alle Carley zu mir gesagt.”
Die Musik hatte zu spielen aufgehört. Die Tanzfläche war leer. Carley wich einen Schritt zurück und beobachtete Houston, während er sich aus der erotischen Stimmung löste und zu verstehen versuchte, was geschehen war. Jetzt fröstelte sie innerlich.
Houston strich sich übers Gesicht und richtete die Augen auf sie. “Wir haben das schon früher getan, nicht wahr? Miteinander getanzt und uns geküsst, meine ich.”
“Ja. Geht es dir gut?”
“Warum? Warum hast du mir nichts gesagt?” Er zog die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. “Was waren wir? Verheiratet?”
Sie schüttelte stumm den Kopf.
“Ein Liebespaar?”
“Ja, aber …”
Er hob abwehrend die Hand. “Du lässt mich erzählen, dass ich das Gedächtnis verloren habe, und sagst nichts? Du lässt mich in dem Glauben, ich würde eine Fremde küssen, während wir …” Er stockte und fasste sich vorsichtig an die linke Schläfe. “Das ist mir im Moment zu viel”, sagte er, drehte sich um und ging zwischen den voll besetzten Tischen zur Tür.
Carley geriet in Panik. Er durfte nicht böse auf sie sein. Dafür stand zu viel auf dem Spiel. Sie musste ihn dazu bringen, ihr zu vertrauen.
Sie stürmte an den neugierig starrenden Gästen vorbei und riss die schwere Eingangstür auf. Draußen war es dunkel. Sie sah sich nach Houston um und entdeckte ihn. Er schlug soeben die Tür des Pick-ups zu und ließ den Motor an.
Um Himmels willen, nein!
Verzweifelt versuchte sie, in ihren hochhackigen Schuhen über den Parkplatz zu laufen. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, und es kam ihr vor, als würde sie kaum von der Stelle kommen. Sie
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