Das ganze gleich nochmal
Bar betraten, hörten die wenigen Gäste zu essen auf und starrten sie an.
Houston musste ihnen zugestehen, dass Carley es wert war, dass man ein zweites Mal hinsah. Heute Abend strahlte sie förmlich. Das glänzende hellrote Kleid schmiegte sich eng an ihren Körper und hob ihre sexy Kurven hervor. Im V-Ausschnitt sah man den Ansatz ihrer Brüste, und der Rock des Kleides endete etwa eine Handbreit oberhalb der Knie und zeigte die langen Beine. Es war so viel Haut zu sehen, dass Houston gar nicht wusste, wohin er zuerst schauen sollte. Darum bemühte er sich, alles gleichzeitig zu genießen.
Damit war es allerdings vorbei, als die Cowboys an der Theke anerkennende Pfiffe ausstießen. Carley lachte ihnen zu, bis Houston sie in eine dunkle Ecke zog. Jedenfalls durfte er sie keinen Moment alleinlassen, es sei denn, er holte rasch die Pferdedecke aus dem Wagen und hüllte sie darin ein.
“Wie kommen Sie bloß auf die Idee, so etwas anzuziehen?”, fragte er grimmig, als sie sich setzten. Ihr Lächeln erlosch. Es kam ihm so vor, als wäre die Sonne untergegangen. Wieso verlor er bei dieser Frau völlig den Verstand?
“Ich dachte, es würde Ihnen gefallen”, erwiderte sie betrübt. “Ich wusste nicht, was man zum Twostepp anzieht.”
“Es gefällt mir.” Vielleicht konnte er ihr wieder ein Lächeln entlocken. “Sie sehen toll aus … Ich meine, Sie sind viel zu schön für ein Lokal wie dieses.”
Es war keineswegs übertrieben, sie schön zu nennen. Sogar in dieser dunklen Ecke glänzte das kastanienbraune Haar, und die weiche, glatte Haut bat förmlich darum, zärtlich gestreichelt zu werden. Carley lächelte über sein Kompliment. Ja, sie war schön. Heute Abend hatte sie auf Make-up verzichtet und brauchte auch keines.
Je länger er sie betrachtete, desto mehr faszinierten ihn ihre Augen. Im letzten Moment zog er die Hand zurück, bevor er ihr Gesicht berührte. Dabei sehnte er sich danach, über ihre Wange zu streichen. Verunsichert schüttelte er den Kopf. So hatte er sich den Abend nicht vorgestellt.
Die Kellnerin kam mit dem Notizblock in der Hand zu ihnen. “Was nehmen Sie?”
“Wir haben noch keine Speisekarte gesehen”, erwiderte Carley.
“Wir haben auch keine. Was nehmen Sie?”
Jetzt war Carley verärgert. “Was gibt es denn?”
Die Kellnerin seufzte ungeduldig. “Lady, das hier ist ein Steakhaus. Wir haben Filet, T-Bone-Steak, Lendenstück, Filet mignon und als scharfe Variante Tacos mit Fajita, aber eben alles Steak. Also, wie wollen Sie Ihr Steak?”
“Ich nehme ein Filet”, erwiderte Carley der unfreundlichen jungen Frau, “medium, dazu eine gebackene Kartoffel und Salat mit Blauschimmelkäse-Dressing.” Sie deutete auf Houston. “Er nimmt das Lendenstück, blutig, Pommes frites und gebackene Bohnen. Dazu bringen Sie uns Flaschenbier. Und für mich bitte ein Glas.”
“Warum sagen Sie das nicht gleich?”, fragte die Kellnerin und ging zur Theke.
Houston schüttelte erstaunt den Kopf. “Carley, Sie haben für mich mit bestellt.”
“Ich … Oh ja. Macht es Ihnen etwas aus? Ich bin gewöhnt, stets auch für Cami zu bestellen. Das ist bei mir schon zur Angewohnheit geworden. Ich wollte Ihnen nichts aufdrängen.”
“Darum geht es nicht. Woher wussten Sie, was ich haben möchte?”
“Wollten Sie vielleicht etwas anderes?”
“Nein. Sie haben genau das bestellt, was ich auch verlangt hätte.” Allmählich wurde er misstrauisch. “Sie sind mir lediglich zuvorgekommen. Gut geraten, oder können Sie Gedanken lesen?”
Carley lächelte verlegen. “Ich bin Psychologin, schon vergessen? Ich habe mich eingehend mit den Essensgewohnheiten der Menschen beschäftigt, und Sie sehen wie ein Mann aus, der sein Steak blutig isst.”
“Ja, wahrscheinlich haben Sie Recht.” Für einen Moment tauchte eine Erinnerung auf und verschwand, ehe er sie festhalten konnte. Carley hatte soeben einen der Gründe angesprochen, weshalb er hier war. “Ich möchte mich mit Ihnen gern über etwas Bestimmtes unterhalten. Sozusagen als Patient mit der Psychologin, wenn Sie nichts dagegen haben.”
Sie sah ihm eingehend und entschieden zu lange in die Augen. Was fand sie darin? “Natürlich habe ich nichts dagegen. Was kann ich für Sie tun?”
“Ich …” Vorsichtshalber blickte er sich um, ob auch niemand lauschte. “Ich weiß nicht, wer ich bin.”
Sie überlegte eine Weile. “Meinen Sie das wörtlich oder mehr im philosophischen Sinn?”, erkundigte sie sich dann lächelnd.
“Das
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