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Das Garten Abc

Das Garten Abc

Titel: Das Garten Abc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Neuhold
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Saatfurchen mit dem Grabstock und strichen die Erde mit ausgerissenen Dornbüschen glatt. Von Beeten mit Küchenkräutern gab es keine Spur.
    Um keinen Irrtum aufkommen zu lassen: Heil- und Würzkräuter waren den Menschen seit Urzeiten bekannt und sie nutzten sie auch. Nur wurden fast ausschließlich die wildwachsenden Kräuter gesammelt. Eine Ausnahme finden wir bei den Priestern und Heilerinnen, also denen, die dann später als „Hexen“ und „Magier“ verunglimpft wurden. Sie dürften jene Kräuter, die sie am häufigsten benötigten, durchaus in der Nähe ihrer Behausung angesät haben. Auch wenn sie das romantisch verklärte Bild gerne als Kräutersammler und Wurzelgraber zeigt.
    Als Vater der mitteleuropäischen Gartenkultur hat sich Benedikt von Nursia den Titel „Heiliger“ mit Fug und Recht erworben. Um 480 n. Chr. in der kargen Landschaft um Nursia geboren, machte er sich als Mönch bei seinen Mitbrüdern durch seinen Hang zur Gartenarbeit reichlich unbeliebt. Bis dahin sahen die Mönche ihre Aufgabe ausschließlich im Gotteslob und ließen sich vom Volk versorgen und erhalten. Benedikt knurrte: „Müßiggang ist aller Laster Anfang!“ und drückte den Mönchen den Spaten in die Hand. Jene seines Stammklosters wollten ihn deshalb vergiften. So zog er auf den Montecassino und gründete seinen eigenen Orden, die Benediktiner. Leitsatz: „Ora et labora“ – „Bete und arbeite“. Mit Arbeiten war natürlich auch die Gartenarbeit gemeint. Herzstück des benediktinischen Klostergartens wurde der Kräutergarten mit seinen Heilkräutern für die Kranken und den Gewürzkräutern für die – ungewürzt – sicher etwas eintönige Getreide- und Gemüsekost.
    Die Karolinger fanden etwa 300 Jahre später Gefallen an den Ordensregeln des Benedikt und drangen darauf, sie als alleingültige für alle Klöster im Frankenlande zu erklären. Was im Jahr 742 auch geschah und auf den Reichskonzilien in den Jahren 802, 816 und 817 durchgesetzt wurde. Der Kaiser, der damals das große Sagen hatte, war nämlich ein großer Gartenliebhaber: Karl der Große. Auf sein Geheiß hin und mit dem benediktinischen Schatz an Erfahrung und Wissen schrieb im Jahr 795 ein Mönch die erste Gartenbauverordnung der europäischen Geschichte: die „Capitulare de villis“. In dieser Handschrift sind insgesamt 73 Kräuter und Gemüsesorten aufgeführt. Und die Mönche waren dazu angehalten, im Zuge ihrer Missionstätigkeit nicht nur den Glauben zu verkünden, sondern auch Gartenbaukurse abzuhalten. Und natürlich versahen die Mönche ihre zahlreichen neugegründeten Klöster mit ausgedehnten Gartenanlagen.
    Ein Bild von der Kräutervielfalt im Klostergarten vermittelt nicht nur die Pflanzenliste des „Capitulare“. Aus der Zeit um 830 ist ein weiteres Dokument erhalten, der „St. Gallener Klosterplan“. Der Garten nimmt mehr als die Hälfte davon ein. Es gibt einen Blumengarten, einen Obstgarten, einen Gemüsegarten und natürlich den Kräutergarten, „Herbularius“ genannt. Auffallend ist die überlegte Einteilung und die Pflegeleichtigkeit der Gartenanlagen. Die einzelnen Beete etwas erhöht und mit Brettern eingefasst – genau so, wie heute noch die meisten Hausgärten aussehen.
    Während die anderen Anlagen deutlich den Charakter von reinen Nutzgärten zeigen, finden wir beim „Herbularius“ auch eine gewisse Ausrichtung nach ästhetischen Ansprüchen. Offensichtlich regt der Zauber der Kräuter von sich aus dazu an, die Umgebung ihres Heranwachsens und Reifens besonders schön zu gestalten. Schon der Kräutergarten des St. Gallener Klosterplans muss eine Augenweide gewesen sein: Acht Kräuterbeete in der Mitte wurden eingefasst von einem Rechteck aus schmalen Rabatten. Rose und Lilie galten als Heilkräuter, und sie wuchsen rund um den Mittelpunkt, den ein Brunnentrog bildete. In den Beeten rund um diese Mitte wuchsen: Pfefferkraut, Frauenminze, Rosmarin, Pfefferminze, Melisse, Salbei, Gartenraute, Schwertlilie, Poleiminze, Krauseminze, Kreuzkümmel, Liebstöckel und Fenchel. Man kann sich vorstellen, wie es rund um das Zentrum aus Damaszenerrose und Weißer Lilie geblüht und geduftet haben muss!

Mikroklima für die Kräuter
    Wichtig für das Gedeihen der Kräuter ist das Mikroklima unmittelbar über dem Beet. Ist es zugig oder gar ungeschützt dem Wind ausgesetzt, leiden die Kräuter darunter. Die Klöster haben in dieser Hinsicht einen Vorteil, denn ein wichtiger Umstand ist beim Klostergarten schon von der

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