Das Gastgeschenk der Transsolaren
ob sie auch das richtige Ziel anvisiert hatte. Dann starrte sie wieder durchs Glas. »Drei, sagtet ihr?«
»Wieso drei?« fragte Chodat dümmlich.
»Einer!« rief sie und blickte fragend die Gefährten an.
»Unmöglich. Gib her!« Thaxter begriff als erster. Er riß das Glas vor die Augen und starrte, ohne zu atmen. Die anderen rührten sich nicht.
»Sie hat recht.« Ausatmend setzte er den Feldstecher ab. »Nur der Fahrer.«
»Wer?« fragte eine tonlose Stimme.
»Die Frontscheibe spiegelt so.«
Auch Cynthia konnte die Gestalt nicht identifizieren, die sich schemenhaft hinter den gewölbten Kabinenfenstern abzeichnete. Da war das Fahrzeug auch schon heran.
»Dem Tempo nach müßte es…« Im Pfeifen der Turbinen ging ihre Rede unter. Als der Walker abbremsend vorüberzischte, verstanden sie ihr eigenes Wort nicht mehr. Für Sekunden prasselten hochgeschleuderte Steinsplitter und Sandschauer auf die Kuppel nieder und raubten die Sicht, während das Ungetüm drüben vor dem Wohnkrater ausrollte und stoppte. Nach endlosen Minuten wurde von innen das Schott der Heckschleuse geöffnet, und in sichtlicher Hast sprang jemand herab. Der Schwung riß ihn zu Boden, aber schnell raffte sich die Gestalt wieder auf und rannte an dem Fahrzeug vorbei auf den Kratereingang zu. Dem Laufen nach war es Vakili. Sie erkannten ihn daran, daß er das linke Bein ein wenig nach außen schwenkte. Der lose Sand machte ihm zu schaffen. Als er an den Aggregaten entlang rannte, rief er irgend etwas, jedenfalls sahen sie ihn mit den Armen gestikulieren. Es galt einem Monteur, der an den Kompressoren hantierte. Die Antwort schien unbefriedigend ausgefallen zu sein, denn Vakili winkte unwillig ab und verschwand in der Schleuse.
Chodat pfiff eine scharfe Quint durch die Zähne und kratzte sich am Kopf.
»Dicke Luft!« kommentierte Kruyt die voreilige Rückkehr des operativen Fahrzeugs und sah ebenfalls gespannt zum Walker hinüber, der wie ein riesengroßer Taschenkrebs vor dem Kraterbau hockte. Sein grüner Anstrich stach aufreizend von dem roten Lateritboden ab und tat den Augen weh.
Cynthia hing wieder am Feldstecher. »Wo sind die anderen?« Vor ihren Augen tanzte das Bildfeld. Mit sanfter Gewalt entwand ihr Thaxter das Glas.
»Hat doch keinen Zweck«, brummte er, »damit holst du sie auch nicht her.«
»Sicher hat Luttrell das Fahrzeug angefordert«, versuchte Kruyt zu beruhigen. Thaxter wandte sich ab. Diese Vermutung war ihm doch zu fadenscheinig. Als ob Luttrell den Walker zurückrufen würde, bevor die Aufgabe erfüllt war! Eher normalisierte sich der Tag-Nacht-Rhythmus auf diesem eierigen Planeten! Außerdem war heute Dekadenabstimmung, da mußte der Alte schon früh am Tag nach Station Mitte. Cynthia mochte übertreiben. Sie neigte dazu.
Aber so mir nichts, dir nichts mit dem Walker spazierenfahren… Thaxter wiegte den Kopf. Seine Spekulationen nahmen grauere Schattierungen an.
»Ich frage drüben an«, besänftigte er und drängte mit seiner massigen Gestalt die anderen zur Leiter. Die schwüle Treibhausluft unter der Kuppel bekam ihm nicht. Sein puterrotes Gesicht glänzte vor Nässe, und auf dem breiten Rücken traten im Tuch dunkle Schweißflecken hervor. »Beeilt euch«, drängelte er. Schnaufend fischte er mit dem Fuß nach der obersten Sprosse und folgte Kruyt und Chodat. Cynthia stieg als letzte ab. Während die drei ihrem Blick entschwanden und in das Gewirr von Rohren, Kultivatoren und Geräten am Kraterboden eintauchten, überprüfte sie auf halber Höhe das Belüftungsventil vom Impftank.
Da schrillte das Video. Im Rhythmus der harten akustischen Signale blinkten saphirblaue Leuchtzeichen. Über den Arbeitsplätzen, an den Aggregaten, über den Schotten – überall rief das entnervende Blaulicht »Alarm«.
Kruyt übersprang die letzten Sprossen und stürzte zur Zentrifuge. Dort lag die nächste Sprechstelle. Als er die Lichtschranke passierte, leuchtete der Empfänger auf: Luttrells kerbiges Gesicht füllte den Bildschirm aus. Kruyt erkannte jede Pore in der gegerbten Haut. Die strengen Züge, die sich selten zu einem Lächeln hergaben, verrieten nichts. Aber Kruyt sah das nervöse Zucken der äußersten Augenwinkel.
»Chodat bei Ihnen?«
»Ja. Was ist…«
»Später. Sie und Chodat, sofort mit Vakili in die Dreiundzwanzig. Er wird Sie informieren. Ich kann leider nicht weg. Ende.«
Die anderen sahen gerade noch, wie der
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