Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gastgeschenk der Transsolaren

Das Gastgeschenk der Transsolaren

Titel: Das Gastgeschenk der Transsolaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Leman , Hans Taubert
Vom Netzwerk:
Da konnte ich lange suchen«, fuhr er fort und massierte seinen Arm.
      Bernin zuckte zusammen. Er sah zu Minehoa hinüber, die regungslos am Steuerpult saß. »Also das konnte ich nicht wissen. Die Proben, die du gewogen hast, werden von selbst schwerer. Sie wachsen weiter. Wer denkt denn an so was?« Noch einmal schöpfte er Atem zu neuer rascher Rede. Aber er winkte nur linkisch ab. Das Mädchen schaute ihn mit großen Augen an. So langsam, wie sie Bernin verstand, erhellte freundliches Lächeln ihr strenges Gesicht.
      Während der folgenden Debatte über die Hitze, das Bor und die Radiostrahlung meldete sich Sarah zu Wort; zaghaft, wie es nicht ihre Art ist. Sie erinnerte an die Rolle der Spurenelemente im irdisch organismischen Stoffwechsel. Durch ihre Bindung an Fermente seien sie in winzigen Mengen aktiv und katalysierten viele Prozesse des Stoffumsatzes, ohne die die Organismen nicht leben könnten. Der hohe Wirkungsgrad sei auch der Grund, warum sie oft sehr giftig seien, denn ein Überangebot müsse einige wenige Komponenten der zahllosen Einzelprozesse des Stoffwechsels so steigern oder hemmen, daß das genau abgestimmte Gefüge ins Wanken gerate. Der Organismus werde krank, oder er müsse sterben.
      Es war klar, worauf Sarah hinauswollte.
      »Bemerkenswert!« warf Stufford ein.
      »Ist es nicht denkbar, daß das Bor bei der Transformation der elektromagnetischen Strahlungsenergie in Wärme eine Rolle spielt?« fuhr Sarah ermutigt fort. »Vielleicht ist ein Verstärkersystem vorhanden, das die Wirkung kleiner Mengen Bors potenziert? Wenn man das so auffassen könnte, haben wir selber hier den Patienten vergiftet. Und so sieht es doch aus.«
      »Stimmt«, sagte Anzew, »nur wo wir herumtappen, bekommt er Fieber.«
      Chef Stufford stoppte mit einer Handbewegung. »So meine ich das nicht. Sarah interpretiert die Dinge so, als ob das Glas lebendige Substanz ist. Lebendig ohne allen Zweifel. Stimmt das denn wirklich? Beweise!«
      Bernin versuchte aufzuspringen. Es mißglückte. »Beweise?« stieß er hervor. Aber sein kritischer Verstand arbeitete rasch, während es ihn wieder auf seinen Sitz niederriß. Er verstummte.
      »Hm«, Anzew begann seine Schlüsse aus Bernins Rasterprojektion zu revidieren. Jetzt mochten sie ihm in der Tat voreilig erscheinen.
      Es entstand eine Pause. »Sarah!« forderte Stufford. »Nach Bernins Bildern sage ich ja.«
      »Beweise?«
      »Beweise!« Bernin flüsterte nur noch. Sarah hob die Schultern. »Es ist meine Meinung.« Auf dieser Grundlage bekannten sich auch die anderen Biologen allmählich zu Sarahs Auffassung.
      Sarah war indessen still geworden.
      »Ich finde das einfach furchtbar«, sagte sie später leise, aber allen hörbar in eine Pause hinein. »Für wen?« fragte Stufford scharf.
      Ich weiß nicht, ob diese Frage für Stufford zunächst nur praktische Bedeutung hatte. Er trug die Verantwortung. Aber sie rührte an andere Fragen, die weit in die Tiefe reichten.
      Er erhielt keine Antwort.
      Die ganze Zeit saß Falkhoven schwer auf seiner Bank in der Funknische. Seinen breiten, graustruppigen Schädel hatte er unbequem an die Frontplatte eines Gerätes in seinem Rücken gelehnt. Nur die Augen gingen träge der Rede nach zu den Leuten der 12 P auf dem Schirm und zurück zu den unseren, wenn hier jemand sprach. Es ist vom Schirm her nicht leicht zu beurteilen, aber ich hatte schon etliche Blicke Stuffords aufgefangen, die er auf Falkhoven richtete. Der merkte es nicht. Nach einem Blick auf die Uhr sprach ihn Stufford endlich an: »Falkhoven! Sag was!«
      Mit einer Geste des Unmuts richtete Falkhoven seinen schweren Körper auf, soweit es ihm die Enge erlaubte. Alle schauten ihn nun an. Aber er ließ sich gleich wieder in seine alte Lage zurückfallen. »Das, wovon wir hier reden, lebt nicht. Ich kann das jetzt nicht beweisen«, sagte er. Dann schwieg er beharrlich.
    19. 3. 22
    Auf Falkhovens Bitte hin hat Bernin heute Probe um Probe unter den Elektronenraster gelegt und projiziert. Stunden saß der massige Mann vor dem immer gleichen flimmernden Mosaik, ohne ein Wort.
      Vor Ende der Wache fanden wir uns alle leise am Projektor ein und betrachteten noch einmal die mysteriösen Bilder.
      Da begann er zu sprechen: »Auch das hier ist so, wie ich es seit jeher erfahren habe. Eine Sache erscheint kompliziert, man beschäftigt sich mit ihr, und sie erweist sich als noch komplizierter. Nur aller Anfang ist

Weitere Kostenlose Bücher