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Das Gastgeschenk der Transsolaren

Das Gastgeschenk der Transsolaren

Titel: Das Gastgeschenk der Transsolaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Leman , Hans Taubert
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abrupten Akt seines Gegenübers als schnöde Verkennung freundlicher Absicht, als unfair. Ein wenig beleidigt fühlte er sich zu eigenem Handeln ermächtigt.
      Sant schickte sich an zur Tat und hielt schon inne. Was sollte er tun?
      Das neue Bild weckte ihm Zweifel. Hätte das eben so dagestanden wie jetzt, ich wäre vorübergegangen, dachte er, und es fiel ihm wie Schuppen von den Augen.
      Sant, du läßt nach, rief er sich zu, so etwas kennst du doch, und jetzt brauchst du so lange, um zu durchschauen, was naheliegt! Dann wandte er sich wieder an seinen stummen Gesprächspartner: »Du willst mir was vormachen, so einen Kegel oder eine Säule, wie sie hier steinern herumstehen. Es wäre dir beinahe gelungen. – Scheinheiliges Biest«, sagte er noch einmal, aber nun schon ohne allen Unmut, lächelnd, voll Sympathie und auch ein wenig gönnerhaft.
      Sant dachte daran, daß die neue Gestalt dieses Wesens Ausdruck der Flucht sei, der Flucht in abweisende Passivität, die feindlicher Umwelt die kleinstmögliche Fläche zum Angriff bieten sollte. Das bewog ihn, erneut nur abzuwarten, weil es ihm geboten schien, wenn seine Hypothese stimmte.
      Dafür sprach manches: Der Duft war spurlos verflogen, als hätte es dem da den Atem verschlagen. Auch sah Sant nach einer Weile geduldigen Harrens, wie sich aus den sanft gerundeten Flächen kleine Kegel erhoben, papillenartig, als wenn eine erschrockene Schnecke ihre Tentakel wieder vorsichtig in die Welt streckt. Sant wechselte nur das Standbein, weil das lange Herumstehen zur Strapaze auszuarten drohte. Da zuckten viele der Papillen in die Fläche zurück.
      Wie sich das Leben doch überall gleicht, dachte er, Flucht- und Abwehrbereitschaft gibt es nur da, wo auch Feinde sind. Weltweit dasselbe, hier wie dort bei uns. Ich wünschte mir einen Stern, der das Beste, was er hervorbringen kann, das Leben, auf freundlichere Weise großzieht.
      Da beobachtete er eine absonderliche Verwandlung einzelner Papillen, die sich inzwischen neu aufgewölbt hatten. Sie schwollen zur Stärke seines Atemschlauches an. Ihr Ende dellte sich mehrfach ein, bis etliche präzis kreisrunde Ringfalten entstanden waren, die konzentrisch ineinandersteckten. Die Spitze selbst sank in undeutbar dunkelnde Tiefe der Papillen zurück. Die runden Falten aber erglänzten plötzlich in lebhaften Farben, in denen Sant alsbald die Farben des Regenbogens erkannte. Rot außen, gingen sie nach innen zu gelben, grünen, blauen und violetten Kreisen über.
      Also optische Systeme mit origineller Iris, schloß er ein wenig spekulativ; im Zentrum liegt die dunkle Pupille, fremdartig und schön. – Jetzt schaut es mich an… Die Kamera! fiel ihm ein: dokumentieren!
      In minutenlangen weichen Bewegungen brachte er sie in Anschlag. Als das Werk zu surren begann, zuckten die bunten Augen ein wenig zusammen, aber nur ein wenig, dann richteten sich alle zugleich auf die Linse der Kamera. Sant kicherte in sich hinein. »Das Objektiv kommt dir bekannt vor, und du freust dich deiner Überlegenheit. Stimmt, ich habe nur ein solches Auge und du ein reichliches Dutzend.«
      Dann fuhr er zusammen.
      Aus einem Porus, versteckt im Gewirr der Papillen, entwich ein Strahl feinen Dunstes, und gleichzeitig stieg ihm der Duft in die Nase, mit dem dieses Abenteuer begonnen hatte. Aber diesmal verdichtete sich die Reizung der Schleimhaut zu beizender Penetranz. Aus Takt und Rücksicht kämpfte Sant heldenhaft gegen das Niesen, das er nahen fühlte, und er bewahrte kosmonautische Disziplin. Dicke Tränen rannen ihm über die Wangen. Aber daran nahm sein exotischer Partner keinen Anstoß.
      »Wie benimmst du dich!« übte Sant leise Kritik, dann feixte er. »Du mußt auch wie wir. Der Körper erzwingt, was er braucht, ob du willst oder nicht. Es ist tragisch. Geist und Animalität des Stoffwechsels sind nun einmal aneinandergekettet. Welch tröstliche Gleichheit des Lebens allerorten.«
      Indessen beobachtete er mit einigem Staunen, wie ihm zwei jener farbenfrohen Ozellen bedenklich naherückten. Sie saßen flexiblen Stielen auf, die sich bizarr verlängerten. Als sie sich in eleganten Kurven beiderseits an ihm vorbeischoben, erkannte er die Absicht. In freundlichem Entgegenkommen drehte er sich einigemal langsam um sich selbst. Ohne Dank wurden die Periskope wieder eingezogen.
      Tut mir leid, dachte Sant, der Schein trügt, aber wie ich wirklich aussehe, kann ich dir nicht zeigen.
      Sant hätte seinen

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