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Das Gastgeschenk der Transsolaren

Das Gastgeschenk der Transsolaren

Titel: Das Gastgeschenk der Transsolaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Leman , Hans Taubert
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ob sich das Glas genau an diesen Stellen zersetzte«, sprach Jahn indessen weiter.
    »Das war nicht klar?« fragte Stufford scharf.
      »Woher?« antwortete Jahn. »Eine Vermutung. Man konnte doch nichts sehen.«
      Stuffords Lippen wurden schmal. »Aber du hattest gewisse Sicherheiten, an Ort und Stelle zu Schlüssen zu kommen, die von hier aus nicht möglich waren?«
      »Das nicht«, bekannte Jahn einfach. »Ich hatte Glück. Es war widerlich, in der heißen Verwesungsbrühe herumzuschlappen… Ich wollte eben«, sagte er hart. »Draußen sah ich gleich, daß der Herd begrenzt war. Es gab vier Zentren: die drei Ausleger der 12 P und den Standplatz von RT 12. Dort war die Temperatur explosiv gestiegen, und von diesen Punkten aus fraß sich die Entzündung einer Welle gleich nach außen fort. Während ich in dem Gebrodel stand, fielen mir zwei Dinge auf: Die Zersetzung des Glases vollzog sich rapide. Nach Überschreiten der Temperaturspitze wurde das Fließen und Ziehen immer zäher, und noch im Aufreißen der Blasen erhärteten die Massen.« Bernin hatte sich, angestrengt der Schwerkraft trotzend, weit vorgeneigt und schickte sich an, den Bildschirm mit den Augen zu verschlingen. Er sah Zusammenhänge und nickte heftig.
      »Wo so und so lange zuviel Bor ist, wird das Material zu heiß«, unterbrach er endlich Jahns Bericht. »Die Hitze zerstört die diffizilen Mechanismen der Struktur und damit die wärmeerzeugenden Regelkreise. Bei minus hundertzwanzig Grad erstarrt, was übrigbleibt.«
      »Die Frage nach der Herkunft der Energie, aus der das Glas Wärme macht, ist also ungeklärt«, warf Stufford unwillig ein.
      »Nein, ganz so ist es nicht«, sagte Jahn. »Da war noch eine andere Sache. Ich wollte genau beobachten und ließ die Brandwelle langsam auf mich zu kriechen. Da teilte sie sich, fraß sich links und rechts an mir vorbei, und genau mein Standplatz blieb unversehrt.«
      Aus weit geöffneten Augen starrte Minehoa auf den Bildschirm zu Jahn hin. Eine Faust preßte sie auf ihre Lippen.
      »Phantastisch«, sagte Bernin selbstvergessen. Jahn zögerte. »Ja«, sagte er und sah vor sich hin. »Was mir in der Minute alles durch den Kopf ging!«
      »Wieso? Was?« Sarah wurden die Dinge zu undurchsichtig. Jahn wandte sich zur Kamera hin: »Du läufst vom Strand aus in die Brandung. Die Wellen spülen plötzlich zu beiden Seiten an dir vorbei. Du behältst die Füße trocken! Jetzt verstanden? Nur: Es war kein Wasser da draußen. Ein unbekannter Prozeß in einer rätselhaften Substanz, der seine Unberechenbarkeit sinnfällig demonstrierte, bedrohlich demonstrierte! Ich war bereit, diesem Zeug alles zuzutrauen. Alles!« Jahn strich mit den Knöcheln seiner Rechten über die Armlehne seines Sessels. Dann lächelte er. »Aber es war viel einfacher. Der verschonte Fleck ging gar nicht auf mein Konto. Es ergab sich eine genau elliptische Fläche, die erhalten blieb. Und was ich in diesen Minuten für das Wesentliche ansah, was mein Herz wieder schlagen ließ: Ich stand nicht in ihrem Mittelpunkt! Als ich wieder denken konnte, fiel es mir ein: Die Figur wiederholte nur die Schattenfläche der kleinen Radioteleskopantenne, die wir dort stehen hatten, bis Stufford uns alle Geräte einziehen ließ, als das Schiff sich zu neigen begann. Zufällig war ich auf diese Stelle geraten. Nur deshalb weiß ich jetzt auch, woher dieses Glas seine Energie nimmt. Die Wärme ist nichts anderes als die Energie der enormen kosmischen Radiostrahlung, die hier empfangen wird. Das hier unter uns transformiert sie in Wärme. Im Antennenschatten gibt es keine Strahlung, also auch keine Wärme. Falkhoven hat heute unsere Werte und die in der RT gesammelten daraufhin durchgesehen.«
      »Falkhoven?« Stufford forderte Stellungnahme. »Es kann so sein«, sagte dieser knapp und wenig überzeugend.
      Jahn lehnte sich in seinen Sessel zurück.
      Stufford zeigte neue Bilder. »Dies ist die Jahn-Insel«, erklärte er, »vor einer Stunde aufgenommen. Dort herrscht jetzt Ruhe, alles ist tot und starr.«
      Bernin beugte sich vor. »Die Farbe des Randes?« fragte er kritisch.
      Man erhöhte die Auflösung. Jahn schüttelte mit gerunzelter Stirn den Kopf. Das sei gestern anders gewesen, bemerkte er.
      Da erhob sich Anzew so behende, wie es hier möglich ist. Dies ging ihn persönlich an. »Das wächst wieder zu vom Rand der Insel her!« rief er. »Am Rande lebt es noch. Genauso schlossen sich die Bohrlöcher wieder.

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