Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gastgeschenk der Transsolaren

Das Gastgeschenk der Transsolaren

Titel: Das Gastgeschenk der Transsolaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Leman , Hans Taubert
Vom Netzwerk:
Zuschuß von atembarem Gas aus der fremden Atmosphäre war nur zu verantworten, wenn die Filter am Skaphanderhelm nichts unkontrolliert passieren ließen. Aber was seine Nase wahrnahm, war ausgesprochen Unkontrolliertes. Es roch aromatisch und hatte mit Sauerstoff, Stickstoff und dem üblichen folglich nichts gemein. Aromatisches bedeutete Kohlenstoffketten im Molekül, die aber erregten Verdacht auf Stoffwechsel, auf Lebendiges. Das vermuteten sie längst hier, aber was sie gefunden hatten, war zweifelhaft. Sant schien die Neugier weit zugkräftiger als mancher noch so gut eintrainierte Reflex. Deshalb blieb er zunächst stehen und erkundete, nun nicht mehr nur mit der Nase, sondern auch schon mit den Augen.
      Allerdings reichte der Blick nicht weit. Allenthalben standen die niedrigen Säulen der hierorts üblichen Felsformation umher, zwar steil, wie eben Säulen, aber von samtweicher Formung, die jede gebrochene Linie vermied. An ihrem Fuß Geröll und Geriesel, mineralisch, aus bedeutungsvoll regelmäßig gerundeten Elementen, die sich in mehlfeinem Staub verloren; und alles im heiter-zarten Doppellicht der ewig scheinenden Superia und Inferia D.
      Schön und erbaulich wie immer, dachte Sant, freilich nichts Neues. Mit geöffneten Nüstern schritt er vorsichtig, aber entschlossen voran.
      Als ihn im Fächeln der Atmosphäre erneut eine starke Welle des würzigen Dunstes traf, sah er zugleich den dunklen Teppich unmittelbar vor sich und brachte beides sofort in Zusammenhang.
      Das ist es! schoß es ihm durch den Kopf, und im Blitz des Gedankens erstarrte er zur Säule, gleich denen um ihn her.
      Dunkel lag das im Staub vor ihm, zum Greifen nahe, purpurn und stumpf, trotz des hellen Scheins beider Sonnen, der den Teppich voll traf; zufällig, wie es schien, denn gerade dort lag ein Fleck ungetrübten Lichtes, von den zwiefachen Schatten der schlanken Felsen rhombisch begrenzt.
      In der Tat, wie ein edler Teppich, dachte Sant, weich, anschmiegsam. Die kleinen runden Hügel werden wohl von Steinchen herrühren, die darunterliegen. Zweieinhalb bis drei Quadratmeter, schätzte er, was einigermaßen schwierig war, denn das Gebilde ließ Symmetrie und geometrische Form vermissen. Immerhin bemerkte er ziemlich gerade verlaufende Grenzlinien, wo es den Rand des Schattens berührte.
      Da lag dieses Etwas und duftete. Das Ereignis, von irdischen Augen betrachtet zu werden, beantwortete es mit kühler Reglosigkeit, Sant bemühte sich, gleiches Verhalten entgegenzusetzen. Von schlechtem Gewissen angestachelt, entschloß er sich, nunmehr energisch auf kosmonautische Sitte zu achten: zunächst nichts unternehmen. Beobachten. Beobachten!
      Also beobachtete Sant.
      Aber es gab nichts weiter zu sehen. So gingen seine Gedanken alsbald auf Abwege, und der Wunsch bestimmte die Richtung: Du duftest, also bist du des Lebens verdächtig. Mögen deine Nerven kürzer sein als die meinen.
      Einstweilen hatte das nicht den Anschein, und Sant beschlich Sorge um seinen Vorsatz.
      Plötzlich empfand er undefinierbare Unruhe. Innerlich, denn sein Körper verharrte nach wie vor regungslos wie ein Standbild. Irgend etwas stimmte nicht!
      Er hatte es bald heraus: Die Quellen des Lichtes, die große rote Superia D und ihre helle kleinere Schwester, zogen rasch ihre Bahn. Seit er reglos verharrte, wuchs ihr Azimut merklich, ein Zeugnis seiner Standhaftigkeit. Aber der zarte Doppelschein verschob auch die pastellnen Schatten am Boden im Spiel sich ewig wandelnder Flächen und Farben.
    Und der Teppich? Er lag nach wie vor in vollem Schein!
      Wie eingeklemmt in die Balken der Schatten, die er phobisch mied, war er offenbar mit dem Licht gewandert. Als hätte diese Entdeckung Sants Aufmerksamkeit geschliffen, sah er nun auch, daß sich die Form des Gebildes dem Umriß des Sonnenflecks angepaßt hatte. Die ziehenden Schatten engten ihn mehr und mehr ein.
      Sant frohlockte, und aufregende Ideen durchtanzten seinen Kopf.
      Die Art der Bewegung mußte am Teppichrand erkennbar sein. Um besser zu sehen, wagte Sant einen Schritt. Wie elektrisiert fuhr er zurück. Mit giftigem Sirren war die purpurne Fläche vor seiner Nase zu einer stumpfen Säule aufgeschossen, hüfthoch, von wunderlich weicher Form und fast weiß!
      »Scheinheiliges Biest«, zischte Sant nach Sekunden und versuchte zu lächeln, denn davon erhoffte er sich, falls es gelänge, raschere Hebung seines Selbstgefühls. Jedenfalls empfand er den

Weitere Kostenlose Bücher