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Das Gastgeschenk der Transsolaren

Das Gastgeschenk der Transsolaren

Titel: Das Gastgeschenk der Transsolaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Leman , Hans Taubert
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bereit, jedes dünne grüne Hälmchen neuer Hoffnung zu umklammern. Wie konnte ich sonst aufatmen – ein wenig nur –, als am anderen Rande des Vierecks ein feiner grüner Strich erglühte, hoffnungsgrün? Nüchtern besehen, teilte er lediglich mit, daß unsere Neigung zum Leitstrahl inzwischen neunzig Grad überschritten hatte – zum Leitstrahl, der links und ohne Beziehung zu unserer Bahn bereits in erheblicher Ferne unnütz den Raum durchstach. Freilich, der grüne Streifen nahm zu, und es kam der Augenblick, da wir uns dem elektromagnetischen Pfad wieder näherten – in umgekehrter Richtung. Das war an der Kontrolle zu erkennen: Das Rot schwand, an seine Stelle trat Weiß.
      Was soll ich Ihnen noch erzählen? Sie ahnen, wie der Sturm im Wasserglase endete, denn nur ein solcher war’s. Auch ich begann damals, die Absicht zu begreifen. Bald steuerten wir auf kürzestem Weg zum Leitstrahl hin. Mit Spannung harrte ich des Sesseldruckes von rechts, der das Manöver des Einlenkens auf den Leitstrahl verraten würde. Ich brauchte nicht lange zu warten. Vor mir prangte das weiße Quadrat der Kontrolle, präzise, ohne noch so unscheinbaren Farbrand. Wir lagen wieder genau auf dem heimatlich vertrauten Strahl, nur die Fahrtrichtung hatte sich um hundertachtzig Grad gewendet. Die Umkehr schenkte uns ein neues Ziel: Die Bodenstation, die wir vor rund vier Stunden verlassen hatten.
      Die lag nun wieder vor mir, oder vor uns, denn nun dachte ich »wir«. Noch so manches flatterte mir durch den Sinn; langsam nur ordneten sich die Gedanken. Sie hatten Zeit dazu, denn eitel Frieden breitete sich in unserem kleinen Vehikel aus. Mein Freund im Kasten wollte heim. Dorthin zurück, wo wir Fremden ihn gewalttätig losgerissen. Er hatte es sich Mühe kosten lassen und seine Absicht durchgesetzt. Wie mir blieb ihm nichts zu tun übrig, als geduldig die Heimkunft zu erwarten. Das war alles.
      Meine Bedenken, ob er wohl so gut würde landen können wie wenden, waren gering. Für Sorgen war ich auch zu schwach. Sie wären unnütz gewesen. Sie sehen: Ich sitze hier.
      Wie die Sache dort weiterging, wissen Sie. Trotzdem kann ich nicht recht verstehen, daß man so viel herumlamentiert, wie falsch es sei, außerirdisches Leben anthropomorph zu sehen. Meinetwegen. Für mich ist die Zeit vorbei, in der ich bei solchen Betrachtungen Fehler machen kann. Aber warum soll unter allen möglichen dieser eine Aspekt verboten sein?
      Ich bewahre meinem kleinen Passagier ein freundliches Andenken und bitte ihm seit vielen Jahren ab. Er hatte nur Heimweh. Ganz gewöhnliches Heimweh.

    Halbzeit

    Tweed saß zunächst stumm in seiner Ecke, wie immer sehr aufrecht und in förmlicher Haltung, der seine Körpergröße und das bequeme Fauteuil in keiner Weise entgegenkamen. Seinetwegen hatten wir uns zusammengefunden. Wir bekamen ihn nur noch selten zu Gesicht, und dann meist auf dem Bildschirm. Er war der Weitestgereiste in unserm Kreis, hatte wohl vier oder fünf Planeten außerhalb unseres Systems gesehen. Den Rest seiner Zeit hielt er sich im lenadurchflossenen Tit Ary auf. Dem Umstand, ein »Prominenter« zu sein, und der Betriebsamkeit der großen Zentren glaubte er sich wohl nicht gewachsen. Aber Tit Ary liebte er, des Kosmodroms wegen, von dem alle seine Raumfahrten ausgegangen waren. Er sei dort Gutachter – ein etwas dehnbarer Begriff: »Gutachter der INTERKOSMOS«. Niemand wußte so recht, was er in Tit Ary wirklich tat.
      Jetzt freuten wir uns, daß er uns nicht vergessen hatte und gekommen war; und wir erhofften uns einiges von ihm.
      Irgendwann wandte sich das Gespräch psychischen Fehlleistungen zu, wie sie bei Langreisen öfter vorkommen. Ich erinnere mich nicht mehr des Anlasses, jedenfalls gab Tweed plötzlich seine Reserviertheit auf und ereiferte sich bei dem Gedanken, daß jemand deswegen vorschnell verurteilt würde. Warum regt er sich auf? dachte ich, hat er das nötig mit seinem rechtwinkligen Charakter, der aus Ordnung, Rechtschaffenheit und Klarheit zusammengesetzt ist? Indessen durchmaß Tweed das Zimmer mit ausgreifenden Schritten und erklärte, psychische Krisen seien immer nur die erkennbare Endphase eines mehr oder weniger langen latenten Prozesses, der seine Gründe habe, wenn die Menschen aneinander vorbeigingen oder wenn sie ihre Aufmerksamkeit zu sehr auf irgendwelche Dinge lichteten. Was auf dasselbe hinausliefe, schloß er bündig.
      Nun ja, äußerte jemand, solche unharmonischen Entwicklungen

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