Das Gastgeschenk der Transsolaren
Ruhe zwingend, »Halbzeit. Auch bei uns ist Halbheit. Wir werden uns ausruhen müssen.« Sie schauten sich lange nicht an. Viel später sagte Jermakow: »Nun kennen wir auch ihre Methode, sich zu verständigen. Vielleicht sprechen sie sogar. Jedenfalls sind sie auf akustische Wellen empfindlich. Sicher flüstern sie nur.«
»Auf akustische Wellen?«
»Ja, sieh nur«, Jermakow wies auf das Wasser. »Sie sind alle weg. Vor so viel lautem Zorn sind sie geflohen.«
Alle schwiegen. Auch ich ließ mir die Sache durch den Kopf gehen. Trotzdem äußerte ich meine Meinung schneller, als gut war.
»Wir haben alle unsere Erfahrungen«, sagte ich, »aber Gobar wußte doch vor dem Start, was ihn erwartete. Jedenfalls kann er sich dann nicht…« Zwei, drei Augenpaare richteten sich scharf auf mich, als wollten sie mich warnen. Ich verlor den Faden, und plötzlich fiel mir ein: In Tweeds Erzählung stimmte etwas nicht. Einen Mann namens Jermakow hatte es bei jenem Unternehmen überhaupt nicht gegeben. Gleichzeitig erinnerte ich mich an die Titelseite einer Monographie über »Spiele bei extraterrestrischen Lebewesen«. Der Autor war: Tweed!
»… Jedenfalls sind solche Entgleisungen immer schwierig zu beurteilen«, versuchte ich meine Lage zu retten.
Als ich einen Blick zu Tweed hin wagte, saß der streng und aufrecht da, aber er nickte mir zu, voll heimlichen Einverständnisses, mit einem guten Schuß freundlicher Nachsicht in seinen wasserhellen Augen.
Agonie
I.
Noch einmal überzeugte sich Dogromzik, daß die schwarzen und weißen Abschnitte des Kurskodes hinter der Scheibe vorbeidefilierten und im Schlitz des Abnehmers verschwanden. Dann senkte er die Lehne des Sessels, streckte seine langen Beine, bis die Gelenke knackten, und ließ sich mit einem Seufzer zurückfallen. Sein letzter Blick traf das Chronometer ganz oben an der Anzeigetafel. Fast vier Stunden hatten sie diesmal gebraucht, bis der Kurs anlag. Für eine Weile hatte er das Seine getan, jetzt waren die Planetologen an der Reihe. Er schloß die Augen und nahm kaum noch wahr, wie er die beengenden Mikrophone der Introvox vom Hals löste. Augenblicklich versank er in wohlige Bewußtlosigkeit der Relaxation.
Aus der Tiefe tauchend, erblickte er als erstes wieder das Chronometer. Drei Minuten waren vergangen.
Nicht möglich! dachte er, aber es mußte wohl stimmen, denn er sah durch die Glaswand, wie sein Kopilot noch immer vergeblich versuchte, das widerspenstige Ende eines Kodedrahtes in den Spulenkopf einzufädeln. Kein Wunder; Rotluff schaute ganz woandershin und bewegte die Lippen. Er wird die Kommastellen der Beschleunigung in den Meßraum durchgeben müssen, da kann er nicht mal fluchen, dachte Dogromzik mitfühlend. Er spürte, wie die überspitzte Konzentration der vergangenen Stunden schon wieder Wellen der Erregung in seine Glieder sandte, und hielt es nicht mehr untätig im Sessel aus.
Die Marke des Gravitrons spielte um null Komma zwei g. Vorsichtig erhob er sich, klopfte an Rotluffs gläserne Zellenwand, wies mit dem Finger auf sich und dann nach oben. Als Rotluff nickte, machte sich Dogromzik auf den Weg zum großen Meßraum.
Dort waren die anderen alle. Dort schürzte sich jetzt ein Knoten – der letzte vermutlich – in der Linie der Ereignisse ihrer Reise. Dort würde Sutomeinen den Einsatz leiten, Minuten oder Stunden, je nachdem.
Das Unternehmen war nicht vorgesehen gewesen. Im Raumkubus, der ihnen zugefallen war, hatten sie, von außen in das System der großen rötlichen Omega sechzehn eindringend, die Daten all ihrer Planeten aufgenommen, soweit der Auftrag es forderte. Kurz vor dem Abschluß der Arbeiten am elften, dem innersten des Systems, entdeckte Sutomeinen selbst einen weiteren, winzigen Trabanten noch weiter innen, der das Zentralgestirn mit hoher Geschwindigkeit umkreiste. Sutomeinen deklarierte seinen Fund als puren Zufall. Das mochte er wohl selber meinen, aber als Kosmogoniker war er gewiß sensibilisiert, und alle wußten, daß er eine Schwäche für sonnennahe Planetenbahnen hatte. Von den übrigen elf ließ sich keiner unterhalb der sechsten Klasse einordnen. Alle waren überschwere Brocken und die Gründe für eine Landung auf ihnen unzureichend, um die außerordentlichen Erschwernisse in Kauf zu nehmen, die das Landen auf derartigen Massen mit sich bringt.
So war dieser Auftrag bisher nicht strapaziöser als jeder seiner Art, jedenfalls was ihn, Dogromzik, als Piloten
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