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Das Gastgeschenk der Transsolaren

Das Gastgeschenk der Transsolaren

Titel: Das Gastgeschenk der Transsolaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Leman , Hans Taubert
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Gutmütigkeit des Spottes und verteidigte sich mit genau gehandhabten Nomogrammen und unstetigen Variablen in Sonnennähe. Wyman schaute er hilfesuchend an, aber der hob nur die Schultern, und die Fältchen um seine Augen vertieften sich.
      Dann wandte sich das Interesse den Realitäten der Stunde zu. Es war kein Zufall, daß Dogromzik, der Vorschrift höchst zuwider jetzt auf einem Gerätetisch sitzend, die entscheidende Frage stellte: »Werden wir nun landen oder nicht?« Das Ja oder Nein würde nächst der Navigationsgruppe Rotluff und ihn als Piloten unmittelbar treffen.
      »Der kleine Flitzer ist doch nur das übliche!«
      »Die Frage heißt: Gibt es dort Leben?«
      »Der Zwölfte auf einer Biosphärenbahn? Bei den Temperaturen?«
      »Wesentlicher Unsicherheitsfaktor ist der Chef. Er glaubt nur die Hälfte. Aber welche?«
      Die Antworten kamen kurz hintereinander. Die Urteile, beinahe schon wieder sachlich, aber noch wenig erwogen, differierten hinreichend, um eine Diskussion zu entzünden.
      »Was gibt es anderes zu erwarten?« bemerkte Michalsen nach einigem Hin und Her unlustig. Weißblonde Haarsträhnen hingen ihm traurig in sein langes, sommersprossiges Gesicht. Aber er schien nur überzeugende Argumente gegen seine eigenen Hoffnungen zu sammeln. »Die kleinen sonnennahen Trabanten verhalten sich immer gleich. Wenn ihre Oberfläche in der Jugend von Wasser bedeckt ist, umläuft sie einmal während der Tagesrotation eine Flutwelle. Eine enorme! Ebendeshalb, weil sie sonnennahe sind. Die permanente Reibung des Gezeitenstromes bremst die Eigenumdrehung, bis das Ding der Sonne immer die gleiche Seite zuwendet. Die glüht, und die andere Seite ist abscheulich kalt. Wo soll da etwas leben? Und dort landen? Danke! Wozu auch?«
      »Stimmt!« tönte Tomars Baß aus dem Hintergrund. Dort bewachte er noch immer den Positivautomaten für seine Bilder, mit dem er auf Kriegsfuß stand.
      Alle sahen auf Kreik, von dem sie hofften, daß er auch diesmal anderer Meinung war.
      Kreik hatte noch seinen Laborkittel an. Er liebte dieses Relikt aus seiner weit zurückliegenden chemischen Ausbildung, die ihn offenbar nachhaltig beeindruckt hatte. Von einem der Drehsessel starrte er beharrlich schweigend zur grauen Tafel oder stanzte mit seinen Blicken auch nur Löcher in die Luft, die in diese Richtung wiesen. Jetzt sagte er langsam: »Dann müßten der Jahresumlauf um die Sonne und die Drehung des Planeten um sich selber die gleiche Dauer haben. So ist es aber nicht.«
      »Neun Prozent Differenz«, warf Rwow ein, »Meßfehler!« Er war für vernünftigen Menschenverstand und runde Werte. »Oder ein TagNacht-Rhythmus von etwa sechshundert Stunden!«
      »Es ist bei Proximalen so gut wie immer so, daß sie konsequent den Hintern von der Sonne wegdrehen«, beharrte Rwow ohne Nachdruck.
      Aber Kreik wiegte bedenklich den knochigen Schädel. »Du kennst doch Sutomeinen.« Er schob, wozu er selbst neigte, auf eine schwer zugängliche Ebene. »Gerade weil dieser zwölfte ein Proximaler ist, wird der Haare spalten. Und außerdem: Selbst ein Bruchteil der neun Prozent verschiebt die Akzente in dieser Frage entscheidend, vorausgesetzt, die Differenz ist reell.«
      Hieran erhitzten sich die Gemüter.
      Kreik und Rwow fanden endlich ihren Reibungspunkt und steigerten die Lautstärke. Michalsens Gesicht hatte sich wieder aufgehellt, und, eine akustische Lücke nutzend, zog er lebhaft Zwischenbilanz: »Jetzt sitzen wir drin. Theoretisch haben Rotation um die eigene Achse und Jahr gleiche Dauer. Dann ist auf der sonnenwendigen Hemisphäre immer Tag, wie bei Sonnennahen üblich. Nach der direkten Messung ist aber noch ein Tag-Nacht-Zyklus wahrscheinlich, wie es für Proximale nicht typisch ist.«
      »Zum Aussuchen!« rief Tomar ebenso laut wie anzüglich. Plötzlich war da Sutomeinens Stimme: »Genau!« Der muß doch schon eine ganze Weile wieder hier sein, dachte Dogromzik und rutschte diskret von seinem zweckentfremdeten Sitz. Das stimmte offensichtlich, denn Sutomeinen fuhr fort: »Kreik hat recht. Ob der Terminator stillsteht oder ob er wandert, entscheidet alles. Begründen Sie das, Kreik!« fuhr er den an.
      »Es geht um das Problem, ob es dort Leben gibt?« vergewisserte sich der Biologe und schwenkte seinen Drehsitz viel zu heftig in Sutomeinens Richtung herum. Seine eckige Denkweise forderte klare Fragestellungen.
      »Was denn sonst?« Sutomeinen blinzelte. Ohne Brille sah er fremd

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