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Das Gastgeschenk der Transsolaren

Das Gastgeschenk der Transsolaren

Titel: Das Gastgeschenk der Transsolaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Leman , Hans Taubert
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aus. Er hielt sie in der Hand und suchte in seinen Taschen herum.
      Kreik schluckte. Dann gab er sich Mühe, seine Gründe knapp darzulegen. Nicht nur im Hinblick auf die Temperatur sei Leben ausschließlich in der Terminatorzone möglich. Gäbe es aber einen Tag-NachtRhythmus, so daß die Tag-Nacht-Grenze folglich um den Planeten herumwandere, dann müßten ihm die Organismen oder die Lebensformen, wie immer sie geartet seien, quasi nachlaufen, wenn sie am Tag nicht verbrennen oder in der Nacht nicht erfrieren wollten. Das sei in hohem Maße unwahrscheinlich.
      »Und die anabiotischen Zustände?« Michalsen zog die farblosen Brauen hoch, so daß sein Gesicht noch länger wurde als sonst.
      »Wieso? Welche? Haben Sie welche nachgewiesen?« fragte Sutomeinen. Er hob die Brille vor die Augen und fixierte Michalsen kopfschüttelnd.
      »Ich meine Sporen, Zysten, Kälte- und Trocknungsanabiosen und was es da an Überdauerungsformen noch gibt. Ich bin kein Biologe, aber es ist doch bekannt, daß das Leben sehr anpassungsfähig ist und die Eigenschaften entwickelt, die ihm von den Bedingungen vorgeschrieben werden.«
      »Hm. Kreik, was sagen die Biologen dazu?«
      »Unmöglich ist das nicht, allerdings…«
      »… sind solche Formen so extreme Reduktionstypen, daß sie uninteressant sind«, unterbrach Sutomeinen.
      »Das meinen Sie!« Kreik sprang von seinem Sessel hoch. Plötzlich sah er aus überraschender Höhe auf den gut anderthalb Köpfe kleineren Sutomeinen herab, der dicht vor ihm stand. Aber er setzte sich nicht wieder, sondern zog es vor, die Fäuste energisch in die Taschen seines Kittels zu stoßen und in dem engen Raum zwischen den Gerätesockeln auf und ab zu gehen.
      Eine Bewegung bewog Dogromzik, sich umzusehen. Er schaute mitten in das Gewirr von Michalsens Sommersprossen. Der blonde Hüne duckte sich, als erwarte er eine Explosion. Mit abgründiger Miene streckte er hinter Kreiks Rücken den Daumen seiner geballten Rechten als Blitzableiter nach unten.
      Aber Kreik sprach unbeirrt weiter: »Gerade die Grenzzustände des Lebens sind von Interesse. Von höchstem Interesse! Allerdings setzen sie ein Minimum an vegetativer Phase voraus, während der die Syntheseleistungen und die Reproduktion ablaufen. In dieser Zeit ist alles Lebendige anspruchsvoll hinsichtlich der Existenzbedingungen und verlangt Zeit für diese empfindlichen Prozesse.«
      »Die haben sie doch im Terminatordurchgang! Die Sporen lassen sich von Kälte oder Hitze überrollen. Nur in der Dämmerung erwachen sie«, meldete sich Michalsen von hinten. Seine undurchsichtige Miene ließ Zweifel am Ernst seines Einwurfs offen, und Rwow knurrte etwas von Spitzfindigkeiten.
      »Viel zu kurz!« Taub für Zwischentöne, lehnte Kreik den Einwand ab. »Wenn die Dämmerungszone wandert, haben wir auf dem Zwölften nicht mit Leben zu rechnen«, betonte er nochmals seinen Standpunkt. »Leider!« konnte er sich – Sutomeinen ins Gesicht blickend – nicht enthalten zuzufügen.
      Die von Michalsen erwartete Explosion unterblieb. Statt dessen sagte Sutomeinen ruhig: »Rwow, ich denke, jetzt sind Sie dran«, und Dogromzik glaubte, einen schwachen Anflug von Schmunzeln in den Mienen seines Chefs zu entdecken.
      Rwow saß schon geraume Zeit unbeweglich da, Ellbogen auf dem Knie und das massige Kinn, in seine derben, schwarzbehaarten Fäuste gebettet. Mit ein wenig gelangweiltem, ein wenig amüsiertem Ausdruck sah er unter buschigen Augenbrauen hervor und verfolgte die Debatte abwartend, als sitze er im Kino. Nun strich er über die geräumige Fläche seines Schädels. »Nach dem Verteilungsmuster der Oberflächentemperaturen gibt es keine Eigenrotation des Planeten, die größer oder kleiner wäre als eins pro Jahr. Der Terminator steht folglich fest«, äußerte er bündig.
      Kreik holte geräuschvoll Luft. »Und da läßt der einen reden!« stöhnte er dann. Es entstand eine Pause.
      Da erhob sich Tomar. Seit dem Auftauchen des Chefs war er vorsichtig verstummt. Er ging in seine Positivautomatenecke. Einen Stapel großformatiger Abzüge durchmusternd, kam er wieder zurück.
      »Ich habe da noch was«, dröhnte er verhalten, und alle wandten sich ihm zu.
      Als Tomar die richtigen Aufnahmen aus dem Packen gefischt hatte, hielt Sutomeinen seine Zyklopenlupe schon in der Hand.
      »Sie meinen den weißen Punkt am Rande der Planetenscheibe?« fragte er, als er kaum einen Blick auf die ersten Abzüge geworfen

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